Yasemin

Ein Jahr mit Yasemin: Und alles zurück auf Anfang

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Ein Jahr lang haben wir mit Yasemin gemeinsam erlebt. Heute verabschiedet sie sich von uns und wir stellen fest: Das Jahr endet genauso schräg, wie es begonnen hat.

Vor wenigen Tagen ist Yasemin mit Yoko, ihrem durchgeknallten Chihuahua, noch durch die Felder gerannt. „Ohne aus der Puste zu kommen!“, berichtet sie im Gespräch mit NetDoktor. Nach einem riskanten Lasereingriff, der den gutartigen Tumor in ihrer Kehle verkleinert, kann sie erstmals seit Jahren wieder frei atmen.

Der Tumor kehrt zurück

Doch das Glück ist von kurzer Dauer: Wenige Tage später geht es ihr wieder ziemlich schlecht. Sie spürt einen großen „Kloß im Hals“. „Zwischenzeitlich habe ich nur noch gequakt wie ein Frosch“, berichtet sie. Die CT-Bilder im Klinikum in Heidelberg bestätigen, was sie schon befürchtet: Das Lymphom ist wieder angeschwollen – und zwar auf bislang nicht dagewesene Größe. Proteus-Syndrom heißt die genetische Störung, an der sie leidet und die ihr auch den Tumor im Hals beschert hat.

Viele Versuche, wenig Erfolg

Um ihn in den Griff zu bekommen, hat sie in den letzten zwei Jahren viel auf sich genommen – eine sogenannte Sklerosierung, die den Tumor schrumpfen lassen sollte, aber wirkungslos blieb und ihr zudem ein künstliches Koma einbrachte, eine traumatische Erfahrung. Und schließlich, als „letzte Option“, eine viele tausend Euro teure Immuntherapie, die sie der Krankenkasse abtrotzte – die sie dann aber so schlecht vertrug, dass sie sie abbrechen musste. „Bei mir war alles angeschwollen: Beine, Gesicht, Lippen“, erinnert sie sich. Zudem plagte sie ein juckendes Ekzem am ganzen Körper.

Lasern - oder lieber nicht?

Doch was jetzt passiert, scheint endgültig wie ein schlechter Film. Nach der Pleite mit der Immuntherapie schickt Yasemin einen Hilferuf über ihren Instagram-Account in die Welt. Ob nicht irgendwo doch noch ein Arzt sei, der eine Idee hat, die ihr vielleicht helfen könnte. Und tatsächlich meldet sich ein renommierter Operateur, der es sich zutraut, den Tumor wegzulasern.

„Das kam mir vor wie ein Wunder“, erzählt Yasemin. Doch dann schickt auch dieser Arzt sie unverrichteter Dinge zurück an ihr ursprüngliches Behandlungszentrum in Heidelberg.

Überraschend wiederum für Yasemin: Dort gibt man sich inzwischen ebenfalls zuversichtlich bezüglich einer solchen Laser-OP. „Ich habe mich ziemlich gewundert – die hatten früher immer gesagt, Lasern sei viel zu riskant. Nun durfte ich mich fragen, warum ich mich die letzten zwei Jahre so rumquälen musste.“ Aber gefreut habe sie sich natürlich schon über die neue Chance, die ihr der Eingriff eröffnet.

Wenn Ärzte ratlos sind

Doch als sie schließlich im Krankenhaus sitzt, Minuten bevor man sie zur OP vorbereiten will, erhält sie einen Anruf auf ihrem Smartphone: Ein weiterer ihrer Ärzte rät ihr dringend von dem Eingriff ab – er habe sich mit einer Koryphäe in Bremen besprochen. „Der hat gesagt, Lasern würde die Sache nur verschlimmbessern“, sagt Yasemin. Doch da steckt sie bereits in der OP-Maschinerie. Zumal ihr Operateur weiterhin zuversichtlich ist, dass alles gutgehen wird.

Doch als der Chirurg das Ergebnis nach einigen Tagen inspiziert, ist er selbst betroffen: „Der sagte: ‚So habe ich mir das nicht vorgestellt.‘ Na toll“, berichtet Yasemin. Durch die OP hat der Tumor, den man sich als flüssigkeits- und zellgefüllten Ballon vorstellen kann, zwar zunächst an Volumen verloren. Doch er füllt sich schnell wieder und drückt nun mit noch mehr Macht auf die Luftröhre.

„Trotzdem bin ich dankbar, dass der Arzt es versucht hat“, sagt Yasemin, die nur mit viel Kraft langsam wieder in ihren Stehaufmännchen-Modus findet. Den nächsten Termin habe sie in vier Wochen. Dann wollten die Ärzte neu überlegen. Die Odyssee, sie geht weiter.

Alles Gute, Yasemin!

Ein gutes Jahr lang haben wir Yasemin begleitet, durch ein Wechselbad von Hoffnung, Enttäuschungen und neu gefasstem Mut. Ihre Gabe, auch in schweren Momenten die komische Seite wahrzunehmen, ihre Fähigkeit, sich nach jedem Rückschlag wieder neu zu berappeln, ihre Courage und Entschlossenheit, nicht aufzugeben oder in Selbstmitleid zu versinken, bleiben ihre stärksten Verbündeten. Vor allem macht sie damit vielen Menschen Mut.

Liebe Yasemin, vielen Dank für Dein Vertrauen und die große Offenheit, mit der Du uns Deine Geschichte erzählt hast. Wir wünschen Dir alles Gute und viel Glück!

Deine NetDoktoren

Wer erfahren möchte, wie es weitergeht mit Yasemin, Yoko und dem Tumor, sollte ihr auf Instagram folgen: yasemins_verrueckte_welt.

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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