Aminosäuren

Von Dr. med. Felicitas Witte
und , Medizinredakteurin und Biologin
Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

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Die Aminosäuren sind die Bausteine der Eiweiße (Proteine) im Körper. Manche davon kann der Körper selbst herstellen, andere muss er über die Nahrung aufnehmen. Lesen Sie mehr über die Bedeutung von Aminosäuren und wichtige Störungen im Aminosäuren-Stoffwechsel!

Was sind Aminosäuren?

Aminosäuren sind die "Grundbausteine" der Eiweiße (= Proteine). Proteine spielen im menschlichen Körper eine wichtige Rolle: Sie übernehmen viele wichtige Aufgaben und geben den Körpergeweben Struktur. Ein gesunder, schlanker Erwachsener besteht zu etwa 14 bis 18 Prozent aus Proteinen.

Die Proteine des Körpers sind aus 20 verschiedenen Aminosäuren aufgebaut. Bei der Herstellung von Proteinen werden die Aminosäuren wie an einer Kette aneinander gebunden. Zwei verbundene Aminosäuren heißen Dipeptid, drei Aminosäuren Tripeptid. Kleine Proteine bestehen aus einer Kette von etwa 50 Aminosäuren. Große Proteine sind aus Hunderten oder Tausenden Aminosäuren zusammengesetzt und können aus zwei oder mehr gefalteten Aminosäure-Ketten bestehen.

Weil Proteine die Hauptbestandteile der meisten Zellstrukturen sind, müssen wir ausreichend Proteine mit der Nahrung zu uns nehmen. Dies ist besonders wichtig während der Schwangerschaft, während des Wachstums und bei Gewebeschäden als Folge von Verletzungen oder bei Krankheiten.

Essenzielle Aminosäuren

Von den 20 Aminosäuren, welche die Proteine im menschlichen Körper aufbauen, gelten zehn als essenzielle Aminosäuren. Dies bedeutet, dass der Körper sie gar nicht oder nicht in ausreichender Menge selbst herstellen kann, sondern mit der Nahrung zuführen muss. Acht der zehn essenziellen Aminosäuren kann der Mensch gar nicht herstellen, zwei nur in sehr geringer Menge.

Ein vollständiges Protein enthält alle essenziellen Aminosäuren in ausreichender Menge. Vollständige Proteine kommen beispielsweise in Rindfleisch, Fisch, Geflügel, Eiern und Milch vor. Unvollständige Proteine enthalten nicht alle essenziellen Aminosäuren. Sie sind beispielsweise im grünen Blattgemüse, in Hülsenfrüchten und im Getreide enthalten.

Nicht-essenzielle Aminosäuren

Nicht-essenzielle Aminosäuren kann der Körper selbst herstellen. Er verwendet dafür Pyruvat oder eine Säure aus dem Zitronensäurezyklus und überträgt auf diese eine Aminogruppe. Sind in einer Zelle alle essenziellen und nichtessenziellen Aminosäuren in ausreichender Menge vorhanden, kann die Zelle sehr rasch Proteine herstellen. Der Bauplan für die Produktion der Proteine ist im Erbgut der Zelle (DNA) gespeichert.

Aminosäuren: Normwerte

Die verschiedenen Aminosäuren lassen sich im Blutserum sowie im Urin bestimmen. Für Erwachsene gelten folgende Normwerte:

Aminosäure

Serum (µmol/l)

Urin (µmol/g Kreatinin)

Alanin

bis 500

bis 700

β-Alanin

bis 10

bis 130

α-Aminoadipinsäure

bis 10

bis 180

α-Aminobuttersäure

bis 40

bis 100

γ-Aminobuttersäure

bis 100

bis 250

β-Aminoisobuttersäure

bis 10

bis 1.200

Arginin

bis 150

bis 150

Asparagin

bis 100

bis 500

Asparaginsäure

bis 50

bis 100

Carnosin

bis 10

bis 300

Citrullin

bis 60

bis 100

Cysthathionin

bis 10

bis 100

Cystin

bis 140

bis 200

Ethanolamin

bis 50

bis 250

Glutamin

bis 700

bis 800

Glutaminsäure

bis 110

bis 200

Glycin

bis 450

bis 2.500

Histidin

bis 100

bis 1.600

Homocitrullin

bis 10

bis 10

Homocystin

bis 10

bis 10

Hydroxylysin

bis 50

bis 50

Hydroxyprolin

bis 30

bis 100

Isoleucin

bis 100

bis 100

Kynurenin

bis 10

bis 10

Leucin

bis 190

bis 100

Lysin

bis 250

bis 250

Methionin

bis 40

bis 100

1-Methylhistidin

bis 10

bis 500

3-Methylhistidin

bis 10

bis 500

Ornithin

bis 120

bis 150

Phenylalanin

bis 240

bis 150

Phosphoethanolamin

bis 10

bis 100

Phosphoserin

bis 10

bis 10

Prolin

bis 350

bis 100

Serin

bis 200

bis 800

Taurin

bis 140

bis 500

Threonin

bis 230

bis 500

Tryptophan

bis 80

bis 150

Tyrosin

bis 100

bis 200

Valin

bis 3

bis 120

Bei Kindern gelten für die meisten Aminosäuren je nach Altersgruppe andere Normwerte.

Aminosäuren-Stoffwechsel: Störungen

Durch Vererbung kann es zu Störungen im Aminosäuren-Stoffwechsel kommen. Manchmal werden zum Beispiel bestimmte Aminosäuren nicht richtig abgebaut und reichern sich im Körper an. Bei anderen Störungen können gewisse Aminosäuren nicht richtig im Darm aufgenommen oder über die Niere ausgeschieden werden, weil die Transportsysteme nicht funktionieren. Inzwischen kennen Mediziner über 70 solcher angeborenen Störungen. Die häufigste Aminosäureabbaustörung ist die Phenylketonurie. Weitere Abbaustörungen sind zum Beispiel die Ahornsirupkrankheit und die Homocystinurie. Bei Verdacht auf solche Stoffwechselstörungen kann der Arzt die Aminosäuren-Werte im Blutserum oder Urin des Patienten bestimmen.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:
Dr. med.  Felicitas Witte

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

Quellen:
  • Hagemann, O.: Laborlexikon, www.laborlexikon.de (Abruf: 04.12.2017)
  • Neumeister, B. et al.: Klinikleitfaden Labordiagnostik, Elsevier/Urban & Fischer Verlag, 4. Auflage, 2009
  • Tortora G.J. & Derrickson B.H.: Anatomie und Physiologie, Wiley-VCH Verlag, 2006
  • Vieten, M.: Laborwerte verstehen leicht gemacht, Trias Verlag, 2009
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