Gelenkschmerzen

Von , Medizinredakteurin und Biologin
und , Medizinjournalistin
Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

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An Gelenkschmerzen - vorübergehend oder längerfristig - leiden viele Menschen. Am häufigsten sind die Kniegelenke betroffen. Meist lösen Abnutzungserscheinungen (Verschleiß) die Schmerzen aus, Mediziner sprechen dann von Arthrose. Auch entzündete (Arthritis) oder verletzte Gelenke sind oft mit schmerzhaften Beschwerden verbunden. Es gibt aber noch viele weitere mögliche Ursachen für Gelenkschmerzen. Lesen Sie hier alles Wichtige rund um Ursachen und Behandlung von Gelenkschmerzen.

Gelenkschmerzen

Kurzübersicht

  • Beschreibung: Gelenkschmerzen können sehr unterschiedlich sein, z.B. nur ein einzelnes Gelenk oder aber mehrere Gelenke, nur kleine Gelenke (etwa an den Fingern) oder große Gelenke (wie Hüftgelenk) betreffen. Sie können akut oder chronisch auftreten. Manchmal treten sie nur in Ruhe (Ruheschmerzen) oder nachts (Nachtschmerz) auf.
  • Ursachen: z.B. Gelenkabnutzung (Arthrose), Schleimbeutelentzündung (Bursitis), bakterielle Gelenkentzündung (bakterielle Arthritis), Rheumatoide Arthritis, Rheumatisches Fieber, Gicht, begleitende Gelenkentzündung bei und nach Infektionen (wie Borreliose), Reaktive Arthritis (Morbus Reiter), Schuppenflechte (Psoriasis-Arthritis), Morbus Bechterew, Sarkoidose, Systemischer Lupus erythematodes, Gelenkblutung bei Gerinnungsstörungen.
  • Wann zum Arzt? Bei eingeschränkter Beweglichkeit des schmerzenden Gelenks, Fieber, geröteter Haut über dem schmerzenden Gelenk, geschwollenem Gelenk.
  • Diagnostik: Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese), Abtasten der schmerzenden Gelenke, evtl. weitere Untersuchungen wie orthopädische Untersuchung, dermatologische Untersuchung, Blutuntersuchung, Ultraschall, Röntgen, Gelenkpunktion.
  • Was Sie selbst tun können: z.B. Übergewicht abbauen, einseitige Belastungen vermeiden, gelenkschonendes Ausdauertraining (wie Schwimmen, Radfahren), feuchte und kühlende Umschläge oder aber Wärmeanwendungen, Fingerübungen in angewärmtem Sand (bei Arthrose in den Fingern), Heilpflanzen (etwa als Tee oder Salbe), ätherische Öle (für Massagen).

Gelenkschmerzen: Beschreibung

Gelenkschmerzen können sich auf verschiedenste Weise äußern. Unterschiedliche Kriterien helfen bei der genaueren Beschreibung der Beschwerden.

Einteilung nach dem Beginn der Gelenkschmerzen

  • Akute Gelenkschmerzen setzen innerhalb von Stunden ein.
  • Subakute Gelenkschmerzen machen sich innerhalb von Tagen bemerkbar.
  • Chronische Gelenkschmerzen erstrecken sich über Wochen oder Monate.

Einteilung nach der Anzahl der betroffenen Gelenke

  • Monoartikuläre Gelenkschmerzen betreffen nur ein Gelenk.
  • Oligoartikuläre Gelenkschmerzen erstrecken sich auf zwei bis vier Gelenke.
  • Polyartikuläre Gelenkschmerzen betreffen mehr als vier Gelenke.

Einteilung nach dem Schmerzrhythmus

  • Ruheschmerz
  • Nachtschmerz
  • Morgensteifigkeit der Gelenke

Einteilung nach dem Verteilungsmuster

  • Gelenkschmerzen in den kleinen Gelenken (wie Handgelenke, Fingergelenke)
  • Gelenkschmerzen in den großen Gelenken (zum Beispiel Knie- und Hüftgelenk)
  • Gelenkschmerzen in den Fingerendgelenken

Einteilung nach der Schmerzintensität

Der Patient kann die Schmerzintensität anhand einer Skala von 0 (kein Schmerz) bis 10 (unerträglicher, maximaler Schmerz) beschreiben.

Gelenkschmerzen: Besonders häufig betroffene Gelenke

Welche Gelenke besonders häufig von Gelenkschmerzen betroffen sind, hängt entscheidend von der Schmerzursache ab. Einige Beispiele:

Verschleiß (Arthrose) ist die Hauptursache von Gelenkschmerzen. Sie betrifft überwiegend jene Gelenke, die zeitlebens stark belastet werden. Das sind die Knie-, Hüft- und Sprunggelenke. Arthrose kann grundsätzlich aber auch in allen anderen Gelenken auftreten.

Rheumatoide Arthritis ist eine weitere häufige Ursache von Gelenkschmerzen. Die schmerzhaften Gelenkentzündungen zeigen sich überwiegend an den Hand- und Fingergelenken. Auch Knie-, Ellenbogen- und Schulterschmerzen sowie Schmerzen in den Zehengrundgelenken treten bei Rheumatoider Arthritis häufig auf.

Bei einem akuten Gichtanfall schmerzen meist die Gelenke in den Beinen, vorwiegend das Großzehengrundgelenk. Es können aber auch Sprung- und Kniegelenke betroffen sein.

Eine Schleimbeutelentzündung (Bursitis) kann vor allem Hüft-, Ellenbogen-, Knie- und Schulterschmerzen auslösen.

Gelenkschmerzen: Ursachen und Symptome

Gelenkschmerzen können sehr unterschiedliche Ursachen haben. Die wichtigsten sind:

Gelenkabnutzung (Arthrose der Gelenke)

Arthrose ist die häufigste Gelenkerkrankung und kann grundsätzlich an allen Gelenken auftreten. Es wird dabei die Knorpelschicht an den Gelenkflächen zunehmend zerstört – die angrenzenden Knochenbereiche verändern sich, das betroffene Gelenke wird weniger beweglich. Es entzündet sich, schwillt an und schmerzt.

Zu einer übermäßigen Gelenkabnutzung kommt es meist, wenn die betroffenen Gelenke lange Zeit überlastet wurden. Manchmal ist eine Arthrose aber auch die Folge eines Unfalls, Bänderschadens oder einer angeborenen Schwäche oder Fehlbildung von Gelenken. Die meisten Handgelenks-, Hüft- und Knieschmerzen beruhen auf einer Arthrose.

Schleimbeutelentzündung (Bursitis)

Schleimbeutel finden sich zwischen Knochen und Gewebe an Stellen, die besonders starker Belastung ausgesetzt sind (z.B. in den Gelenken). Sie sind ein mit Flüssigkeit gefülltes Gewebepolster, das quasi als organisches Dämmmaterial fungiert – Schleimbeutel federn Druck ab und schützen so den Knochen.

Durch entzündliche oder mechanische Reizung (zum Beispiel bei Sportverletzungen) können sich die Schleimbeutel entzünden (Bursitis) und Schmerzen in der betreffenden Region auslösen:

So werden Ellenbogenschmerzen oft von entzündeten Schleimbeuteln im Ellenbogengelenk verursacht. Schulterschmerzen beruhen vielfach auf verkalkten oder entzündeten Schleimbeuteln in der Schulterregion. Knieschmerzen gehen oft von entzündeten Kniegelenks-Schleimbeuteln und Hüftschmerzen von entzündeten Schleimbeuteln am großen Rollhügel (Knochenvorsprung an der oberen Außenseite des Oberschenkels) aus.

Bakterielle Gelenksentzündung (bakterielle Arthritis)

Bakterielle Gelenksentzündungen betreffen vor allem das Knie- und Hüftgelenk. Die Bakterien gelangen entweder über das Blut zum Gelenk oder infizieren das Gelenk auf direktem Wege (entweder über Verletzungen oder Operationen am Gelenk oder bei diagnostischen Injektionen ins Gelenk). Mögliche Hinweise auf eine bakterielle Gelenksentzündung sind intensive Knie- oder Hüftschmerzen und Fieber. Zudem ist der Gelenkbereich geschwollen, gerötet und lokal überwärmt.

Borreliose (Lyme-Arthritis)

Die Gelenkschmerzen bei Borreliose beruhen ebenfalls auf einer bakteriellen Gelenksentzündung. Ausgelöst wird diese von bestimmten Bakterien (Borrelia burgdorferi), die von Zecken auf den Menschen übertragen werden. Etwa vier Wochen später zeigen sich die typischen Symptome wie Müdigkeit, Fieber, Hautrötungen und Gelenkschmerzen.

Begleitende Gelenkentzündung bei und nach Infektionen

Entzündungsbedingte Gelenkschmerzen können auch während und nach allgemeinen Infektionskrankheiten auftreten, etwa bei Hepatitis (Leberentzündung), Röteln, Mumps, Windpocken, Scharlach, Tuberkulose, Grippe und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa). Betroffen sind vorwiegend die großen Gelenke (Hüft-, Knie- und Sprunggelenke). Die Beschwerden klingen spontan wieder ab.

Gelenkentzündung bei reaktiver Arthritis

Die reaktive Arthritis, früher auch Morbus Reiter genannt, ist eine seltene rheumatische Erkrankung. Zu den Symptomen gehören schmerzhafte Gelenkentzündungen sowie Harnröhren- und Bindehautentzündung.

Gelenkentzündung bei Schuppenflechte (Psoriasis-Arthritis)

Schuppenflechte (Psoriasis) kann von entzündungsbedingten Gelenkschmerzen begleitet werden. Manchmal gehen die Gelenkschmerzen auch der Hauterkrankung voraus: Dann treten die Gelenkschmerzen zuerst auf und die schuppigen Hautveränderungen entwickeln sich erst später. Besonders dann, wenn Finger- und Zehengelenke und/oder die Wirbelsäule schmerzen, kann eine Psoriasis-Arthritis dahinter stecken.

Gelenkentzündung bei Morbus Bechterew

Morbus Bechterew ist eine chronisch-rheumatische Entzündung. Sie betrifft vor allem die Wirbelsäule, kann aber auch auf die großen Gelenke übergreifen. Bei Knie-, Hüft- sowie Fersenschmerzen und/oder Schmerzen am Sprunggelenk muss daher an Morbus Bechterew als mögliche Ursache gedacht werden.

Gicht beziehungsweise akuter Gichtanfall

Bei Gicht ist die Harnsäurekonzentration im Blut erhöht. Die überschüssige Harnsäure fällt in Kristallform aus, und diese Kristalle lagern sich unter anderem in den Gelenken ab – es kommt zu einem akuten Gichtanfall mit heftigen Gelenkschmerzen, geschwollenen und geröteten Gelenken. Betroffen ist meist das Großzehengrundgelenk. Aber auch Knie- und Handgelenkschmerzen sowie Schmerzen an den Fingergelenken oder am oberen Sprunggelenk kann ein akuter Gichtanfall zugrunde liegen.

Rheumatoide Arthritis

Die Rheumatoide Arthritis ist die häufigste entzündliche Gelenkerkrankung. Sie schreitet meist chronisch voran und zerstört allmählich die betroffenen Gelenke. Typisch für diese Erkrankung sind schmerzende, morgensteife Finger- und Handgelenke, Gelenkschwellungen sowie die Unfähigkeit, eine Faust zu machen.

Rheumatisches Fieber

Diese entzündliche Erkrankung wird von bestimmte Bakterien (Streptokokken) verursacht, und zwar Tage bis Wochen nach einer nicht mit Antibiotika behandelten Nasen-Rachen-Infektion. Kinder sich besonders häufig davon betroffen. Mögliche Symptome sind neben Gelenkschmerzen Hauterscheinungen, Herzentzündung (Karditis) sowie plötzliche, unwillkürliche und unkontrollierte Bewegungen (Chorea minor).

Gelenkentzündung mit Sarkoidose (Löfgren-Syndrom)

Die Sarkoidose ist eine seltene entzündliche Erkrankung unklarer Ursache, die den ganzen Körper betreffen kann. Eine spezielle Form der Erkrankung ist das Löfgren-Syndrom (akute Sarkoidose). Es betrifft hauptsächlich jüngere Frauen. Zu den Symptomen gehören Gelenkschmerzen (vor allem im Bereich der Sprunggelenke), akute Entzündungen des Unterhautfettgewebes (Erythema nodosum), Lymphknotenschwellungen im Bereich der Lunge (bihiläre Lymphadenopathie) und Gewichtsverlust.

Systemischer Lupus erythematodes (SLE, Schmetterlingsflechte)

Der SLE ist eine seltene Autoimmunerkrankung, an der vor allem Frauen erkranken. Sie löst häufig Gelenkschmerzen und -entzündungen aus. Dazu können sich noch viele weitere Symptome gesellen wie ein schmetterlingsförmiger Hautausschlag im Gesicht, Rippenfell-, Herzbeutel-, Nieren- oder Gehirnentzündung sowie Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme. Lupus erythematodes wird deshalb auch das "Chamäleon" der Medizin genannt.

Gelenkblutung bei Gerinnungsstörungen

Menschen mit der seltenen Bluterkrankheit (Hämophilie) neigen zu unstillbaren Blutungen – sowohl nach Verletzungen als auch spontan ohne äußere Ursache. Die Blutungen treten besonders in den Muskeln und Gelenken auf. Dabei können die Gelenkblutungen Schmerzen verursachen und unbehandelt das Gelenk nachhaltig schädigen.

Neben der Hämophilie können auch andere Gerinnungsstörungen zu Gelenkblutungen und -schmerzen führen. Das kann etwa passieren, wenn jemand eine Überdosis von Gerinnungshemmern einnimmt.

Nicht immer ist eine Erkrankung oder eine krankhafte Gewebeveränderung für Gelenkschmerzen verantwortlich. Mediziner sprechen dann von "Gelenkempfindlichkeit".

Gelenkschmerzen: Wann sollten Sie zum Arzt?

Gelenkschmerzen verschwinden manchmal wieder von allein oder lassen sich mit einfachen Hausmitteln lindern. Vorsicht geboten ist aber bei folgenden Symptomen:

  • Gelenkschmerzen, welche die Beweglichkeit des Gelenks einschränken
  • Fieber
  • gerötete Haut über dem schmerzenden Gelenk
  • geschwollenes Gelenk

Wenn diese Symptome länger als drei Tage anhalten, sich verschlimmern oder auf andere Gelenke übergreifen, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen!

Gelenkschmerzen: Was macht der Arzt?

Zunächst wird der Arzt Sie zu Ihrer Krankengeschichte (Anamnese) befragen. Dabei geht es zum Beispiel darum, wann und wo die Gelenkschmerzen auftreten und ob Sie unter weiteren Beschwerden leiden (wie Fieber oder Gelenkschwellung).

Je genauer Sie Ihre Gelenkschmerzen im Anamnesegespräch beschreiben können, desto besser kann der Arzt die möglichen Ursachen eingrenzen. Ein akuter Gichtanfall zum Beispiel liegt als Schmerzursache nahe, wenn die Gelenkschmerzen nur in einem Gelenk auftreten. Bei Rheumatoider Arthritis dagegen zeigen sich die Gelenkschmerzen an mehreren Gelenken.

Auch die Lage (Lokalisation) der Gelenkschmerzen ist aufschlussreich: Haben Sie etwa Handgelenkschmerzen oder Schmerzen in den Fingergrund- und -mittelgelenken, liegt wahrscheinlich eine Rheumatoide Arthritis vor. Betreffen die Gelenkschmerzen dagegen das Daumengrundgelenk und die Fingerendgelenke, ist eher eine Arthrose anzunehmen.

Abtasten (Palpation)

Egal, wo die Gelenkschmerzen auftreten – der Arzt muss abklären, ob die Schmerzen wirklich von den Gelenken, von gelenknahen Bereichen oder von den benachbarten Knochen ausgehen. Das kann er manchmal schon durch das Abtasten der schmerzenden Region herausfinden. Häufig sind jedoch weiterführende Untersuchungen wie Röntgen oder Ultraschall notwendig.

Weitere Untersuchungen bei Gelenkschmerzen

  • Orthopädische Untersuchung: Besteht der Verdacht, dass die Gelenkschmerzen durch Verschleiß (Arthrose), Schleimbeutelentzündung, Rheumatisches Fieber oder einen akuten Gichtanfall ausgelöst werden, kann eine orthopädische Untersuchung Gewissheit bringen.
  • Dermatologische Untersuchung: Hautuntersuchungen helfen, eine Psoriasis-Arthritis oder eine Sarkoidose als mögliche Ursache der Gelenkschmerzen zu identifizieren.
  • Blutuntersuchungen: Anhand von Blutproben lassen sich verschiedene Auslöser nachweisen, zum Beispiel bei einer bakteriellen Gelenkentzündung oder einer Borreliose. Auch eine gestörte Blutgerinnung kann der Arzt im Blutbild erkennen. Der Rheumafaktor und andere Entzündungszeichen im Blut informieren über eine evntuell vorhandene Rheumatoide Arthritis. Bei Verdacht auf Gicht steht der Harnsäurespiegel im Blut im Fokus.
  • Ultraschall-Untersuchung: Sie ist hilfreich, wenn eine Schleimbeutelentzündung, Gicht oder Systemischer Lupus erythematodes die Gelenkschmerzen auslösen könnte.
  • Röntgen: Auf Röntgenbildern lassen sich Hinweise auf Gelenkverschleiß (Arthrose), Rheumatoide Arthritis und Morbus Bechterew finden.
  • Gelenkpunktion: Vermutet der Arzt eine bakterielle Gelenkentzündung, entnimmt er eine Probe der Gelenkflüssigkeit (Gelenkpunktion) und legt damit eine Bakterienkultur an: Lassen sich daraus Bakterien anzüchten, spricht dies für eine bakterielle Gelenksentzündung.

Behandlung je nach Ursache

Ist die Ursache der Gelenkschmerzen gefunden, kann der Arzt eine geeignete Behandlung einleiten. Beispielsweise lässt sich eine Rheumatoide Arthritis mit verschiedenen Medikamenten behandeln. Auch bei Gelenkverschleiß (Arthrose) können Medikamente die Beschwerden lindern. In fortgeschrittenen Fällen kann auch eine Operation sinnvoll sein (Einsetzen eines künstlichen Gelenks).

Gelenkschmerzen: Das können Sie selbst tun

Sie können auch selbst einiges gegen schmerzende Gelenk tun. Bedenken Sie aber, dass die nachfolgenden Tipps eine notwendige schulmedizinische Behandlung allenfalls ergänzen, jedoch nicht ersetzen können. Am besten besprechen Sie mit Ihrem Arzt, wie Sie selbst die Therapie bestmöglich unterstützen können.

Allgemeine Tipps bei Gelenkschmerzen

  • Sie sollten bestehendes Übergewicht abbauen. Jedes überschüssige Kilo belastet die Gelenke zusätzlich – sie verschleißen schneller, was dann unweigerlich zu Gelenkschmerzen führt.
  • Machen Sie regelmäßig Ausdauertraining, um Muskeln und Gelenkknorpel zu stärken. Besonders gelenkschonend sind zum Beispiel Schwimmen und Radfahren.
  • Auch regelmäßiges Krafttraining (wie Gewichtheben und Seilspringen) ist empfehlenswert. Lassen Sie sich von einem erfahrenen Trainer oder Sportarzt ein ausgewogenes Trainingsprogramm erstellen, das alle Muskeln gleichermaßen stärkt.
  • Legen Sie beim Sport genügend Pausen ein.
  • Vermeiden Sie einseitige Belastungen wie das Tragen schwerer Schultertaschen.
  • Reduzieren Sie psychischen Stress: Seelische Belastungen können sich auch in Form von Gelenkschmerzen äußern. Sorgen Sie deshalb für Ausgleich, etwa durch Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung nach Jacobson.
  • Lassen Sie schmerzende Gelenke mit Akupunktur behandeln.

Tipps bei Gelenkverschleiß (Arthrose)

Wie Sie sich bei Arthrose selber helfen können, hängt zum Teil davon ab, ob Sie gerade einen Entzündungsschub (aktivierte Arthsoe) haben oder nicht (nicht-aktivierte Arthrose).

Tipps bei aktivierter Arthrose

Unter "aktivierter Arthrose" verstehen Mediziner eine aktuelle schwere Gelenksentzündung mit Gelenkschmerzen, Schwellung und Rötung. In diesem Fall sollten Sie das betroffene Gelenk ruhigstellen (Bettruhe). Lagern Sie es so, dass die zugehörige Muskulatur entspannt ist. Feuchte und kühlende Umschläge (zum Beispiel Quarkwickel oder Quarkumschläge) können Gelenkschmerzen ebenfalls lindern.

Die Wirkung der entzündungshemmenden und schmerzlindernden Medikamente, die Sie vom Arzt erhalten, können Sie mithilfe von Heilpflanzen unterstützen. Gut geeignet ist etwa Arnika (als Tee für Umschläge oder als Salbe beziehungsweise Gel zum Einreiben der Gelenke). Außerdem gibt es entzündungshemmende und schmerzstillende Fertigpräparate auf der Basis von Weidenrinde sowie Kombinationspräparate mit ätherischen Ölen aus Rosmarin und Eukalyptus. Zusätzlich kann kühlendes Pfefferminzöl schmerzstillend wirken.

Beachten Sie, dass Heilpflanzen auch zu Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten führen können. Informieren Sie sich daher unbedingt vorher bei Ihrem Arzt oder Apotheker über mögliche Neben- und Wechselwirkungen der Heilpflanze.

Tipps bei nicht-aktivierter Arthrose

Sind Schmerzen, Rötung und Schwellung abgeklungen, spricht man von einer nicht-aktivierten Arthrose. Dann geht es darum, einer erneuten Aktivierung der Gelenkbeschwerden vorzubeugen. Dabei hilft ausreichend Schlaf auf einer orthopädischen Matratze, wo sich die Muskeln entspannen können und Wirbelsäule und Gelenke entlastet werden.

Bei nicht- aktivierter Arthrose wird auch ein Tee aus Teufelskrallenwurzel empfohlen: Übergießen Sie dafür einen Esslöffel der pulverisierten Wurzel mit zwei Tassen kochendem Wasser und lassen Sie den Tee acht Stunden lang ziehen. Kochen Sie das Getränk vor dem Genuss kurz auf und seihen Sie es dann ab. Den Tee trinken Sie jeweils über drei Tage hinweg. Nach etwa drei Wochen entfaltet er seine Wirkung.

Sie können sich bei nicht-aktivierter Arthrose auch eine Teemischung aus Johannisbeerblättern, Weidenrinde, Brennnesselkraut, Ackerschachtelhalmkraut und Mädesüßblüten (jeweils 20 g) zubereiten. Nehmen Sie zwei Teelöffel dieser Mischung und übergießen Sie diese mit einer Tasse kochenden Wassers. Eine halbe Stunden köcheln lassen und dann abseihen. Trinken Sie über den Tag verteilt fünf bis sechs Tassen dieses Tees. Er wirkt entzündungshemmend und lindert die Gelenkschmerzen.

Allgemeine Tipps bei Arthrose

  • Entspannung: Regelmäßige meditative Entspannungsmethoden wie Progressive Muskelentspannung oder Autogenes Training können helfen, wenn Sie oft unter stressbedingten Muskelverspannungen leiden.
  • Sport und Bewegung: Körperliche Aktivität unterstützt die Versorgung des Gelenkknorpels mit Gelenkflüssigkeit und Nährstoffen. Schwimmen, Radfahren und Wassergymnastik sind besonders gelenkschonend. Joggen auf hartem Asphalt sollten Sie dagegen vermeiden (besonders, wenn Ihre Knie- oder Hüftgelenke bereits durch Arthrose geschädigt sind). Wenn Sie auf das Laufen nicht verzichten möchten, sollten Sie möglichst weichen Waldboden bevorzugen und gut gepolsterte Laufschuhe tragen, die Stöße abfedern. Besser ist aber, Sie walken anstatt zu joggen. Verzichten Sie zudem auf Sportarten mit plötzlichen Richtungswechseln (Tennis, Squash etc.). Diese belasten die Gelenke sehr stark und lösen dann schnell Gelenkschmerzen aus.
  • kein langes Stehen oder Sitzen: Vermeiden Sie langes Stehen oder Sitzen in unveränderter Position.
  • wenig Arachidonsäure: Achten Sie auf eine Ernährung, die arm an Arachidonsäure ist. Diese Omega-6-Fettsäure kann Arthrose-bedingte Gelenkentzündungen fördern. Arachidonsäure ist zum Beispiel in fettem Schweinefleisch, Eigelb, Schmalz, Thunfisch, Leberwurst, Rindfleisch, Butter, Innereien und Camembert enthalten.
  • viel Omega-3: Nehmen Sie regelmäßig Omega-3-Fettsäuren zu sich. Sie neutralisieren die Arachidonsäure. Größere Mengen an Omega-3 finden sich in Fischöl. Deshalb sollte Fisch mindestens einmal pro Woche auf Ihrem Speiseplan stehen.
  • ausreichend Vitamin E: Achten Sie auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin E. Es ist wichtig für die "Gelenkschmiere" und hilft dank seiner antioxidativen Wirkung gegen Entzündungen. Vitamin E kommt in Pflanzenölen vor, besonders in Weizenkeim-, Sojakeim- und Sonnenblumenkernöl.
  • Wärme: Arthrose-bedingte Gelenkschmerzen und andere Gelenkbeschwerden lassen sich durch Wärme lindern, zum Beispiel mithilfe von Fangopackungen, Moor-, Heublumen- und Rosmarinbädern.
  • Kneten: Bei Arthrose in den Fingergelenken kann das Kneten von körperwarmem Ton oder Lehm gegen Gelenkschmerzen und Schwellungen helfen. Sehr zu empfehlen sind auch regelmäßige Fingerübungen in angewärmtem Sand. Besonders gut tut dies bei Gelenksteifigkeit und Gelenkschmerzen am Morgen.
  • Ätherische Öle: Massagen mit den ätherischen Ölen von Eucalyptus, Wacholder, Rosmarin, Lavendel oder Zitrone fördern die Durchblutung und können helfen, Gelenkentzündungen zu bekämpfen. Sie dürfen die ätherischen Öle aber nicht direkt auf die Haut auftragen, sondern müssen sie zuerst in einem Trägeröl verdünnen (z.B. Mandelöl oder Jojobaöl).
  • Reiztherapien: Bei Arthrose sollen durchblutungsfördernde Reiztherapien wie trockenes Schröpfen oder eine Blutegeltherapie helfen. Letztere wirkt zudem entzündungshemmend.

Eigenblutbehandlungen sind umstritten, insbesondere wenn die aufbereitete Flüssigkeit ins Gelenk gespritzt wird (Infektionsgefahr!).

Tipps bei Rheumatoider Arthritis

Einige Tipps bei Arthrose können auch bei Rheumatoider Arthritis helfen. So gelten die Empfehlungen zur Ernährung, zur äußerlichen Anwendung von Arnika und zur Zubereitung von Teufelskrallenwurzel-Tee für beide Erkrankungen. Doch es gibt noch weitere Tipps bei rheumabedingten Gelenkschmerzen und anderen Gelenkbeschwerden:

  • Gelenk beweglich halten: Bei geringen Beschwerden (nicht-aktivierte Rheumatoide Arthritis) können Sie das Gelenk mit Krankengymnastik und Massage beweglich halten.
  • Teemischung bei Entzündungsschub: Während eines Entzündungsschubes (aktivierte Rheumatoide Arthritis) kann eine entzündungshemmende Teemischung aus Mädesüßblüten, Weidenrinde, Goldrutenkraut, Johannisbeerkraut und Brennnesselkraut (jeweils 20 g) helfen. Dazu übergießen Sie einen Esslöffel der Mischung mit einer Tasse kaltem Wasser und lassen das Ganze eine Stunde lang ziehen. Anschließend bis kurz vor dem Kochen erhitzen (nicht kochen lassen!) und sofort vom Herd nehmen. Erneut fünf bis zehn Minuten ziehen lassen, dann abseihen. Pro Tag drei bis vier Tassen trinken.
  • Bromelain: Bei akuten Gelenkentzündungen sollen Eiweiß-abbauende Enzyme wie Bromelain helfen.
  • Tai-Chi und Qi Gong: Diese ganzheitlichen chinesischen Bewegungsformen sind bei rheumatischen Erkrankungen wie Rheumatoider Arthritis sehr empfehlenswert. Sie können sich nämlich positiv auf Beweglichkeit, Muskelkraft, Ausdauer, Lebensqualität und Stimmungslage der Patienten auswirken, wie Untersuchungen zeigen.
  • Kälte oder Wärme: Entzündungsbedingte Gelenkschmerzen lassen sich durch Kälte und Wärme lindern – testen Sie einfach, was Ihnen angenehmer ist. Grundsätzlich empfiehlt sich bei akuten Gelenkentzündungen Kälte, um die Entzündung zu stoppen. Bei chronischen Beschwerden ist jedoch Wärme meist angenehmer. Wohltuend sind etwa wärmende Bäder (zum Beispiel mit Heublumen), Fangopackungen und Mooranwendungen.
  • Pflanzliche Heilkraft zum Einreiben: Auch Cremes und Salben mit Weidenrinde, Rosmarin- oder Eukalyptusöl sowie Pfefferminzöle wirken entzündungshemmend und schmerzstillend.
  • Ayurveda: Ayurveda-Therapeuten empfehlen bei rheumatischen Erkrankungen Reinigungskuren (Panchakarma-Kuren), um Schlacken (Ama) aus dem Körper zu entfernen. Ama-Ansammlungen gelten nach dieser Lehre als Ursache für die Erkrankung. Bei akuten Gelenkentzündungen mit Gelenkschmerzen kommen Indischer Weihrauch (Shallaki) und Triphala (Kräutermischung) zum Einsatz. Beide wirken stark entzündungshemmend.

Alternativmedizinische Methoden sowie Hausmittel können die schulmedizinische Behandlung allenfalls ergänzen, jedoch nicht ersetzen. Sprechen Sie unbedingt vorher mit Ihrem Arzt darüber, ob sich diese Methoden für Sie eignen und Sie diese gefahrlos anwenden können.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

Sabine Schrör
Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

Quellen:
  • Buchta, M. et al.: Das Zweite StEx: Basiswissen Klinische Medizin für Examen und Praxis, Springer-Verlag, 2. Auflage, 2004
  • Comberg, H.-U. & Klimm, H.-D..: essentials Allgemeinmedizin. Intensivkurs zur Weiterbildung, Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2004
  • Deutsche Arthrose-Hilfe e.V.: "Was ist Arthrose?" unter: www.arthrose.de (Abruf: 27.04.2022)
  • Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V.: "Erhalt der Beweglichkeit als oberstes Ziel", Pressemitteilung vom 09.09.2020 unter: www.dgrh.de (Abruf: 27.04.2022)
  • Deutsche Hämophiliegesellschaft (DHG): Broschüre "Hämophilie" (Stand: 2015) unter: www.dhg.de
  • Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V.: "Wissenswertes zum Leben mit Rheuma" unter: www.rheuma-liga.de (Abruf: 27.04.2022)
  • Deutsche Schmerzgesellschaft: "Gelenkschmerzen", unter: www.schmerzgesellschaft.de (Abruf: 27.04.2022)
  • Fintelmann, V. & Ullmann, M.: Warnsignale des Körpers, Gräfe und Unzer Verlag, 1. Auflage, 2006
  • Gerok, W. et al.: Die Innere Medizin, Schattauer Verlag, 11. Auflage, 2007
  • Guillou, I.et al.: Medizin für Heilpraktiker, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2013
  • Jänicke, C. & Grünwald, Dr. J.: Alternativ heilen, Gräfe und Unzer Verlag, 1. Auflage, 2006
  • Krämer, J. & Grifka, J.: Orthopädie, Unfallchirurgie, Springer-Verlag, 10. Auflage, 2021
  • Miehle, W. et al.: Rheumatologie in Praxis und Klinik, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2000
  • Pschyrembel Online, Klinisches Wörterbuch: www.pschyrembel.de (Abruf: 27.04.2022)
  • Riedl, B. & Peter, W.: Basiswissen Allgemeinmedizin, Springer-Verlag, 2017
  • Zeidler, H. & Michel, B.A.: Differenzialdiagnose rheumatischer Erkrankungen, Springer-Verlag, 5. Auflage, 2019
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