RSV-Impfung

Von , Medizinredakteurin
Mag. Astrid Leitner

Astrid Leitner studierte in Wien Tiermedizin. Nach zehn Jahren in der veterinärmedizinischen Praxis und der Geburt ihrer Tochter wechselte sie – mehr zufällig – zum Medizinjournalismus. Schnell war klar: Das Interesse an medizinischen Themen und die Liebe zum Schreiben ergeben für sie die perfekte Kombination. Astrid Leitner lebt mit Tochter, Hund und Katze in Wien und Oberösterreich.

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Eine RSV-Impfung schützt vor Infektionen der oberen und unteren Atemwege mit dem RS-Virus. RS-Viren lösen meist erkältungsähnliche Symptome aus – bei Säuglingen und Kleinkindern, aber auch bei älteren Erwachsenen und chronisch Kranken können schwere Atemwegsinfektionen die Folge sein. Lesen Sie hier, welche RSV-Impfungen es gibt, wem die STIKO die Impfung empfiehlt und welche Nebenwirkungen sie haben kann.

Ärztin impft Baby

Was ist die RSV-Impfung?

Die RSV-Impfung schützt vor Atemwegserkrankungen, die durch das RS-Virus (Respiratorisches Synzytial-Virus, RSV) ausgelöst werden. RS-Viren verursachen Infektionen der oberen und unteren Atemwege, die insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern, aber auch bei älteren Erwachsenen oder chronisch kranken Menschen schwere Erkrankungen hervorrufen können.

Die Impfung gegen RSV schützt Risikopatienten vor einer Infektion und damit vor einem schweren Verlauf. Zudem trägt sie dazu bei, die Ausbreitung der Viren einzudämmen.

Mehr darüber, welche Symptome RS-Viren auslösen und wie die Atemwegserkrankung behandelt wird, lesen Sie in unserem Beitrag zum RS-Virus.

Welche RSV-Impfungen gibt es?

Bei RSV-Impfungen unterscheidet man zwischen aktiven und passiven Impfstoffen.

Der derzeit einzige von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlene Impfstoff für Frühchen und Kleinkinder zählt zu den Passivimpfstoffen. Das bedeutet, dass man dem Impfling bereits fertige, künstlich hergestellte Abwehrstoffe (Antikörper) verabreicht. Das Immunsystem erhält dadurch einen „Zeitvorsprung“: Es muss die Antikörper nicht selbst herstellen, sondern kann unmittelbar nach der Impfung mit der Abwehr der Viren beginnen.

Die Antikörper verhindern, dass die Viren in die Zellen eindringen. Sind die Antikörper aus dem Impfstoff verbraucht, muss nachgeimpft werden. Aus diesem Grund erhalten Betroffene während der Wintermonate alle vier Wochen eine Injektion. Man spricht auch von einer passiven Immunisierung.

Aktivimpfstoffe gegen RSV enthalten gentechnisch hergestellte Eiweißstoffe (Proteine), die auch im RS-Virus vorhanden sind. Das Protein selbst kann jedoch keine Erkrankung auslösen, sondern regt das Immunsystem an, selbst Abwehrstoffe (Antikörper) zu bilden. Hierzu zählen die neuen RSV-Impfstoffe für Schwangere und ältere Erwachsene.

RSV-Impfung: Wer sollte geimpft werden?

Derzeit empfiehlt die STIKO die Impfung gegen das RS-Virus für Frühchen und Kinder bis zu zwei Jahren mit bestimmten Vorerkrankungen. Eine Empfehlung, ob und wann Schwangere und ältere Erwachsene gegen das RS-Virus geimpft werden sollen, steht derzeit noch aus.

RSV-Impfung für Frühchen und Babys

Frühchen und Babys bis sechs Monate sowie Kleinkinder mit Vorerkrankungen sind besonders gefährdet, durch RSV schwer zu erkranken. Ärzte empfehlen daher folgenden Risikogruppen eine passive RS-Virus-Impfung:

  • Kinder, die vor oder in der 35. Schwangerschaftswoche geboren wurden und zu Beginn der RSV-Saison jünger als sechs Monate sind.
  • Kinder unter zwei Jahren mit angeborenen Herzfehlern
  • Kinder unter zwei Jahren, die in den letzten Monaten wegen bronchopulmonaler Dysplasie (BPD) behandelt wurden.

Der Impfstoff wird während der RSV-Saison (ab Oktober/November) einmal pro Monat in einen Muskel – meist in den Oberschenkel – gespritzt. Insgesamt sind fünf Impfdosen vorgesehen. Die Schutzwirkung beginnt bereits mit Verabreichung der ersten Dosis.

RSV-Impfung für ältere Erwachsene

Die Europäische Kommission hat die aktive RSV-Impfung für Erwachsene im Juni 2023 zugelassen. Sie soll Menschen ab einem Alter von 60 Jahren vor Erkrankungen der unteren Atemwege, die durch das RS-Virus ausgelöst werden, schützen.

Die Ergebnisse der Zulassungsstudie mit 25.000 Erwachsenen zeigen, dass die RS-Impfung für sechs Monate zu etwa 83 Prozent vor einer RSV-Erkrankung schützt. Nach derzeitigem Wissensstand ist es daher ausreichend, wenn Betroffene sich einmal jährlich vor Beginn der RSV-Saison impfen lassen.

Trotz seiner Zulassung ist der Impfstoff für Erwachsene derzeit noch nicht auf dem Markt. Er soll ab Herbst – mit Beginn der RSV-Saison – in deutschen Apotheken erhältlich sein. Ob die Impfempfehlung für alle Personen ab 60 Jahren oder nur für bestimmte Risikogruppen gilt, ist noch offen. Eine offizielle Impfempfehlung der STIKO steht bis dato noch aus.

RSV-Impfung in der Schwangerschaft

Eine RSV-Impfung in der Schwangerschaft soll das Neugeborene nach der Geburt vor einer RS-bedingten Atemwegserkrankung schützen. Eine groß angelegte Impfstudie ergab, dass 81 Prozent aller Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft gegen das RS-Virus geimpft wurden, in den ersten sechs Lebensmonaten vor einem schweren Krankheitsverlauf geschützt waren.

Die werdende Mutter bildet nach der aktiven Impfung Abwehrstoffe (Antikörper), die sie über die Plazenta an das ungeborene Kind weitergibt. Dadurch erhält das Kind einen Immunschutz, der während der ersten Lebensmonate anhält – das Ungeborene wird also bereits vor der Geburt passiv immunisiert.

Die Zulassung des Impfstoffs für Schwangere wurde kürzlich bei der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) beantragt.

RSV-Impfung: Nebenwirkungen

Mögliche Nebenwirkungen der RSV-Impfung bei Erwachsenen sind Kopfschmerzen, Müdigkeit, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen und Schmerzen an der Injektionsstelle. Die Beschwerden sind in der Regel harmlos und klingen innerhalb von etwa 10 Tagen wieder ab.

Auch bei Frühgeborenen, Babys und Kleinkindern sind Nebenwirkungen der RSV-Impfung möglich. Typischerweise kommt es mitunter zu Fieber, Hautausschlag und Reaktionen an der Impfstelle, beispielsweise Rötungen, Schwellungen oder Schmerzen. Solche Impfreaktionen sind jedoch harmlos und verschwinden nach wenigen Tagen von selbst.

Zu den schwerwiegenden Nebenwirkungen der Impfung zählt der anaphylaktische Schock (Anaphylaxie). Dabei handelt es sich um eine Überempfindlichkeitsreaktion gegen einen Bestandteil des Impfstoffs. Um im Falle einer Anaphylaxie rasch eingreifen zu können, werden Impflinge nach der Injektion noch einige Zeit überwacht.

RSV-Impfung: Kosten

Bei Frühchen, Babys und Kleinkindern übernehmen die Krankenkassen die Kosten für Impfungen gegen das RS-Virus, wenn diese der Risikogruppe angehören.

Ob die Kosten der RSV-Impfung für Schwangere und ältere Erwachsene übernommen werden, ist derzeit noch unklar. Die Kostenübernahme der RSV-Impfung durch die gesetzlichen Krankenkassen hängt davon ab, ob und für welche Personengruppen die Ständige Impfkommission (STIKO) eine Empfehlung ausspricht. Dies wird bei der RSV-Impfung für ältere Erwachsene voraussichtlich bis Herbst 2023 der Fall sein. Bei der RS-Impfung für Schwangere muss zunächst die Zulassung der EMA abgewartet werden.

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Astrid Leitner
Mag.  Astrid Leitner

Astrid Leitner studierte in Wien Tiermedizin. Nach zehn Jahren in der veterinärmedizinischen Praxis und der Geburt ihrer Tochter wechselte sie – mehr zufällig – zum Medizinjournalismus. Schnell war klar: Das Interesse an medizinischen Themen und die Liebe zum Schreiben ergeben für sie die perfekte Kombination. Astrid Leitner lebt mit Tochter, Hund und Katze in Wien und Oberösterreich.

ICD-Codes:
J21J12J20B97
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Bundesamt für Gesundheit (BAG), Respiratorisches Synzytial-Virus (RSV), Stand: 17.01.2023, unter: www.bag.admin.ch (Abrufdatum: 27.07.2023)
  • Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG), CHMP Monatsmeldung, Stand: 10.05.2023, unter: www.basg.gv.at (Abrufdatum: 27.07.2023)
  • Europäische Arzneimittelbehörde (EMA), Produktinformation, unter: www.ema.europa.eu (Abrufdatum: 25.07.2023)
  • Konsensuspapier der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde: Resch et al., Monatsschr Kinderheilkd 2008; 156: 381–383
  • Konsensus Statement zur Prävention von Respiratory Syncytial Virus (RSV)-Infektionen mit dem humanisierten monoklonalen Antikörper Palivizumab, Stand: 2016, unter: www.pigs.ch (Abrufdatum: 27.07.2023)
  • Paul-Ehrlich-Institut (PEI), Zulassung für Impfstoff gegen Respiratorisches Synzytial-Virus (RSV) empfohlen, Stand: 28.04.2023, unter: www.pei.de (Abrufdatum: 25.07.2023)
  • Robert Koch Institut (RKI), Merkblatt „Respiratorische Synzytial-Virus-Infektionen“, Stand: 06.02.2018, unter: www.rki.de (Abrufdatum: 27.07.2023)
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