FSME-Impfung

Von 
und , Medizinredakteurin und Biologin
Dr. med. Fabian Dupont

Fabian Dupont ist freier Autor in der NetDoktor-Medizinredaktion. Der Humanmediziner ist bereits für wissenschaftliche Arbeiten unter anderem Belgien, Spanien, Ruanda, die USA, Großbritannien, Südafrika, Neuseeland und die Schweiz. Schwerpunkt seiner Doktorarbeit war die Tropen-Neurologie, sein besonderes Interesse gilt aber der internationalen Gesundheitswissenschaft (Public Health) und der verständlichen Vermittlung medizinischer Sachverhalte.

Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

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Die FSME-Impfung ist der einzige sichere Schutz vor einer Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Das ist eine durch Zecken übertragene Virusinfektion, die sehr gefährlich werden kann. Deshalb wird allen Menschen in FSME-Risikogebieten die FSME-Impfung empfohlen. Sie kann vom Hausarzt oder von einem Reisemediziner verabreicht werden. Lesen Sie hier alles Wichtige über die FSME-Impfung.

fsme

Was ist die FSME-Impfung?

Die FSME-Impfung (umgangssprachlich: Zecken-Impfung) ist eine Schutzimpfung gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis. Diese von Zecken übertragene Virusinfektion ist zwar selten, kann aber ernste Folgen haben: Die Viren können eine Entzündung der Hirnhäute, des Gehirns und Rückenmarks auslösen. Das kann länger anhaltende oder sogar dauerhafte neurologische Folgen wie Lähmungen haben. In seltenen Fällen führt FSME sogar zum Tod.

Zur Vorbeugung wurde eine Impfung gegen FSME entwickelt. Der Impfstoff ist ein sogenannter Totimpfstoff. Er besteht aus inaktivierten FSME-Viren. Diese können keine Erkrankung mehr auslösen, aktivieren aber dennoch das Immunsystem: Die weißen Blutkörperchen (Abwehrzellen des Körpers) merken sich die charakteristischen Merkmale der FSME-Viren und entwickeln spezifische Antikörper dagegen. Kommt es später zu einer echten Infektion mit dem FSME-Virus, ist das Immunsystem gewappnet: Es beginnt sofort, die spezifischen FSME-Antikörper in großer Zahl zu produzieren, um den Eindringling zu eliminieren, bevor die Krankheit ausbrechen kann.

Die FSME-Impfung beugt nur einer Infektion mit FSME-Viren vor – sie bietet keinen Schutz vor anderen von Zecken übertragenen Krankheitserregern (wie Borreliose-Bakterien)!

Wer sollte die FSME-Impfung erhalten?

Die FSME-Impfung wird in Deutschland von den zuständigen Behörden (Robert Koch-Institut) für folgende Menschen empfohlen:

  • Menschen, die in FSME-Risikogebieten leben oder dorthin reisen: Dazu zählen auch Menschen, die in ihrer Freizeit viel in Wald- und Wiesenregionen innerhalb von FSME-Risikogebieten unterwegs sind. Bei geplanten Reisen ins Ausland sollte im Vorfeld mit einem Reisemediziner abgeklärt werden, ob in der Zielregion eine Infektionsgefahr besteht.
  • Berufsgruppen, die während ihrer Arbeit mit dem FSME-Virus in Kontakt kommen könnten: Dazu gehören zum Beispiel Förster, Jäger, Waldarbeiter, Arbeiter in der Landwirtschaft und Mitarbeiter in medizinischen Laboren.

FSME-Risikogebiete

In Deutschland sind vor allem Zecken in Bayern,Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Thüringen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Sachsen mit dem FSME-Virus infiziert – viele Regionen in diesen Bundesländern sind als FSME-Risikogebiete ausgewiesen. In anderen Bundesländern wie Brandenburg und Nordrhein-Westfalen kann es ebenfalls zu einer Ansteckung kommen, wenn auch seltener.

Andere europäische Länder, in denen FSME-Viren gebietsweise verbreitet sind, sind zum Beispiel Österreich, Schweiz, Ungarn, Tschechien, Kroatien, Polen, Schweden und Finnland. Dagegen ist etwa in Italien, Frankreich, Norwegen und Dänemark die Gefahr einer FSME-Übertragung sehr gering.

Mehr über die Gebiete im In- und Ausland, in denen eine Ansteckungsgefahr für FSME besteht, erfahren Sie im Beitrag FSME-Gebiete.

Wie wird die FSME-Impfung verabreicht?

In Deutschland sind derzeit zwei FSME-Impfstoffe zugelassen. In beiden Fällen sind für die Grundimmunisierung drei Impfdosen notwendig. Danach besteht ein hoher Immunschutz gegen FSME-Viren. Er sollte aber in bestimmten Abständen aufgefrischt werden (Auffrischimpfungen).

Die beiden verfügbaren FSME-Impfstoffe gelten als gleichwertig und austauschbar. Trotzdem sollte für die Grundimmunisierung und die Auffrischimpfungen möglichst immer der gleiche FSME-Impfstoff verwendet werden.

FSME-Grundimmunisierung

Die Grundimmunisierung bei der FSME-Impfung besteht aus drei Injektionen. Die zweite Impfdosis sollte ein bis drei Monate nach der ersten gegeben werden. Wann die dritte Impfdosis empfohlen wird, hängt vom verwendeten FSME-Impfstoff ab: So sollte die dritte Dosis je nach Impfstoff entweder fünf bis zwölf Monate oder neun bis zwölf Monate nach der zweiten verabreicht werden.

Neben diesem Standard-Impfschema gibt es auch ein Schnell-Impfschema (etwa für kurzfristig geplante Reisen in ein FSME-Risikogebiet). Je nach verwendeten Impfstoff verabreicht der Arzt die zweite Impfdosis schon 14 Tage nach der ersten und die dritte Dosis wie beim Standardschema fünf bis zwölf Monate nach der zweiten Injektion. Oder es erfolgt die zweite Impfung bereits sieben Tage nach der ersten und die dritte Dosis 14 Tage nach der zweiten.

FSME-Impfung: Auffrischung

Der Immunschutz, der mit der vollständigen Grundimmunisierung erworben wird, hält mindestens drei Jahre an. Für einen längeren Schutz sollte er je nach FSME-Impfstoff in bestimmten Zeitabständen aufgefrischt werden:

Beim einen Impfstoff wird die erste Auffrischimpfung drei Jahre nach der Grundimmunisierung fällig – unabhängig davon, ob diese nach dem Standardschema oder nach dem Schnellimpfschema verabreicht wurde. Die weiteren FSME-Auffrischimüfungen sollten dann bei Menschen zwischen 16 und unter 60 Jahren im Abstand von jeweils fünf Jahren erfolgen. Menschen, die 60 Jahre oder älter sind, sollten die FSME-Auffrischung alle drei Jahre durchführen lassen.

Beim anderen Impfstoff sollte die erste Auffrischimpfung drei Jahre nach der Grundimmunisierung erfolgen, wenn diese nach dem Standardschema verabreicht wurde. Wer sich im Schnell-Impfschema gegen FSME impfen ließ, sollte den Immunschutz schon 12 bis 18 Monate danach das erste Mal auffrischen lassen. In beiden Fällen gelten für die weitere Auffrischimpfungen die gleichen Empfehlungen: Menschen zwischen 12 und 49 Jahren sollten die FSME-Impfung alle fünf Jahre auffrischen lassen. Bei Menschen ab 50 ist eine FSME-Auffrischung alle drei Jahre ratsam.

FSME-Impfung: Kinder

Bei Kindern heilt eine Frühsommer-Meningoenzephalitis meist ohne Folgen aus. Trotzdem ist ein Impfschutz bei ihnen wichtig: Kinder spielen viel im Freien – in Wald und Wiesen – und werden deshalb öfter von Zecken gestochen. Die Wahrscheinlichkeit einer FSME-Infektion ist also bei ihnen höher als bei Erwachsenen.

Zur Vorbeugung können Kinder ab dem ersten Geburtstag gegen FSME geimpft werden. Es stehen ebenso zwei spezielle FSME-Impfstoffe für Kinder zur Verfügung:

  • Zum einen gibt es einen Impfstoff für Kinder von 1 bis 11 Jahre. Dabei gilt folgendes Standard-Impfschema: Die zweite Impfdosis wird 14 Tage bis 3 Monate nach der ersten gegeben, die dritte Dosis 9 bis 12 Monate nach der zweiten. Die erste Auffrischimpfung sollte drei Jahre danach erfolgen, weitere Auffrischimpfungen im 5-Jahres-Abstand.

Das beschleunigte Impfschema ist das gleiche wie beim entsprechenden Erwachsenen-Impfstoff (siehe oben).

  • Zum anderen gibt es einen Impfstoff für Kinder von 1 bis 15 Jahre. Das Standard- und das beschleunigte Impfschema sind die gleichen wie beim entsprechenden Erwachsenen-Impfstoff.

FSME-Impfung: Nebenwirkungen

Wie bei jeder Impfung sind auch bei der FSME-Impfung Nebenwirkungen möglich, wenngleich die Impfstoffe im Allgemeinen gut vertragen werden. Kommt es zu unerwünschten Impfreaktionen, sind sie meist harmlos:

Am häufigsten verursacht die FSME-Impfung Nebenwirkungen an der Einstichstelle (Rötung, Schwellung, Schmerzen). Außerdem kann es in den ersten Tagen nach der Impfung zu allgemeinen Beschwerden kommen, etwa zu erhöhter Temperatur, Mattigkeit, Fieber, Kopf-, Muskel- oder Gelenkschmerzen, Unwohlsein oder Magen-Darm-Beschwerden. Solche Nebenwirkungen treten meist nur nach der ersten Impfdosis auf, seltener nach weiteren Injektionen. Zudem klingen sie bald von allein wieder ab.

Ganz selten löst die FSME-Impfung schwere Nebenwirkungen wie allergische Reaktionen aus. In Einzelfällen wurden nach der Impfung Erkrankungen des Nervensystems (einschließlich Lähmungen) beobachtet, meist bei Erwachsenen.

Wenn die FSME-Impfung Nebenwirkungen auslöst, sollte man den Arzt vor dem nächsten Impftermin darüber informieren.

FSME-Impfung: Kosten

Die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen in der Regel die FSME-Impfung für Menschen, die in Risikogebieten leben. Bei bestimmten Berufsgruppen (wie Förstern) übernimmt meist der Arbeitgeber die Kosten der Impfung.

In allen anderen Fällen muss man die FSME-Impfung meist aus eigener Tasche bezahlen, etwa vor einer Reise in ein FSME-Risikogebiet. Es schadet aber nichts, im Vorfeld bei der eigenen Krankenkasse wegen einer Kostenübernahme anzufragen.

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:
Dr. med. Fabian Dupont
Dr. med.  Fabian Dupont

Fabian Dupont ist freier Autor in der NetDoktor-Medizinredaktion. Der Humanmediziner ist bereits für wissenschaftliche Arbeiten unter anderem Belgien, Spanien, Ruanda, die USA, Großbritannien, Südafrika, Neuseeland und die Schweiz. Schwerpunkt seiner Doktorarbeit war die Tropen-Neurologie, sein besonderes Interesse gilt aber der internationalen Gesundheitswissenschaft (Public Health) und der verständlichen Vermittlung medizinischer Sachverhalte.

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

ICD-Codes:
Z24A84
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Bundesamt für Gesundheit (BAG): Schweizerischer Impfplan 2021, unter: www.bag.admin.ch (Abruf: 04.11.2021)
  • Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz: Impfplan Österreich 2021, unter: www.sozialministerium.at (Abruf: 04.11.2021)
  • Infoportal der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): "FSME-Impfung bei Erwachsenen", unter: www.impfen-info.de (Abruf: 31.01.2020)
  • Infoportal der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): "FSME-Impfung bei Jugendlichen", unter: www.impfen-info.de (Abruf: 31.01.2020)
  • Infoportal der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): "FSME-Impfung bei Kindern", unter: www.impfen-info.de (Abruf: 31.01.2020)
  • Infoportal der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): "FSME", unter: www.infektionsschutz.de (Abruf: 31.01.2020)
  • Infoportal des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte e.V.: "FSME", unter: wwwkinderaerzte-im-netz.de (Abruf: 31.01.2020)
  • Infoportal des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG): "Frühsommer-Meningoenzephalitis", unter: www.gesundheitsinformation.de (Abruf: 31.01.2020)
  • Informationsportal des Vereins zur Förderung der Impfaufklärung (VFI): www.zecken.at (Abruf: 04.11.2021)
  • Paul-Ehrlich-Institut: "FSME-Impfstoffe", unter: www.pei.de (Abruf: 31.01.2020)
  • Robert Koch-Institut (RKI): "Antworten auf häufig gestellte Fragen zur FSME-Impfung" (Stand: 25.09.2019), unter: www.rki.de
  • Robert Koch-Institut (RKI): Epidemiologisches Bulletin, 14. Februar 2019 / Nr. 7, unter: www.rki.de
  • S1-Leitlinie "Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)" der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (Stand: 2016)
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