Traurigkeit

Von , Medizinredakteurin
Aktualisiert am
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Traurigkeit ist eine zentrale menschliche Emotion. In der Regel ist sie eine ganz normale und gesunde Reaktion, etwa auf den Verlust eines Menschen oder eine Enttäuschung. Wenn die Traurigkeit jedoch scheinbar grundlos auftaucht oder längere Zeit anhält, kann sie eine behandlungsbedürftige Ursache haben, etwa eine Depression. Lesen Sie hier mehr über die Ursachen von Traurigkeit und was Sie dagegen tun können.

Frau sitzt am Bett, stützt Kopf mit den Händen

Kurzübersicht

  • Was ist Traurigkeit?: Traurigkeit ist eine Emotion und eine Reaktion auf ein Ereignis wie eine Enttäuschung oder einen Verlust. Sie ist wichtig für den Verarbeitungsprozess.
  • Ursachen:Meist verursacht ein Verlust (Tod, Beziehungsende, Kündigung) die Traurigkeit. Es können aber auch psychische oder körperliche Erkrankungen dahinterstecken, z. B. Depression, Alzheimer, Parkinson.
  • Behandlung: Betroffene sollten darauf achten, nicht zu viel zu grübeln, bewusst dankbar für positive Dinge in ihrem Leben sein, auf regelmäßige Bewegung und soziale Kontakte achten. Bei krankhafter Traurigkeit kann je nach Ursache eine Psychotherapie oder eine Therapie der zugrundeliegenden körperlichen Erkrankung helfen.
  • Wann zum Arzt?: Wenn sich die Traurigkeit nach einer gewissen Zeit nicht bessert oder Symptome einer Depression hinzukommen.
  • Diagnose:Erhebung der Krankengeschichte, Blutuntersuchung, Hormonuntersuchung, ggf. weitere Untersuchungen zum Ausschluss anderer Erkrankungen

Was bedeutet Traurigkeit?

Trauer und Traurigkeit gehören wie Freude oder Zorn zu den grundlegenden Emotionen eines Menschen. Sie sind natürliche Reaktionen auf eine Enttäuschung oder einen Verlust: Wir sind zum Beispiel traurig, wenn eine Partnerschaft in die Brüche geht, wir an einer Aufgabe scheitern, uns unsere Umwelt ablehnt oder wir unseren Arbeitsplatz, unseren Idealismus oder – aufgrund von Krankheit oder Alter – eine körperliche Fähigkeit wie das Gehen verlieren.

In solchen Phasen traurig zu sein, ist ein Zeichen seelischer Gesundheit. Denn die Traurigkeit ist Teil eines Verarbeitungsprozesses und ein erster Schritt auf dem Weg zu Akzeptanz und Neuanfang.

Sonderfall Trauer

Eine besondere Stellung in diesem Zusammenhang nimmt die Trauer ein, wie sie nach dem Verlust eines Angehörigen oder angesichts des eigenen nahen Todes entsteht. In Gesprächen mit Sterbenden hat die Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross in den 60er-Jahren ein Modell der Trauer entwickelt, das fünf Phasen umfasst. Inzwischen findet es nicht nur auf das Sterben Anwendung, sondern auch allgemein auf Trauerprozesse:

  • Verleugnung
  • Zorn
  • Verhandeln (z. B. mit Gott)
  • Depression
  • Zustimmung

Trauer ist folglich kein passiver Zustand, der von alleine wieder abklingt. Trauer ist ein aktiver Prozess der Auseinandersetzung, dessen Ziel die Zustimmung und Akzeptanz ist. Sie ermöglicht es beispielsweise Hinterbliebenen, nicht in Verzweiflung und Verbitterung zu verharren, sondern wieder neue Bindungen einzugehen.

Traurigkeit mit Krankheitswert

Treten Traurigkeit und Niedergeschlagenheit scheinbar ohne Grund auf oder halten sie über einen längeren Zeitraum an, kann eine Erkrankung hinter der Traurigkeit stecken – oft ist es eine Depression. Es kommen aber auch andere Krankheiten als Ursache in Betracht.

Traurigkeit: Ursachen

Traurigkeit und Trauer sind zwar negative, aber evolutionsbiologisch und emotional sinnvolle Reaktionen. Der Mensch ist ein soziales Wesen. Um zu überleben, braucht er Familie und Freunde – seine Sippe, mit der er sich verbunden fühlt. Diese Bindungen innerhalb einer sozialen Gruppe halten diese zusammen und handlungsfähig.

Wenn man jemanden aus der Sippe verliert, ist das schmerzhaft und traurig. In Trauerphasen intensivieren sich zudem oft die Sozialkontakte, weil das Umfeld versucht, den Trauernden zu unterstützen. Der Schmerz stärkt die zwischenmenschliche Bindung und erhöht damit die Überlebenschancen.

Auch aus psychoanalytischer Sicht ist die Trauerarbeit ein sinnvoller Prozess. Er ermöglicht es, sich aus einer alten Situation zu lösen und an eine neue anzupassen.

Traurigkeit in ihrer krankhaften Form hingegen kann das Symptom einer seelischen, mitunter auch körperlichen Erkrankung sein:

Seelische Ursachen

Psychische Erkrankungen und Störungen mit dem Symptome Traurigkeit sind:

Körperliche Ursachen

Traurigkeit: Behandlung

Traurigkeit und Trauer sind normale emotionale Reaktionen auf Verluste und Enttäuschungen und Teil des Verarbeitungsprozesses. Vergeht die Traurigkeit jedoch nicht oder nimmt überhand ist unter Umständen eine Behandlung angebracht.

Das können Sie selbst tun

Wenn Ihr Hang zur Melancholie Ihnen das Leben grundsätzlich schwer macht, können Sie Folgendes tun:

  • Schluss machen mit dem Grübeln: "Warum gerade ich? Warum kriege ich mein Leben nicht in den Griff? Warum hat mich mein Chef heute so komisch angesehen?" Menschen, die viel grübeln, sind unglücklicher als solche, die die Dinge nehmen, wie sie sind. Darum: Vermeiden Sie unnütze Grübeleien. Wenn Sie sich selbst beim Grübeln ertappen, sollten Sie das Gedankenkarussell bewusst stoppen – beispielsweise, indem Sie sich ablenken oder negative Gedanken durch positive ersetzen.
  • Einmal täglich dankbar sein: Jammern kann jeder. Dabei hat auch ein echter Pechtag meist gute Momente – und wenn es nur der Umstand ist, dass es nicht noch schlimmer gelaufen ist. Nehmen Sie sich einmal am Tag Zeit für Dankbarkeit, beispielsweise vor dem Schlafengehen. Versuchen Sie, mindestens fünf Dinge zu finden, für die Sie an diesem Tag dankbar sind. Das dürfen auch Kleinigkeiten sein. Diese geistige Übung hilft nicht nur kurzzeitig, sie verändert Ihre Weltsicht auch langfristig positiv.
  • Nach vorn schauen: Über verschüttete Milch soll man nicht klagen, heißt ein altes Sprichwort. Da ist was dran. Statt sich über Dinge zu grämen, die Sie im Nachhinein nicht ändern können, sollten Sie lieber zusehen, wie Sie die Dinge zukünftig besser regeln.
  • Sport treiben: Sport baut Stress ab und hebt die Stimmung. Das wirkt sogar bei Menschen mit Depressionen. Seien Sie darum regelmäßig körperlich aktiv.
  • Soziale Kontakte pflegen: Zwischenmenschliche Beziehungen schützen vor negativen Gedanken und Gefühlen. Hinzu kommt: Wer unter Menschen geht, hat auch weniger Gelegenheit zum Grübeln.

Ärztliche Behandlung

Bei einer behandlungsbedürftigen Niedergeschlagenheit wird der Arzt nach Möglichkeit eine passende Therapie einleiten.

Steckt etwa eine seelische Störung hinter dem Symptom, können Medikamente sinnvoll sein, aber auch eine Psychotherapie. Sie hilft, das aus der Balance geratene Gefühlsleben wieder zu stabilisieren. Therapeutische Methoden sind beispielsweise tiefenpsychologische Verfahren wie eine Psychoanalyse, aber auch die kognitive Verhaltenstherapie.

Ergeben die Untersuchungen eine körperliche Ursache, kann deren Behandlung oftmals die Traurigkeit vertreiben oder zumindest verringern.

Traurigkeit: Wann zum Arzt?

Einen Arzt aufsuchen sollten Sie auf jeden Fall dann, wenn Traurigkeit und Niedergeschlagenheit scheinbar ohne Grund auftreten oder über einen längeren Zeitraum anhalten. Insbesondere, wenn weitere psychische oder körperliche Beschwerden hinzukommen, kann Traurigkeit das Symptom einer ernsthaften seelischen oder physischen Erkrankung sein.

Traurigkeit: Untersuchungen und Diagnose

Zunächst versucht der Arzt, Ihrer Traurigkeit auf den Grund zu gehen. Erst dann kann er eine geeignete Behandlung vorschlagen.

Um den Ursprung Ihrer Traurigkeit herauszufinden, wird der Arzt zunächst in einem ausführlichen Gespräch mit Ihnen Ihre Krankengeschichteerheben (Anamnese). Er fragt zum Beispiel, wie lange Sie schon unter der Traurigkeit leiden, ob Sie noch weitere Beschwerden haben, eine Grunderkrankung (z.B. Diabetes) haben oder irgendwelche Medikamente einnehmen. Die Informationen helfen dem Arzt meist, die möglichen Ursachen der Traurigkeit näher einzugrenzen.

Unter Umständen können zudem Laboruntersuchungenund/oder bildgebende Untersuchungen helfen, die Ursache Ihrer negativen Gefühle aufzudecken. So kann ein Bluttest darüber Aufschluss geben, ob Ihre Schilddrüse richtig arbeitet. Eine Computertomographie (CT) kann dazu beitragen, eine Parkinsonerkrankung auszuschließen.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Quellen:
  • Dreher, J.: Psychopharmakotherapie griffbereit: Medikamente, psychoaktive Genussmittel und Drogen, Thieme Verlag, 5. Auflage, 2021
  • Konrad, C.: Therapie der Depression: Praxisbuch der Behandlungsmethoden, Thieme Verlag, 1. Auflage, 2016
  • Kübler-Ross, E.: Interviews mit Sterbenden, Verlag Herder, 2018
  • Lammer, K.: Trauer verstehen: Formen, Erklärungen, Hilfen, Springer Verlag, 4. Auflage, 2014
  • Leitlinie/NVL „Unipolare Depression“ der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde et al, Stand: 2023), unter: www.register.awmf.org (Abrufdatum: 29.04.2023)
  • Pschyrembel Online, Klinisches Wörterbuch: www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 29.04.2023)
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