Herzschrittmacher

Von Andreas Hofmann
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Ein Herzschrittmacher ist ein elektrischer Taktgeber. Er wird eingesetzt, um schwere Herzrhythmusstörungen zu behandeln und einem plötzlichen Herztod vorzubeugen. Lesen Sie alles über die Herzschrittmacher-Operation und das Leben mit einem Herzschrittmacher.

Therapien: Herzschrittmacher

Was ist ein Herzschrittmacher?

Der Herzschrittmacher ist ein kleines Gerät, mit dessen Unterstützung ein erkranktes Herz wieder im richtigen Takt schlägt. Er wird unterhalb des Schlüsselbeins direkt unter der Haut oder dem Brustmuskel eingesetzt. Herzschrittmacher sind mit langen Drähten, den Elektroden, ausgerüstet, die über eine große Vene bis ins Herz reichen. Dort messen sie die Aktivität des Herzmuskels.

Das Gerät selbst (Schrittmacheraggregat mit Batterie und Impulserzeuger) erkennt die Herzaktion. Eine ständige Impulsabgabe wird unterdrückt, wenn das Herz selbst schlägt. Zudem kann das Gerät bei Bedarf das Herz auch selbst stimulieren. Dazu leitet der Schrittmacher über die Elektroden einen elektrischen Impuls an den Herzmuskel weiter, der daraufhin kontrahiert.

Mithilfe einer leistungsfähigen Herzschrittmacher-Batterie, die meist aus Lithium besteht, halten die Geräte je nach Aktivität zwischen fünf und 15 Jahre, bevor man sie austauschen muss.

Wann benötigt man einen Herzschrittmacher?

Nach Angaben des Deutschen Herzschrittmacher-Registers implantierten Ärzte in Deutschland im Jahr 2017 rund 77.283 neue Herzschrittmacher. Der Grund hierfür waren meist Herzrhythmusstörungen, bei denen das Herz zu langsam schlägt (Bradykardie). Dazu zählen vor allem der sogenannte AV-Block, das Sick-Sinus-Syndrom, ein Schenkelblock oder ein bradyarrhythmisches Vorhofflimmern. Bei diesen Krankheiten ist die Bildung oder Leitung der elektrischen Impulse im Herzmuskel verlangsamt oder fällt sogar ganz aus, weshalb sich der Herzmuskel zu selten zusammenzieht oder gar nicht mehr arbeitet (Herzstillstand).

Eine seltenere Herzschrittmacher-Indikation ist ein Herzinfarkt, bei dem Reizleitungszellen des Herzens geschädigt wurden. Auch nach einer Bypass-Operation oder Ablation am Herzen ist manchmal ein Herzschrittmacher notwendig. Manchmal müssen Ärzte einen Herzschrittmacher nur vorübergehend einsetzen, beispielsweise bei einer Überdosis Digitalis.

Welche Arten von Herzschrittmachern gibt es?

Welcher Herzschrittmacher implantiert wird, hängt von der Art der zugrundeliegenden Erkrankung ab. Arbeitet beispielsweise der Sinusknoten, der Taktgeber des Herzens, nicht richtig, werden Einkammer-Schrittmacher implantiert. Bei diesen Typen reicht die Sonde in die rechte Herzkammer und gibt immer dann einen Impuls ab, wenn die eigene Erregung fehlt. Der Impuls der Sonde löst dann einen Herzschlag aus, der sich quasi umgekehrt in Richtung Vorhöfe ausbreitet.

Streng genommen würde dabei eine Sonde im Vorhof ausreichen. Da die Patienten aber häufig auch eine Leitungsstörung im AV-Knoten entwickeln und dann eine Sonde im Ventrikel benötigen würden, setzen Ärzte in der Regel gleich die Sonde in die Herzkammer und nicht in den Vorhof.

Ist das Kabelsystem des Herzens (die Leitung vom Sinusknoten in die Herzmuskeln) von einer Störung betroffen, werden Herzschrittmacher mit zwei Elektroden eingesetzt - je eine im rechten Vorhof und der rechten Herzkammer.

Liegt zusätzlich noch eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) vor, werden Schrittmacher mit drei Elektroden verwendet (sogenannte biventrikuläre oder CRT-Schrittmacher). Auch hier liegen die Sonden im rechten Vorhof und der rechten Herzkammer, aber zusätzlich zieht eine Sonde auf die linke Herzseite zur Hauptkammer. Dadurch können linke wie rechte Herzkammer synchron schlagen.

Wenn sich im Laufe der Zeit herausstellt, dass sich die Art der Herzrhythmusstörung verändert hat, kann die Funktion des implantierten Herzschrittmachers auch angepasst werden.

Wie führt man eine Herzschrittmacher-OP durch?

Die sogenannte Herzschrittmacher-Implantation erfolgt im Normalfall nicht in Narkose. Der Patient ist also während der Operation wach. Bevor Ärzte den Herzschrittmacher einsetzen, werden die Haut und das darunter liegende Gewebe betäubt. Dadurch verspürt der Patient während der Operation im Normalfall keine Schmerzen.

Anschließend setzt der Operateur einen Hautschnitt, meist unterhalb des rechten Schlüsselbeins. Hier verläuft ein großes Blutgefäß, das direkt zum Herzen führt. Der Arzt öffnet es und schiebt die langen, biegsamen Sonden durch die Vene bis zum Herzen vor. Um die richtige Position zu gewährleisten, wird der Brustkorb während der Herzschrittmacher-Operation mehrfach mit einem Röntgengerät durchleuchtet. So lässt sich die Lage der Sonden überprüfen und gegebenenfalls korrigieren.

Anschließend überprüft der Arzt, ob die Elektroden die elektrische Eigenaktivität des Herzens richtig messen und ob die vom Herzschrittmacher ausgesendeten Impulse richtig ankommen. Wenn alles einwandfrei funktioniert, wird die Haut über dem Herzschrittmacher verschlossen.

Welche Risiken birgt der Herzschrittmacher?

Auch wenn eine Herzschrittmacher-Operation ein vergleichsweise ungefährlicher Eingriff ist, lassen sich Komplikationen nicht immer vermeiden. Bei knapp jeder dreißigsten Herzschrittmacher-Implantation kommt es zu einer Fehllage der Sonden. Folgen können Funktionseinschränkungen des Geräts, Gefäßverletzungen oder auch Herzrhythmusstörungen sein. Diese Komplikation wird aber meist noch im Krankenhaus erkannt und behandelt.

Hat der Patient nach einer Herzschrittmacher-OP plötzlich Schluckauf, weist dies auf eine ungewollte elektrische Erregung des Zwerchfells hin. Auch ein Kribbeln im Arm kann für die Fehllage einer Sonde sprechen. Im Normalfall muss man dann erneut eine Herzschrittmacher-Operation durchführen, bei der die Drähte anders positioniert werden.

Häufig bildet sich im Bereich der Wunde unterhalb des Schlüsselbeins ein Bluterguss (Hämatom). In der Regel muss er nicht behandelt werden, da er vom Körper nach und nach selbst abgebaut wird. Unter Umständen kommt es im Rahmen des Eingriffs auch zu größeren Blutungen.

Wenn nach einer Herzschrittmacher-Operation die Wunde anschwillt und sich rötet, kann dahinter eine bakterielle Infektion stecken. Dann ist eine regelmäßige Wundkontrolle und Behandlung durch den Arzt wichtig, insbesondere, wenn der Patient Fieber bekommt oder sich schwach und abgeschlagen fühlt. Bakterielle Infektionen werden mit Antibiotika therapiert.

Weitere mögliche Komplikationen sind die Schrittmacher-induzierte Reentrytachykardie. Dabei erkennt das Gerät fälschlicherweise Erregungen, die es selbst ausgelöst hat. Es setzt daraufhin irrtümlich weitere Reize, die zu einem Herzrasen führen.

Das Schrittmachersyndrom kann bei einer speziellen Schrittmacher-Art auftreten (VVI-Schrittmacher). Es äußert sich durch niedrigen Blutdruck, Atemnot, Schwindel und Ohnmachtsanfällen.

Was muss man nach einer Herzschrittmacher-Implantation beachten?

In der Regel empfinden Patienten das Leben mit Herzschrittmacher als ganz normal. Meist sind sie zudem viel leistungsfähiger und belastbarer als zuvor, da ihr Herz jetzt deutlich besser funktioniert. Trotzdem müssen sie im Alltag einige Dinge beachten:

Nach der Herzschrittmacher-OP sollten Sie die Wunde noch für einige Tage bei der Körperpflege aussparen und darauf achten, dass die Haut nicht gespannt wird, zum Beispiel durch zu kräftiges Anheben des Armes.

Gleich nach der OP stellt Ihnen der Arzt einen Schrittmacherausweis aus, den Sie immer mit sich führen müssen. Wie oft Sie zur Herzschrittmacher-Kontrolle müssen, hängt von der Grunderkrankung und dem eingesetzten Gerät ab, weswegen Sie Termine individuell mit einem Herzspezialisten ausmachen.

Magnetresonanztomographien können

Leben mit dem Herzschrittmacher

Kurz nach der Herzschrittmacher-Operation sollte man sich mit anstrengenden körperlichen Aktivitäten zunächst zurückhalten. Zum einen muss sich der Körper nach dem Eingriff noch erholen, zum anderen dauert es einige Wochen, bis das Gerät und die Drähte wirklich fest eingewachsen sind. Grundsätzlich dürfen Sie aber alles machen, was Ihnen gut tut.

Als Herzschrittmacher-Träger müssen Sie im Umgang mit elektrischen Geräten aufpassen. Die von diesen ausgehende elektromagnetische Felder können die Arbeit des Herzschrittmachers stören. Vor allem Geräte, die starke Magnete enthalten, können Probleme verursachen. Menschen mit älteren Herzschrittmachern dürfen zum Beispiel keine Kernspintomografie-Untersuchung (MRT) machen lassen, da der starke Magnet das Gerät stören und sich das Metall im Herzschrittmacher erhitzen kann. Inzwischen gibt es aber Herzschrittmacher, für die eine solche Untersuchung unproblematisch ist. Probleme können auch Induktionsherde in der Küche bereiten, die mit Magneten arbeiten. Lesen Sie hierzu die entsprechenden Hinweise in der Gebrauchsanweisung.

Achten Sie zu Hause, in ihrer Freizeit und im Beruf auf elektrische Geräte oder Anlagen sowie auf Magnete! Sie können die Herzschrittmacher-Funktion stören!

Auch Handys, Bohrmaschinen, Akkuschrauber, Toaster, Haarföhns und andere elektrische Geräte können Störungen verursachen. Sie äußern sich beispielsweise in Schwindelgefühlen oder spürbar unregelmäßigem Pulsschlag. Diese vergehen, sobald Sie das Gerät ausschalten. In der Regel reicht jedoch ein Sicherheitsabstand von 15 bis 30 Zentimetern zwischen dem Herzschrittmacher und dem zu bedienenden Gerät. Wenn Sie sich unsicher sind, welche Geräte Ihren Herzschrittmacher stören könnten, sollten Sie bei Ihrem Herzspezialisten nachfragen.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Quellen:
  • Fröhlig, G. et al.: Herzschrittmacher- und Defibrillator-Therapie, Thieme, 2., vollste. überrag. u. akt. Auflage, 2013
  • Jahresbericht 2017 des Deutschen Herzschrittmacher-und Defibrillatorregister – Teil 1 - Herzschrittmacher
  • Morschhäuser, D. & Fischer, W.: Praxis der Herzschrittmacher-Nachsorge, Springer, 2. Auflage, 2013
  • Online-Informationen des Bundesverbands Deutscher Internisten e.V.: www. internisten-im-netz.de (Abruf: 06.01.2020)
  • Pocket-Leitlinie „Schrittmacher- und kardiale Resynchronisationstherapie“. Deutsche Gesellschaft und Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V. (Stand: 2013)
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