Meniskus

Von , Biologin
Dr. Nicole Wendler

Nicole Wendler ist promovierte Biologin aus dem Bereich Onkologie und Immunologie. Als Medizinredakteurin, Autorin und Lektorin ist sie für verschiedene Verlage tätig, für die sie komplizierte und umfangreiche medizinische Sachverhalte einfach, prägnant und logisch darstellt.

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Der Meniskus (Meniscus interarticularis) ist der Stoßdämpfer im Kniegelenk. Genauer gesagt befinden sich jeweils zwei dieser halbmondförmigen Knorpelscheiben sich in jedem Knie. Sie liegen zwischen den Knochenenden von Ober- und Unterschenkel. Die Menisken puffern Erschütterungen ab und können bei Abnutzung, Fehlbelastung oder Traumata schmerzhafte Knieprobleme verursachen. Lesen Sie alles Wichtige über den Meniskus!

Was ist der Meniskus?

Der Meniskus ist ein halbmondförmiger, flacher, nach außen dicker werdender Knorpel im Kniegelenk zwischen Oberschenkelknochen (Femur) und Schienbein (Tibia). Genau genommen sitzen in jedem Knie zwei Menisken: ein Innen- (Meniscus medialis) und ein etwas kleinerer Außenmeniskus (Meniscus lateralis). Die relativ straffen und druckfesten Zwischengelenkscheiben aus Bindegewebe und Faserknorpel sind leicht beweglich und bedecken rund 70 Prozent des Tibiaplateaus. Durch ihre Halbmondform stoßen Oberschenkelknochen und Schienbein nur in der Gelenkmitte aufeinander. Anders als hyaliner Knorpel, der die Gelenkflächen überzieht, enthält der Knorpel der Menisken weniger Zellen, dafür mehr Bindegewebsfasern (Kollagen).

Welche Funktion hat der Meniskus?

Durch seine glatte Oberfläche verringert Knorpel grundsätzlich die Reibung. Beim Meniskus geschieht dies zwischen Gelenkkopf und Gelenkpfanne, so dass die Roll-Gleit-Bewegung des Oberschenkelknochens über den Schienbeinknochen geschmeidiger verläuft. Zusätzlich gleichen die beiden Menisken Formunterschiede (Inkongruenzen) zwischen den runden Enden (Kondylen) des Oberschenkelknochens und dem relativ flachen Plateau des Schienbeinkopfes aus und vergrößern die Gelenkfläche. Dadurch werden Gewicht und Druck auf das Kniegelenk besser verteilt. Die Menisken übernehmen rund ein Drittel der im Kniegelenk übertragenen Last. Ihre straffe und druckfeste Beschaffenheit (viskoelastisch) macht sie zu geeigneten Stoßdämpfern, die Erschütterungen beim Gehen, Laufen und Springen wirkungsvoll abfedern.

Dass Aktivität dem Knie gut tut und eine Schonhaltung eher schadet, zeigt sich auch am Meniskus: Bei jeder Bewegung des Kniegelenks, bewegen sich auch die beiden Menisken. Beugen wir unser Knie, rutschen die Knorpelscheiben nach hinten, strecken wir es, wandern sie nach vorne. Bei einer Drehung nach außen schiebt sich der Innenmeniskus nach hinten und der Außenmeniskus nach vorne. Durch diese kleinen Positionswechsel sorgen die Menisken dafür, dass sich die für die Versorgung des Knorpels so wichtige Gelenkflüssigkeit (Synovialflüssigkeit) verteilt und durchmischt. Da der Meniskus beim Erwachsenen nur noch in seinen Randbereichen durchblutet wird, ist die direkte Aufnahme von Nährstoffen oder die Abgabe von Abfallprodukten ausschließlich dort möglich. In den übrigen Bereichen der Menisken muss dies durch Druck und Druckentlastung (Diffusion) geschehen.

Wo befindet sich der Meniskus?

Die beiden Knorpelscheiben befinden sich im Kniegelenk zwischen Femur und Tibia. Sie liegen wie auf einer Tischplatte auf dem Tibiaplateau und sind von Bändern und Sehnen umgeben. Nur der Innenmeniskus ist mit dem Seitenband verwachsen. An der Vorderseite sind die beiden Menisken durch ein kräftiges Halteband verbunden (Ligamentum transversum genus).

Welche Probleme kann der Meniskus verursachen?

Knieprobleme, die von den Menisken herrühren, äußern sich in Form von Schmerzen oder einer Knieblockade. Entweder ist die Knorpelscheibe verklemmt, gerissen oder degeneriert. Erste Verschleißerscheinungen können sich in Form einer Bindegewebszyste, dem Meniskusganglion, bemerkbar machen.

Bei einem Riss unterscheiden Fachleute je nach Lokalisation zwischen einem Außenmeniskusriss (Radiärriss, Lappenriss) und einem Innenmeniskusriss (Korbhenkelriss, Längsriss). Anfälliger für Verletzungen ist der weniger bewegliche und mit dem Seitenband verwachsene Innenmeniskus. In vielen Fällen geht der Verletzung eine jahrelange Überbelastung voraus. Der Knorpel verschleißt nach und nach infolge einer dauerhaften sportlichen oder berufsbedingten Überlastung, die letztlich in einer nachhaltigen Schädigung des Meniskus endet. Aber auch ein akutes Trauma wie ein Sturz oder Sprung aus großer Höhe verbunden mit einer Drehbewegung (Distorsion), lässt den Meniskus reißen.

In seltenen Fällen treten an den Knorpelscheiben gut- oder bösartige Neubildungen auf. Kinder können mitunter fehlgebildete Menisken (Scheibenmeniskus) aufweisen.

Problematisch bei einer Meniskus-Verletzung (wie bei jedem Knorpel) ist, dass sich die Stoßdämpfer nur in geringem Maße selbst regenerieren können.

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Dr. Nicole Wendler
Dr.  Nicole Wendler

Nicole Wendler ist promovierte Biologin aus dem Bereich Onkologie und Immunologie. Als Medizinredakteurin, Autorin und Lektorin ist sie für verschiedene Verlage tätig, für die sie komplizierte und umfangreiche medizinische Sachverhalte einfach, prägnant und logisch darstellt.

Quellen:
  • Kohn, D.: Orthopädie und orthopädische Chirurgie, Knie, Georg Thieme Verlag, 2005
  • Lippert, H.: Lehrbuch Anatomie, Urban & Fischer, 6. überarbeitete Auflage, 2003
  • Niethard, F.U.: Kinderorthopädie, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2010
  • Platzer, W.: Taschenatlas der Anatomie, Band 1: Bewegungsapparat, Georg Thieme Verlag, 11. Auflage, 2013
  • Zilles, K.: Anatomie, Springer Medizin, 2010
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