Menschen bei der Reha

Post Covid: Reha wirkt!

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Rund sechs Prozent der vormals an Covid erkrankten Personen sind von Post Covid betroffen. Eine gute Nachricht ist daher, dass Rehabilitationsmaßnahmen tatsächlich vielen Betroffenen helfen. Das ergab eine kleine Studie mit 50 Post Covid-Patientinnen und -Patienten: Im Verlauf einer fünfwöchigen Reha besserte sich bei 80 Prozent der Betroffenen der Zustand deutlich. Etwa die Hälfte konnte wieder in ihren Beruf zurückkehren.

„Insgesamt schlug die Reha bei Post-Covid-Betroffenen sogar etwas besser an als bei psychokardiologischen oder psychosomatischen Patientinnen und Patienten [ebenfalls Reha-Teilnehmer, Anm. d. Red.]“, erläutert Studienleiter Prof. Volker Köllner von der Berliner Charité.

Nachwirkungen der Infektion ziehen sich über Monate

Zuvor hatten die Post-Covid-Betroffenen nach ihrer Infektion länger als drei Monate unter Beschwerden gelitten, beispielsweise unter extremer Erschöpfung (Fatigue), Luftnot, Konzentrationsstörungen, diffusen Schmerzen, Schwindel, Kopfweh und Depressionen. Die meisten von ihnen waren zuvor arbeitsunfähig gewesen, 43 Prozent sogar länger als sechs Monate.

„Es handelte sich insgesamt um typische Post-Covid-Betroffene mittleren Schweregrades, von denen es einige Hunderttausend geben dürfte“, erläutert der Leiter der Forschungsgruppe Psychosomatische Rehabilitation.

Die Betroffenen könnten sich beispielsweise zwar selbst anziehen und frühstücken. „Aber sie sind schnell erschöpft, und zwei Drittel litten unter starken Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen“, so Köllner.

Fünfwöchiges Reha-Programm

Die Teilnehmenden hatten ein Reha-Programm mit maßgeschneidertem Therapieplan durchlaufen. Dazu gehörte ein individuell angepasstes Bewegungstraining, Atemtherapie, gesundheitliche Information und Aufklärung, Achtsamkeitsübungen, kognitives Training, Yoga oder Qigong sowie psychotherapeutische Einzel- und Gruppen-Gespräche.

Wichtig sei dabei der Gruppeneffekt: „Die Betroffenen tauschen sich fünf Wochen zu dem Thema aus: Wie bewältige ich Post-Covid“, berichtet Köllner. „Das setzt Effekte wie in einer Selbsthilfegruppe frei.“

Am Ende der Reha hätten sich mittlere bis hohe Effektstärken hinsichtlich Körperbeschwerden, Aktivität und Teilhabe, Depressivität, Ängsten und der körperlichen Fitness gezeigt, so Köllner.

Post Covid trifft nicht nur gesundheitlich Vorbelastete

Die Teilnehmenden der Studie waren im Schnitt 51 Jahre alt, 76 Prozent von ihnen waren Frauen, knapp 50 Prozent hatten einen höheren Bildungsabschluss. Immerhin die Hälfte hatte sich vor der Covid-Erkrankung topfit gefühlt. Die andere Hälfte gab an, schon vor der Covid-Infektion gesundheitlich angeschlagen gewesen zu sein.

Auch die Sorge, dass eine Reha Post-Covid-Betroffene überfordern könnte, wurde im Rahmen der Studie entkräftet. Zwar hätten rund 20 Prozent wenig oder nicht profitiert, „aber niemand hat sich verschlechtert“, so Köllner. Die Ergebnisse der Berliner Studie müssen noch anhand größerer Patientengruppen überprüft werden.

Krankheitsmechanismen von Post Covid erst ansatzweise geklärt

Allerdings ist noch immer nur in Ansätzen geklärt, auf welchen Mechanismen die Beschwerden von Post Covid beruhen. Unter anderem gibt es Hinweise auf fehlgelaufene immunologische Effekte. Möglich sind aber auch Blutgerinnungsstörungen mit winzigen Gerinnseln, die die Beschwerden verursachen könnten.

Auch sich hartnäckig haltende Virusrestbestände, beispielsweise im Darm, könnten die Abwehrkräfte mancher Betroffener chronisch auf Trab halten. Hinzu kommen wohl psychosomatische Verstärker.

Es bleibt also noch viel zu tun in der Forschung und der Entwicklung von Therapien, die auf die verschiedenen Ursachen von Post Covid abzielen. Von denen könnten dann, so die Hoffnung, endlich auch Fatigue-Betroffene profitieren, deren Beschwerden durch andere Infektionen hervorgerufen wurden und für die es bislang kaum Hilfe gab.

Mangel an Reha-Plätzen

Auf Hilfe durch eine Reha können Post Covid-Betroffenen allerdings nur hoffen, wenn sie auch einen Reha-Platz erhalten. Doch die reichen längst nicht für alle aus.

Darüber hinaus fordern die Berliner Forschenden Angebote zur ambulanten Nachsorge. „Sie werden benötigt, um die positiven Effekte zu verstetigen”, sagt Studienleiter Köllner.

Zeit für Wiedereingliederung einplanen

Ebenso notwendig seien längerfristig angelegte Programme zur beruflichen Wiedereingliederung. „Hier sind auch die Arbeitgeber gefragt“, so der Mediziner. Zwar sei die Prognose beim Post Covid-Syndrom insgesamt positiv. Oft benötige die Erholung jedoch mehr Zeit als bei anderen Erkrankungen.

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Quellen:
  • Kupferschmitt, A. et al.: (2023): First results from post-COVID inpatient rehabilitation. Front. Rehabil. Sci. 3:1093871. doi: 10.3389/fresc.2022.1093871
  • Pressemitteilung, Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin, 20.06.2023
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