Wachstumshormon

Von , Ärztin
Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

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Das Wachstumshormon ist ein Peptidhormon, das in der Hypophyse im Gehirn gebildet wird. Man nennt es auch „growth hormone“ (GH), „humane growth hormone“ (HGH), somatotropes Hormon oder Somatotropin (STH). Das Hormon ist besonders in Kindheit und Jugend wichtig für das Wachstum und die Differenzierung von Zellen. Seine Bedeutung lässt sich auch daran erkennen, dass 40 Prozent der Zellen der Hypophyse STH-produzierende Zellen sind. Lesen Sie alles Wichtige über das Wachstumshormon!

Was sind Wachstumshormone?

Wachstumshormone sind Peptidhormone, die in den sogenannten somatotropen Zellen des Hypophysenvorderlappens gebildet werden. Ihre Sekretion wird von einer anderen Hirnregion (Hypothalamus) gesteuert, und zwar über zwei Hormone:

  • Das Hypothalamus-Hormon Somatoliberin (Somatotropin-releasing-Faktor) sorgt dafür, dass die Hypophyse vermehrt
    Wachstumshormon ausschüttet.
  • Das Hypothalamus-Hormon Somatostatin drosselt dagegen die Wachstumshormon-Ausschüttung.

Verschiedene Faktoren beeinflussen die Freisetzung von Somatoliberin und Somatostatin und damit auch die Ausschüttung des Wachstumshormons.

STH-Ausschüttung im Tag-Nacht-Rhythmus

STH wird besonders in der Nacht ausgeschüttet, und zwar in den Tiefschlafphasen. Tagsüber schwankt die Sekretion von Somatotropin in Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren, und zwar auf indirektem Wege über Somatoliberin und Somatostatin.

So können zum Beispiel Unterzucker (Hypoglykämie), Schilddrüsenhormone, Östrogene, Dopamin, Endorphine („Glückshormone“) und Stress die Ausschüttung von Wachstumshormon fördern.

Umgekehrt können etwa ein Überschuss an Blutzucker (Hyperglykämie) und Blutfettwerten (Hyperlipidämie), Gestagene,
Adrenalin, starkes Übergewicht (Adipositas) und Kälte die Abgabe von STH aus der Hypophyse bremsen.

Welche Funktion haben Wachstumshormone?

Zu den wichtigsten Wirkungen des Wachstumshormons zählen:

  • Förderung des Längenwachstums der Knochen nach der Geburt und bei Jugendlichen
  • Förderung des Wachstums von Muskeln und Weichteilgewebe (durch Ankurbeln der Eiweißsynthese)
  • Förderung des Fettabbaus zur Energiebereitstellung
  • Erhöhung des Blutzucker-Spiegels und gleichzeitig Steigerung der Insulin-Ausschüttung (und dadurch eine vorübergehende Abnahme des Blutzucker-Spiegels)
  • Stimulierung der Kalzitriol-Bildung (wichtig für die Mineralisation der Knochen)
  • Unterstützung der Immunabwehr (über die Stimulierung der T-Lymphozyten und Makrophagen)

Fast alle diese Wirkungen des Wachstumshormons werden über bestimmte Peptide vermittelt, deren Bildung von dem Hormon angeregt wird (besonders in der Leber): IGF1 und IGF2 (IGF = Insulinlike growth factor).

Welche Störungen können Wachstumshormone betreffen?

Wenn die Hypophyse in ihrer Funktion beeinträchtigt ist, kann ein Mangel an Wachstumshormon resultieren. Er kann angeboren oder erworben sein (etwa durch eine andere Erkrankung, einen Verletzung oder Bestrahlung). Bei Kindern hat ein Wachstumshormonmangel ein vermindertes Längenwachstum zur Folge. Tritt der Mangel erst im Erwachsenenalter auf, wo das Längenwachstum schon abgeschlossen ist, können sich andere Symptome zeigen. Beispielsweise können die Fettreserven am Bauch anwachsen, die Blutfettwerte steigen und das Allgemeinbefinden beeinträchtigt sein.

Ein Überschuss an Wachstumshormon ist ebenfalls möglich. Er kann zum Beispiel durch einen gutartigen Tumor der Hypophyse (Hypophysenadenom) bedingt sein, der die STH-Produktion ankurbelt. Bei Kindern löst ein Zuviel an Somatotropin Riesenwuchs (Gigantismus) aus. Bei Erwachsenen führt ein zu hoher Spiegel an Wachstumshormon dagegen zur sogenannten Akromegalie: Sie ist unter anderem dadurch gekennzeichnet, dass abstehende Körperteile (wie Hände, Füße, Nase, Ohren etc.) sich vergrößern.

Das Laron-Syndrom ist eine seltene Erbkrankheit, die unter anderem mit Kleinwuchs einhergeht. Die Betroffenen sind aufgrund
einer Genveränderung (Genmutation) resistent gegenüber dem Wachstumshormon.

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Eva Rudolf-Müller
Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

Quellen:
  • Kleine, B. & Rossmanith, W.: Hormone und Hormonsystem, Springer Verlag, 3. Auflage, 2014
  • Klinke, R. & Silbernagl,S.: Lehrbuch der Physiologie, Georg Thieme Verlag, 5.Auflage, 2005
  • Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: www.gesundheit.gv.at (Abruf: 30.09.2018)
  • Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch, Walter De Gruyter Verlag, 262. Auflage, 2002
  • Schmidt, R.F. et al.: Physiologie des Menschen, Springer-Verlag, 31. Auflage, 2010
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