TACE

Von , Ärztin
Valeria Dahm

Valeria Dahm ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte an der Technischen Universität München Medizin. Besonders wichtig ist ihr, dem neugierigen Leser Einblick in das spannende Themengebiet der Medizin zu geben und gleichzeitig inhaltlichen Anspruch zu wahren.

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Die TACE (transarterielle Chemoembolisation) ist ein minimal-invasives Verfahren zur palliativen Behandlung von Lebertumoren. Sie kombiniert die direkte Gabe von Chemotherapeutika in den Tumor mit einer gezielten Verstopfung von Arterien, um die Wirkung lokal zu steigern. Lesen Sie alles über das Verfahren, wie es funktioniert und welche Risiken es birgt.

TACE

Was ist eine TACE?

Bei der minimal-invasiven TACE bewirkt die gezielte Gabe eines Chemotherapeutikums (Wirkstoffe, die das Zellwachstum hemmen) direkt im Tumor (intratumoral) eine Teilnekrose, also das teilweise Absterben der Lebertumore (hepatozellulärer Karzinome, cholangiozelluläree Karzinome). Dadurch wird deren Wachstum verringert. Das Chemotherapeutikum wird mit Hilfe eines Katheters in die Arterien injiziert, die danach verschlossen werden. Dies verstärkt den Effekt des Medikaments erheblich. Gleichzeitig wird der Tumor von der arteriellen Versorgung abgeschnitten.

Lebertumore

Hepatozelluläre Karzinome sind bösartige Krebserkrankungen, die sich direkt aus Leberzellen entwickeln. Die gesunde Leber wird zu etwa 75 % über die Pfortader versorgt, die das nährstoffreiche  Blut von Magen, Darm und Milz in die Leber führt und zu 25 % über die sauerstoffreichen Leberarterien, die direkt vom Herzen kommen. Bei hepatozellulären Karzinomen ist das Verhältnis umgekehrt.

Das cholangiozelluläre Karzinom (CCC) ist ein seltener Lebertumor, der von den Gallengängen innerhalb der Leber ausgeht.

Wann führt man eine TACE durch?

Die TACE ist palliatives Verfahren. Das bedeutet, dass nicht die Heilung, sondern eine Verlängerung des Lebens und eine Verbesserung der Lebensqualität das Ziel sind. Deshalb wird es nur eingesetzt, wenn kurative Verfahren nicht mehr möglich sind. Dabei kann der Tumor solitär – einzeln –  oder multifokal – an mehreren Stellen in der Leber – sein, darf aber noch nicht außerhalb der Leber Metastasen gestreut haben.

Child-Pugh-Score

Ein guter, sogenannter Child-Pugh-Score ist eine weitere wichtige Voraussetzung für eine TACE. Anhand dieser Kriterien teilen Ärzte die schwere der Stadien einer Leberzirrhose ein, die in der Mehrheit der Fälle die Ursache eines Leberzellkarzinoms ist. Anhand von fünf Kriterien – Serum-Bilirubin, Serum-Albumin, Quick-Wert (Laborwert zur Blutgerinnung), Aszites im Ultraschall (Flüssigkeit in der Bauchhöhle) und hepatischer Enzephalopathie (Funktionsstörung des zentralen Nervensystems) – wird der Score ermittelt.

Außerdem wird  immer der Allgemeinzustand miteinbezogen, der eine Operation oft unmöglich macht. Zusätzlich kann die TACE dazu verwendet werden, das Ausmaß des hepatozellulären Karzinoms so zu verminderten, dass eine kurative Therapie wieder möglich wird. Dazu zählen eine Lebertransplantation, die komplette oder teilweise Entfernung der Leber (Resektion) und das  Entfernen von Gewebe (Ablation). Gleichzeitig dient sie als Überbrückungstherapie („bridging“) für Patienten auf der Lebertransplantations-Warteliste.

Blutvergiftung, Schwangerschaft, schlechte Blutwerte, bestimmte Befallsmuster der Leber durch den Tumor, zu große Tumoren und ein schlechter Child-Pugh-Score können gegen eine TACE sprechen.

Was macht man bei einer TACE?

Die Vorbereitung zur TACE beinhaltet immer eine ausführliche Aufklärung durch den behandelnden Arzt, eine Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT), um Anzahl und Ort der Leberschädigungen und die Gefäßanatomie beurteilen zu können sowie eine Kontrolle der Blutwerte. Bei der TACE handelt es sich um einen minimal-invasiven Eingriff der nur kleinste Verletzungen von Haut und Weichteilen erfordert.

Während der Operation werden über einen intravenösen Zugang Schmerzmittel und gegebenenfalls weitere Medikamente verabreicht, um Schmerzen oder Übelkeit zu reduzieren. Der Operateur punktiert eine Leistenarterie und legt dort eine „Schleuse“, um einen Blutaustritt zu vermeiden und Instrumente leicht einführen zu können. Ein spezieller Sondierungs-Katheter wird nun über die Leistenarterie und die Hauptschlagader (Aorta) bis zur Leberarterie geschoben. Durch Röntgen werden mit Hilfe von Kontrastmittel der Tumor, die Gefäße und die Lage der Katheterspitze sichtbar gemacht.

Über den Sondierungs-Katheter wird ein weiterer Katheter in die Leberarterie vorgeschoben und dort positioniert, wo später die Leberarterie verschlossen (embolisiert) werden soll. In speziellen Fällen wird ein sogenannter Superselektivkatheter verwendet, der um ein vielfaches kleiner als die normalen Katheter ist und bis in kleinste Abgänge der Leberarterie eingeführt werden kann. Man spricht hierbei auch von einer superselektiv durchgeführten TACE oder S-TACE.

Anschließend injiziert der Arzt eine ölige Flüssigkeit (Lipiodol), die die Flussgeschwindigkeit des Blutes in den Tumorgefäßen verringert und damit zusätzlich die Wirkung des Chemotherapeutikums verlängert. Da das Lipidol mit einem Röntgenkontrastmittel gemischt ist, kann der Operateur die Gefäße erneut kontrollieren. Gegebenenfalls können zusätzlich Gelatine- oder Plastikpartikel eingeführt werden, die die Gefäße verschließen (Embolisation) und zu einer weiteren Flussverlangsamung führen. Im nächsten Schritt wird das Chemotherapeutikum – am häufigsten werden Doxorubicin, Epirubicin, Cisplatin und Mitomycin C verwendet – langsam injiziert.

Abschließend wird das Gefäß noch einmal embolisiert und die Blutgefäße, die den Tumor versorgen komplett verschlossen. Nach der Entfernung der Katheter und der Schleuse wird die Punktionsstelle versorgt. Je nach Tumor und Therapieerfolg wird die TACE typischerweise zwei bis drei Mal im Abstand von jeweils vier bis sechs Wochen wiederholt.

Welche Risiken birgt eine TACE?

Neben den allgemeinen Risiken wie Infektionen, die mit jeder Operation einhergehen können, treten im Rahmen einer TACE in manchen Fällen auch spezifische Komplikationen auf. Dazu zählen:

  • Postembolisations-Syndrom (PES) mit Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Fieber – das PES wird durch den raschen Tumorzerfall hervorgerufen
  • Leberversagen
  • arterielle Embolien
  • Gefäßverschlüsse
  • Kontrastmittelreaktionen
  • Haarausfall und Übelkeit
  • Verminderung der Anzahl der weißen Blutkörperchen
  • Entzündungen und Geschwüre der Mundschleimhaut
  • Knochenmarkdepression

Was muss ich nach einer TACE beachten?

Auf die TACE folgt eine mehrstündige Überwachungsphase, in der sowohl Blutdruck als auch Puls des Patienten regelmäßig überwacht werden. Zusätzlich wird das Blutbild kontrolliert. Um Nachblutungen zu verhindern, sollten Sie ungefähr 24 Stunden Bettruhe einhalten und sich körperlich für ein bis zwei Tage schonen. Mithilfe eine Computertomographie kontrolliert der Arzt nach 24 bis 48 Stunden nochmals Gefäße.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Valeria Dahm
Valeria Dahm

Valeria Dahm ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte an der Technischen Universität München Medizin. Besonders wichtig ist ihr, dem neugierigen Leser Einblick in das spannende Themengebiet der Medizin zu geben und gleichzeitig inhaltlichen Anspruch zu wahren.

Quellen:
  • Birth, M. et al.: Hepatobiliäre und Pankreastumoren: Interdisziplinäres Vorgehen, Springer-Verlag, 1. Auflage 2011
  • Goldyn, G.: Praxishandbuch Angiographie: Spektrum der Diagnostik und Interventionen, Springer-Verlag, 2. Auflage 2014
  • Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Diagnostik und Therapie des hepatozellulären Karzinoms, Langversion 1.0, AWMF Registrierungsnummer: 032-053OL
  • Messmann, H.: Klinische Gastroenterologie: Das Buch für Fort- und Weiterbildung plus DVD mit über 1.000 Befunden, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage 2011
  • Radeleff, B.: Angiofibel: Interventionelle angiographische Diagnostik und Therapie, Springer-Verlag, 1. Auflage 2013
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