Fettabsaugen, Bauch

Fettabsaugen - nichts für Dicke

Von , Medizinredakteurin
Janine Berdelmann

Janine Berdelmann studierte Sozialwissenschaften und absolvierte ihr Volontariat in der Netdoktor-Redaktion. Sie ist Autorin zahlreicher Wissenschafts-News und Ratgeberthemen auf NetDoktor.de.

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Traumfigur ohne Sport und Diäten? Vielen Moppeligen erscheint eine Fettabsaugung eine verlockende Alternative. Doch so einfach ist das nicht. Gerade für besonders Füllige ist der Eingriff nicht geeignet.

 „Für eine Fettabsaugung sind Sie einfach zu dick.“ Mit diesem Satz muss Dr. Falk Dagtekin von der Isartal-Praxis-Klinik in München immer wieder hoffnungsvolle Beleibte enttäuschen. Circa drei von zehn Menschen, die mit dem Wunsch nach Verschlankung in seine Praxis kommen, schickt er wieder nach Hause. Denn als Wunderkur zum Abnehmen ist eine Fettabsaugung ungeeignet.

Hartnäckige Fettreserven

Die Jagd nach dem perfekten Äußeren treibt hierzulande jährlich rund 140.000 Menschen in die Hände von Schönheitschirurgen. Ganz hoch im Kurs steht die Fettabsaugung. Störende Speckrollen am Bauch oder ein zu groß ausgefallener Po sind nach der sogenannten Liposuktion Geschichte. Das scheinbar Kuriose: Der Eingriff ist nur für Normalgewichtige geeignet, die ein paar Problemzonen haben und bei denen die Fettpolster trotz Diät und Sport am Körper kleben. Wirklich abnehmen kann man mit der Fettabsaugung nämlich nicht. Ziel ist es, den Körper unglücklicher Fettreservenbesitzer zu modellieren.

Für wirklich übergewichtige oder gar fettleibige Menschen ist der Eingriff ungeeignet. Zum einen kann man mit der Methode dem besonders gesundheitsschädlichen viszeralen Fett nicht zu Leibe rücken, dass sich im inneren des Bauches um die Organe sammelt. Zum anderen ist die Menge an Fett, die sich bei einem Eingriff absaugen lassen, begrenzt. Vor allem aber sind die Risiken des Eingriffs bei ihnen noch höher als bei schlanken Menschen: Thrombosen und Embolien, Wundheilungsstörungen und Entzündungen können die Folge sein. Im Extremfall kann der Eingriff tödlich enden – auch bei schlanken Operierten.

Stochern im Dunklen

Hinzu kommt: „Bei einem stark übergewichtigen Patienten stochere ich im Dunkeln“, sagt Dagtekin. So kann die Masse des Fettgewebes gesundheitliche Probleme verdecken, die eine Fettabsaugung gefährlich machen - etwa ein Nabelbruch. Zudem ist das Ergebnis eher enttäuschend: Dellen und Unregelmäßigkeiten, die beim absaugen auftreten können, sind dann häufiger und gravierender. „Bei einem kleinen Gebiet, zum Beispiel einem Fettröllchen am Bauch, wird das Ergebnis einfach besser“, sagt der Schönheitschirurg. „Fettabsaugen ist wie Autowaschen mit der Hand. Nach vier Stunden ist man einfach müde.“

Neue Problemzonen nach OP

Infrage kommt eine Fettabsaugung also nur für Menschen, deren Problemzonen Sport und Diäten widerstehen. Wer beispielsweise trotz Diät und Sport auf seinem dicken Po sitzen bleibt, kann mit einer Fettabsaugung Erfolg haben. Und richtig ist auch, dass die abgesaugten Fettzellen oft dauerhaft verschwinden - im Gegensatz zu solchen, die lediglich durch eine Diät entleert wurden.

Ein Freibrief für den ungehemmten Griff in die in die Chipstüte ist der neu geformten Knack-Hintern dennoch nicht. Wer täglich mehr Kalorien zu sich nimmt als er verbrennt, nimmt zu. „Wenn die Speicherzellen am Po fehlen, sucht sich der Körper einfach einen neuen Speicherplatz“, so Dagtekin. Statt eines dicken Hinterns wächst einem dann vielleicht eine Wampe. Dann hätte man sich die 4.000 bis 10.000 Euro, die man für den Eingriff hinblättern muss, besser gespart.

Verantwortungslose Ärzte

Wer sich trotz der Risiken sich für einen solchen Eingriff entscheidet, sollte unbedingt einen erfahrenen Facharzt für plastische Chirurgie wählen. Denn der kann Komplikationen besser beherrschen als beispielsweise ein Arzt ohne entsprechen Ausbildung. Zudem seien Ärzte, die große Eingriffe für wenig Geld anbieten, mit Vorsicht zu genießen, warnt Dagtekin.

Kollegen, die  Patienten ungeachtet der persönlichen Risikofaktoren behandeln, hält er zudem für unverantwortlich. Erst kürzlich hat er einem kleinen, dafür 112 Kilo schweren Mann, eine Absage erteilt. „Der war vorher schon bei zwei anderen Kollegen. Die hätten ihm trotz der Risiken das Fett abgesaugt“, ärgert sich Dagtekin. Das findet er „echt krass“.

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Janine Berdelmann studierte Sozialwissenschaften und absolvierte ihr Volontariat in der Netdoktor-Redaktion. Sie ist Autorin zahlreicher Wissenschafts-News und Ratgeberthemen auf NetDoktor.de.

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