Mittelohrentzündung

Von , Arzt und Medizinjournalist
Dr. med. Martin Waitz

Dr. Martin Waitz hat Humanmedizin an der Universität zu Köln studiert. Er arbeitete als Arzt in der Inneren Medizin sowie als medizinischer Online-Redakteur und Chefredakteur bei Gesundheitsportalen. Seine Schwerpunkte sind die Erstellung und medizinische Qualitätssicherung von Patienteninformationen.

Alle NetDoktor.de-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.

Bei einer Mittelohrentzündung (Otitis media) ist die Schleimhaut der Paukenhöhle, dem Hohlraum im Mittelohr, entzündet. Der Arzt verordnet zur Behandlung oft Schmerzmittel, bei Bedarf auch Antibiotika. Betroffene haben die Möglichkeit, selbst einiges zu tun, um die Beschwerden zu lindern und einer erneuten Otitis media vorzubeugen. Lesen Sie hier alles Wichtige zur Mittelohrentzündung.

Mann mit Ohrenschmerzen, Mittelohrenentzündung

Kurzübersicht

  • Verlauf und Prognose: Eine Mittelohrentzündung ist nicht ansteckend. In der Regel heilt eine Otitis media innerhalb weniger Tage wieder ab.
  • Behandlung: Bei einer Mittelohrentzündung kommen Medikamente wie Schmerzmittel, Antibiotika und Ohrentropfen zum Einsatz.
  • Symptome: Zu den typischen Symptomen einer Mittelohrentzündung gehören Ohrenschmerzen, Fieber, dumpfes Hören und allgemeine Abgeschlagenheit.
  • Ursachen und Risikofaktoren: In der Regel entsteht eine Mittelohrentzündung als Folge einer Erkältung.
  • Diagnostik: Um eine Mittelohrentzündung zu diagnostizieren, untersucht der Arzt den Gehörgang und das Trommelfell und erfasst die Beschwerden im Gespräch mit dem Patienten.
  • Vorbeugen: Abschwellende Nasensprays verbessern die Belüftung des Ohres bei einer Erkältung und tragen dazu bei, einer Mittelohrentzündung vorzubeugen.

Was ist eine Mittelohrentzündung?

Der Arzt spricht von einer Mittelohrentzündung (Otitis media), wenn die Schleimhaut der Paukenhöhle entzündet ist. Er unterscheidet verschiedene Arten von Mittelohrentzündung. Dauer und Häufigkeit sind hier die ausschlaggebenden Kriterien:

  • Akute Mittelohrentzündung (Otitis media acuta): Ist laut Definition eine plötzliche auftretende Entzündung mit typischen Beschwerden und Befund bei der Ohrspiegelung.
  • Rezidivierende Mittelohrentzündung: Mindestens drei Entzündungen des Mittelohres innerhalb eines halben Jahres oder mindestens vier in einem Jahr.
  • Chronische Mittelohrentzündung (Otitis media chronica): Mindestens zwei Monate lang bestehende Entzündung. Ausfluss und Riss des Trommelfells treten oft begleitend auf.

Die Otitis media entsteht häufig als Folge einer Erkältungserkrankung: Krankheitserreger steigen aus den Atemwegen auf ins Mittelohr. Eine Mittelohrentzündung tritt sowohl einseitig auf nur einem Ohr als auch auf beiden Ohren gleichzeitig auf.

Mittelohrentzündung beim Kleinkind

Bei kleinen Kindern ist die Ohrtrompete, die den Nasen-Rachen-Raum mit der Paukenhöhle verbindet, kürzer und enger als bei Erwachsenen. Daher sind sie besonders anfällig für Mittelohrentzündungen.

Mehr über die Entzündung bei Kleinkindern lesen Sie im Beitrag Mittelohrentzündung – Kleinkind.

Mittelohrentzündung bei Erwachsenen

Nicht nur bei Kindern, auch bei Erwachsenen kommen Mittelohrentzündungen vor. Bei ihnen besteht für die Dauer der Erkrankung in der Regel eine Arbeitsunfähigkeit. Wie lange also bei Mittelohrentzündung zu Hause bleiben? So lange die Symptome und das Krankheitsgefühl bestehen, ist es das Beste, sich in den eigenen vier Wänden auszuruhen.

Ist eine Mittelohrentzündung ansteckend?

Diese Frage stellen sich vor allem Eltern, wenn Spielgefährten ihrer Kinder an einer Otitis media leiden. Die Antwort: Es besteht kein Grund zur Sorge – eine Mittelohrentzündung ist in der Regel nicht ansteckend. Die Otitis media bekommt man in der Regel als Folge einer Erkältungserkrankung.

Wie lange dauert eine Mittelohrentzündung?

In der Regel heilt eine Otitis media folgenlos wieder ab. Die Dauer einer Mittelohrentzündung ist individuell verschieden. Nach zwei bis sieben Tagen sind etwa 80 Prozent der Patienten frei von Beschwerden.

Manchmal entwickelt sich jedoch eine chronische Mittelohrentzündung oder es treten Komplikationen auf. Die häufigste Komplikation einer Otitis media ist die Entzündung des Warzenfortsatzes (Mastoiditis). Er ist Teil des Schädelknochens, liegt direkt neben dem Mittelohr und ist wie dieses mit Luft gefüllt. Bei einer Mastoiditis wird oft der Knochen geschädigt und die Entzündung geht mitunter auf die Hirnhäute oder das Gehirn über.

Des Weiteren besteht vor allem durch wiederholte Mittelohrentzündungen im Kleinkindalter die Gefahr einer Hörminderung und damit einer Verzögerung der Sprachentwicklung. Auch eine Entzündung des Innenohres (Labyrinthitis) als Folge einer Mittelohrentzündung ist möglich.

Flugreise trotz Mittelohrentzündung?

Viele Patienten fragen sich, ob man mit einer Mittelohrentzündung fliegen sollte. Grundsätzlich ist dies nicht verboten. Durch die Schwellung der Ohrtrompete ist jedoch der Druckausgleich erschwert. Vor allem die Druckschwankungen beim Starten und Landen verursachen deshalb häufig Schmerzen.

Wenn es nicht möglich ist, Ihren Flug zu verschieben, ist es ratsam, jeweils vor dem Start und der Landung ein abschwellendes Nasenspray zu verwenden. Das erleichtert den Druckausgleich. Für den Fall, das Beschwerden auftreten, führen Sie am besten zusätzlich Schmerzmittel mit.

Sport bei Mittelohrentzündung?

Bei einer Mittelohrentzündung empfieht es sich, den Körper zu schonen, bis die Symptome abgeklungen sind. Solange gilt es, auch mit sportlichen Aktivitäten zu warten. Absolut tabu ist es, während einer Mittelohrentzündung schwimmen oder baden zu gehen.

Was tun bei einer Mittelohrentzündung?

Die Therapie der Mittelohrentzündung erfolgt in der Regel symptomatisch. Das bedeutet, dass die Beschwerden bekämpft werden und nicht direkt die Ursache. Das liegt unter anderem daran, dass verschiedene Krankheitserreger eine Otitis media auslösen. Antibiotika sind außerdem nicht gegen Viren wirksam und nicht jedes Antibiotikum wirkt gegen jede Art von Bakterien.

Schmerzmittel

Zunächst wird deshalb in einfachen Fällen von Otitis media eine schmerzlindernde Behandlung eingeleitet. Dafür werden Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen in Tablettenform oder als Saft gegeben. Neben der schmerzstillenden Wirkung senken diese Medikamente außerdem das Fieber.

Abschwellende Nasentropfen und -sprays

Sinnvoll sind zudem abschwellende Nasentropfen oder -sprays, weil sie helfen, das Mittelohr besser zu belüften. Außerdem fließt so Flüssigkeit, die sich durch die Entzündung im Mittelohr gebildet hat, ab. Ohrentropfen helfen dagegen nicht.

Antibiotika

Falls innerhalb von ein bis zwei Tagen keine Besserung auftritt oder wenn eine schwere Mittelohrentzündung vorliegt – etwa wenn beide Ohren betroffen sind –, wird der Arzt Antibiotika verschreiben. Sie sind bei bakterieller Ursache häufiger Bestandteil der Otitis-media-Therapie. Je nach Wirkstoff dauert die Behandlung etwa sieben Tage. Es ist wichtig, dass Sie die Antibiotika so einnehmen wie von Ihrem Arzt verordnet und die Behandlung nicht vorzeitig abbrechen.

Schüßler Salze und Homöopathie

Viele Menschen nutzen bei Mittelohrentzündung Homöopathie oder Schüßler Salze im Kampf gegen die Beschwerden.

Als homöopathische Mittel werden zum Beispiel Aconitum oder Ferrum phosphoricum empfohlen. Auch unter den Schüßler-Salzen gilt Ferrum phosphoricum als hilfreich bei Mittelohrentzündung, ebenso wie etwa Natrium phosphoricum. Halten Sie in jedem Fall Rücksprache mit Ihrem Arzt.

Die Konzepte der Homöopathie und Schüßler-Salze sowie ihre spezifische Wirksamkeit sind in der Wissenschaft umstritten und durch Studien nicht eindeutig belegt.

Hausmittel

Viele Menschen setzen bei Mittelohrentzündung unterstützend Hausmittel ein. Zum Beispiel können Sie ein wohltuendes Zwiebel- oder Kamillenblüten-Säckchen gegen die Entzündung auf das Ohr legen. Auch andere wärmende Hausmittel empfinden viele Patienten als angenehm.

Mehr dazu lesen Sie im Beitrag Mittelohrentzündung – Hausmittel.

Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden bestehen bleiben, sich nicht bessern oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.

Achtung bei Mittelohrentzündung in der Schwangerschaft: Auch für werdende Mütter ist es wichtig, eine Mittelohrentzündung zu behandeln. Allerdings sind womöglich nicht alle Medikamente, die bei Otitis media zum Einsatz kommen, auch in der Schwangerschaft erlaubt. Sprechen Sie dies daher unbedingt mit Ihrem Arzt ab!

Mittelohrentzündung: Symptome

Typische Symptome einer Mittelohrentzündung sind Ohrenschmerzen, dumpfes Hören, Schwindel und manchmal Fieber. Es gibt aber auch Fälle, bei denen eine Mittelohrentzündung ohne die typischen Symptome verläuft.

Mehr über die Anzeichen einer Otitis media lesen Sie im Beitrag Mittelohrentzündung – Symptome.

Wie entsteht eine Mittelohrentzündung?

Ursache für eine Mittelohrentzündung ist häufig eine Erkältungserkrankung des Nasenrachenraums. Deshalb tritt die Otitis media gehäuft zwischen Dezember und März auf. Die Krankheitserreger (vor allem Bakterien) gelangen über die Verbindung zwischen Rachen und Mittelohr – die Eustachische Röhre – in die Paukenhöhle im Mittelohr und verursachen dort die Entzündung.

In seltenen Fällen erreichen Krankheitserreger das Mittelohr über den äußeren Gehörgang, zum Beispiel über verschmutztes Badewasser. Möglich ist dies aber nur, wenn das Trommelfell eingerissen ist.

Über das Blut können Viren die Paukenhöhle erreichen und eine Mittelohrentzündung auslösen.

Mittelohrentzündung: Untersuchungen und Diagnose

Um die Diagnose Mittelohrentzündung zu stellen, befragt der Arzt Sie zunächst ausführlich zu Ihrer Krankengeschichte (Anamnese). Dabei stellt er Ihnen unter anderem folgende Fragen:

  • Seit wann haben Sie die Beschwerden?
  • Hatten Sie früher bereits ähnliche Beschwerden?
  • Waren Sie in letzter Zeit erkältet oder hatten Sie die Grippe?
  • Können Sie auf einem Ohr schlechter hören?
  • Läuft Eiter aus Ihrem Ohr?

Anschließend untersucht Sie der Arzt. Dafür begutachtet er mit einem sogenannten Otoskop, einem Ohrenspiegel mit Lichtquelle und Lupe, Ihre Ohren. Er sieht dabei das Trommelfell, das bei einer Otitis media häufig vorgewölbt, stark durchblutet und matt ist. Manchmal liegt ein Riss im Trommelfell vor, und es läuft eine eitrige Flüssigkeit aus dem Mittelohr.

So lässt sich einer Mittelohrentzündung vorbeugen

Sollten Sie wiederholt an Mittelohrentzündungen leiden, ist es ratsam, einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt hinzuzuziehen. Er wird den eventuellen Grund dafür (zum Beispiel vergrößerte Rachenmandeln) feststellen und behandeln. Außerdem sorgt ein sogenanntes Paukenröhrchen, das bei häufig wiederkehrenden Mittelohrentzündungen ins Trommelfell eingesetzt wird, für eine bessere Belüftung des Mittelohrs.

Um einer erneuten Mittelohrentzündung vorzubeugen, sollten sich Patienten lange genug schonen und viel Wasser oder Tee trinken. Außerdem ist es wichtig, dass die häusliche Umgebung frei von Zigarettenrauch ist.

Nasentropfen oder Nasensprays verbessern die Belüftung des Mittelohrs bei einer Erkältung und tragen dazu bei, einer Otitis media vorzubeugen. Wenden Sie diese Mittel jedoch nicht länger als eine Woche lang an, da die Nasenschleimhaut sonst ohne Hilfe nicht mehr abschwillt.

Autoren- & Quelleninformationen

Jetzt einblenden
Datum :
Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Joachim A. Weismann
Autor:
Dr. med. Martin Waitz
Dr. med.  Martin Waitz

Dr. Martin Waitz hat Humanmedizin an der Universität zu Köln studiert. Er arbeitete als Arzt in der Inneren Medizin sowie als medizinischer Online-Redakteur und Chefredakteur bei Gesundheitsportalen. Seine Schwerpunkte sind die Erstellung und medizinische Qualitätssicherung von Patienteninformationen.

ICD-Codes:
H65H67
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Adam, D. & Lode, H. : Atemwegsinfektionen, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2003
  • Informationsportal zu Infektionen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Ohrentzündungen, unter: www.infektionsschutz.de (Abruf: 08.12.2021)
  • Pediatrics & Child Health, National Center for Biotechnology Information: www.ncbi.nlm.nih.gov (Abruf: 10.01.2015)
  • S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin: Ohrenschmerzen (Stand: 2014), unter: www.awmf.org
  • Zenner, H.-P.: Praktische Therapie von HNO-Krankheiten, Schattauer Verlag, 2. Auflage, 2008
Teilen Sie Ihre Meinung mit uns
Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie NetDoktor einem Freund oder Kollegen empfehlen?
Mit einem Klick beantworten
  • 0
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
0 - sehr unwahrscheinlich
10 - sehr wahrscheinlich