Fenchel

Von , Redakteurin
und , Medizinredakteurin und Biologin
Miriam Steinbach

Miriam Steinbach studierte Soziologie und Psychologie in Heidelberg. Anschließend absolvierte sie ein journalistisches Volontariat in Karlsruhe und schrieb Texte für ein Gesundheits- und Lifestyle-Magazin. Ihr großes Interesse an digitaler Gesundheit führte sie 2019 zur NetDoktor/mylife-Gruppe. Bei NetDoktor bringt sie seitdem ihre medizinredaktionelle Expertise vor allem im Bereich Alternativmedizin ein.

Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

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Der Fenchel wird dank seiner krampflösenden Inhaltsstoffe bei Magen-Darm-Beschwerden angewendet, etwa als Fencheltee. Weil er auch schleimlösende Wirkstoffe enthält, eignet er sich zudem zur Behandlung von Entzündungen der oberen Luftwege. Lesen Sie mehr über die Fenchel-Wirkung und -Anwendung!

Fenchel

Welche Wirkung hat Fenchel?

Die reifen Früchte von Fenchel enthalten Wirkstoffe, die innerlich bei Verdauungsbeschwerden (dyspeptischen Beschwerden) wie leichten Magen-Darm-Krämpfen, Blähungen und Völlegefühl helfen können. Auch bei leichten Menstruations-bedingten Krämpfen kann Fenchel wohltuend sein. Darüber hinaus kann die Heilpflanze innerlich und äußerlich bei Atemwegskatarrhen wie erkältungsbedingtem Husten angewendet werden.

Wirksame Inhaltsstoffe

In den Fenchelfrüchten steckt ein heilkräftiges ätherisches Öl (Foeniculi aetheroleum). Es enthält unter anderem das süßlich schmeckende trans-Anethol und das bitter schmeckende Fenchon. Dabei weist das Öl vom Bitterfenchel mehr Fenchon und weniger Anethol als jenes vom Süßen Fenchel auf (mehr zu diesen beiden Varianten von Fenchel lesen Sie unten). Weitere Inhaltsstoffe von Fenchelfrüchten sind unter anderem fettes Öl sowie Flavonoide.

Durch die Summe seiner Inhaltsstoffe kann Fenchel Magen-Darm-Krämpfe lindern und die Bewegung (Peristaltik) des Magen-Darm-Traktes fördern. Für Anethol und Fenchon konnte zudem eine schleimlösende Wirkung nachgewiesen werden. Aus diesen Gründen ist die Anwendung von Fenchel bei dyspeptischen Beschwerden und Atemwegsentzündungen anerkannt.

Volksmedizinische Anwendung

Darüber hinaus verwendet die Erfahrungs- oder Volksmedizin Fenchel-Früchte auch noch zu anderen Zwecken, beispielsweise um die Verdauung und den Appetit anzuregen, die Menge an Muttermilch in der Stillzeit zu steigern oder leichte menstruationsbedingte Bauchkrämpfe zu lindern.

Wie wird Fenchel angewendet?

Medizinisch verwendet werden die getrockneten reifen Früchte hauptsächlich vom Bitteren, aber auch vom Süßen Fenchel sowie das aus den Früchten isolierte ätherische Öl. Dabei gilt: Die Wirkung des Öls ist stärker als die der Früchte.

Fenchel als Hausmittel

Zur Zubereitung von Fencheltee sollten Sie zuerst einen Teelöffel Fenchelfrüchte (ca. 2,5 Gramm) frisch zerkleinern oder im Mörser zerstoßen. So kann dann das ätherische Öl in den Tee übergehen. Nun übergießen Sie die zerkleinerten bzw. zerstoßenen Früchte mit 150 Milliliter kochendem Wasser, lassen das Ganze 10 bis 15 Minuten abgedeckt ziehen und seihen dann ab. Sie können mehrmals täglich eine Tasse warmen Fencheltee trinken. Die empfohlene Tagesdosis von fünf bis sieben Gramm Fenchelfrüchten sollten Sie dabei nicht überschreiten.

Die Gleiche Tagesdosis gilt auch für Kinder ab zehn Jahren sowie Jugendliche. Für jüngere Altersgruppen werden folgenden Tagesdosen empfohlen:

  • ein bis drei Jahre: 1,5 - 3 Gramm
  • vier bis neun Jahre: 3 - 5 Gramm

Bei Babys (0 bis 12 Lebensmonate) können Sie etwas Fencheltee zum Verdünnen von Milch oder Breinahrung verwenden. Prinzipiell sollte die Verwendung von Heilpflanzentees bei Babys aber generell nur nach Rücksprache mit Arzt oder Apotheker erfolgen.

Sie können bei der Teezubereitung den Fenchel auch mit anderen Heilpflanzen mischen: Bei Verdauungsbeschwerden ist zum Beispiel die Kombination mit Anis, Kümmel Kamille oder Pfefferminze sinnvoll. Bei Atemwegserkrankungen wie Erkältungen und Husten können Sie Fenchel etwa mit Anis, Eibisch, Süßholz oder Thymian kombinieren. Lassen Sie sich vom Apotheker eine geeignete Dosierung empfehlen.

Ein beliebtes Hausmittel bei Schleimhusten ist Fenchelhonig: Rühren Sie 10 Gramm frisch geschrotete Fenchelfrüchte in 100 Gramm Bienenhonig ein. Lassen Sie das Ganze zehn Tage stehen, bevor Sie die Fenchelfrüchte abseihen. Bei Schleimhusten kann man mehrmals täglich ein bis zwei Teelöffel von diesem Fenchelhonig in eine Tasse heißes Wasser einrühren und langsam trinken.

Hausmittel auf der Basis von Heilpflanzen haben ihre Grenzen. Wenn Ihre Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, trotz Behandlung nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.

Fenchel in der Aromatherapie

Die folgenden Rezepturen gelten - sofern nicht anders angegeben - für gesunde Erwachsene. Bei Kindern, Schwangeren, Stillenden, älteren Menschen sowie Menschen mit bestimmten Grunderkrankungen (wie Asthma, Epilepsie) muss die Dosierung oft verringert oder auf manche ätherischen Öle ganz verzichtet werden. Besprechen Sie die Anwendung von ätherischen Ölen bei solchen Patientengruppen deshalb zuerst mit einem Aromatherapeuten (z.B. Arzt oder Heilpraktiker mit entsprechender Zusatzausbildung).

In der Aromatherapie wird nur das ätherische Öl vom süßen Fenchel verwendet, weil es besser verträglich ist als das Bitterfenchel-Öl. Das Haupt-Anwendungsgebiet sind krampfartige Verdauungsbeschwerden inklusive Blähungen. Hier die Rezeptur für ein entblähendes Massageöl:

Man nimmt 50 Mililiter süßes Mandelöl oder Sesamöl und mischt je zwei Tropfen der folgenden ätherischen Öle hinein: Fenchel (süß), Anis, Estragon, Koriander und Petit Grain Bitterorange. Erwachsene können diese Ölmischung bei Bedarf für eine entspannende Bauchmassage im Uhrzeigersinn verwenden.

Fertigpräparate mit Fenchel

Fenchelfrüchte kann man lose, abgepackt in Teebeuteln und in Form von fertigen Teemischungen (etwa als Magen-Darm-Tee) kaufen. Außerdem sind noch weitere Fertigpräparate erhältlich, die auf Basis der Früchte oder des daraus isolierten ätherischen Öls hergestellt werden. Dazu zählen beispielsweise Fenchel-Honig, -Tinktur, -Sirup sowie Dragees. Der Honig und Sirup eignen sich besonders für Kinder mit Erkältungskrankheiten: Der süße Geschmack überdeckt die bitteren Anteile des Fenchel-Öls.

Zur genauen Anwendung und Dosierung von Fenchel-Präparaten und Fenchel-Öl lesen Sie bitte die jeweilige Packungsbeilage und fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Apotheker.

Welche Nebenwirkungen kann Fenchel auslösen?

Für Fencheltee sind keine Nebenwirkungen bekannt. Äußerlich angewendetes Fenchel-Öl löst vereinzelt allergische Reaktionen der Haut und Atemwege aus.

Was Sie bei der Anwendung von Fenchel beachten sollten

Wenn Sie allergisch auf Doldenblütler (wie Sellerie, Kamille, Dill, Kümmel, Anis) oder auf Anethol reagieren, dürfen Sie Fenchel nicht anwenden.

Diabetiker sollten die Angaben zum Zuckergehalt in Fenchel-Sirup und -Honig beachten.

Kinder und (trockene) Alkoholiker sollten keinesfalls alkoholische Fenchel-Zubereitungen erhalten.

Für Fenchelöl und alle anderen ätherischen Öle gilt: Verwenden Sie nur 100 Prozent naturreine ätherische Öle - am besten solche, die aus Pflanzen aus biologischem Anbau oder aus Wildsammlungen gewonnen wurden.

Vor der Anwendung von Fenchelöl (und anderen ätherischen Ölen) sollten Sie immer die Verträglichkeit prüfen, und zwar mit dem Armbeugentest: Geben Sie einen Tropfen des ätherischen Öls in die Armbeuge und verreiben Sie es vorsichtig. Wenn die betreffende Hautstelle in den darauffolgenden Stunden rot wird, zu jucken beginnt und vielleicht sogar Pusteln bildet, vertragen Sie das Öl nicht. Sie sollten es dann nicht anwenden!

Lagern Sie das ätherische Öl unbedingt lichtgeschützt - unter Lichteinwirkung entstehen im Öl Stoffe, die gesundheitsschädlich sind.

Hoch dosiert kann Fenchel-Öl die Wirkung der Verhütungspille beeinträchtigen.

So erhalten Sie Fenchel und seine Produkte

In Ihrer Apotheke oder Drogerie erhalten Sie Fenchel in verschiedenen Darreichungsformen: Sie können dort Teezubereitungen, Tinkturen, Honig und Sirup, Dragees, Pastillen, Säfte mit Fenchel oder das ätherische Öl erwerben. Vor der Anwendung lesen Sie bitte sorgfältig die Packungsbeilage oder sprechen mit Ihrem Arzt oder Ihrer Apothekerin.

Wissenswertes über den Fenchel

Der Gemeine Fenchel (Foeniculum vulgare) gehört wie Anis, Kümmel und Liebstöckel zur Familie der Doldenblüter (Apiaceae). Er kommt im gesamten Mittelmeerraum in zwei Unterarten vor: Pfeffer- oder Eselsfenchel (Foeniculum vulgare ssp. piperitum) und der Garten-Fenchel (F. vulgare ssp. vulgare).

Letzteres ist eine zweijährige Kulturform, die in gemäßigten Klimazonen kultiviert wird und auch verwildert wächst. Aus ihr haben sich mit der Zeit verschiedene Varietäten entwickelt: Der Bitterfenchel (F. vulgare ssp. vulgare var. vulgare) und der Süße oder Römische Fenchel (F. vulgare ssp. vulgare var. dulce) werden beide arzneilich verwendet. Der Gemüse- oder Zwiebelfenchel (F. vulgare ssp. vulgare var. azoricum) wird als Lebensmittel geschätzt.

Bitterer und Süßer Fenchel sind bis zu zwei Meter hohe Pflanzen mit aufrechten, harten Stängeln und schmal-gefiederten Blättern. Sie tragen im Sommer kleine, gelbe Blüten in Doppeldolden, aus denen sich später die Früchte entwickeln: Diese sind grünlich-braun gefärbt, bis etwa zu 1,2 Zentimeter lang und mit fünf hellen, kantig hervortretenden Rippen ausgestattet. Alle Pflanzenteile duften aromatisch, besonders wenn sie zwischen den Fingern zerrieben werden.

Wilder Fenchel kann ebenfalls verwendet werden, allerdings besteht eine hohe Verwechslungsgefahr mit anderen, giftigen Doldenblütern. Eine sorgfältige Pflanzenbestimmung beim Sammeln ist daher wichtig.

Fenchel ist übrigens in der Spirituosen- und Lebensmittelindustrie als Aromastoff sehr beliebt. Er findet sich beispielsweise in Ouzo, Absinth, Sambuco und Gewürzmischungen.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:

Miriam Steinbach studierte Soziologie und Psychologie in Heidelberg. Anschließend absolvierte sie ein journalistisches Volontariat in Karlsruhe und schrieb Texte für ein Gesundheits- und Lifestyle-Magazin. Ihr großes Interesse an digitaler Gesundheit führte sie 2019 zur NetDoktor/mylife-Gruppe. Bei NetDoktor bringt sie seitdem ihre medizinredaktionelle Expertise vor allem im Bereich Alternativmedizin ein.

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

Quellen:
  • Arzneipflanzenlexikon der Kooperation Phytopharmaka GbR: "Fenchel", unter: www.arzneipflanzenlexikon.info (Abruf: 24.06.2022)
  • Bühring, U. et al.: Heilpflanzen in der Kinderheilkunde, Haug Verlag, 2. Auflage, 2012
  • Czygan, F.-C.: Arzneipflanze des Jahres 2009: Fenchel – Foeniculum vulgare Miller. Z Phytother 2009; 30(1): 39
  • Kraft, K. & Stange, R.: Lehrbuch Naturheilverfahren, Hippokrates Verlag, 2010
  • Mayer, J.G. et al.: Handbuch der Klosterheilkunde, Zabert Sandmann, 10. Auflage, 2006
  • Schilcher, H. et al.: Leitfaden Phytotherapie, Elsevier/Urban & Fischer Verlag, 4. Auflage, 2010
  • Schöpke, T., Institut für Pharmazie, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald: Botanik für Pharmazeuten: "Bitterer Fenchel - Foeniculi amari fructus", unter: www.pharmakobotanik.de (Abruf: 24.06.2022)
  • Schöpke, T., Institut für Pharmazie, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald: Botanik für Pharmazeuten: "Süßer Fenchel - Foeniculi dulcis fructus", unter: www.pharmakobotanik.de (Abruf: 24.06.2022)
  • Van Wyk, B.-E. et al.: Handbuch der Arzneipflanzen: Ein illustrierter Leitfaden, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2. Auflage, 2004
  • Wabner, D. & Beier, C.: Aromatherapie: Grundlagen - Wirkprinzipien - Praxis, Elsevier/Urban & Fischer Verlag, 2. Auflage, 2012
  • Werner, M. & von Braunschweig, R.: Praxis Aromatherapie: Grundlagen - Steckbriefe - Indikationen, Karl F. Haug Verlag, 2. Auflage, 2009
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