Paar erholt sich im Urlaub

Leisure Sickness: So retten Sie Ihren Urlaub

Von , Medizinredakteurin und Biologin
Luise Heine

Luise Heine ist seit 2012 Redakteurin bei Netdoktor.de. Studiert hat die Diplombiologin in Regensburg und Brisbane (Australien) und sammelte als Journalistin Erfahrung beim Fernsehen, im Ratgeber-Verlag und bei einem Print-Magazin. Neben ihrer Arbeit bei NetDoktor.de schreibt sie auch für Kinder, etwa bei der Stuttgarter Kinderzeitung, und hat ihren eigenen Frühstücksblog „Kuchen zum Frühstück“.

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Kaum hat der Urlaub begonnen, schon liegen Sie krank im Bett? Die sogenannte Leisure Sickness verhagelt vielen Erholungsbedürftigen zumindest die erste sauer verdiente Ferienwoche. Doch es gibt Tricks, mit denen Sie nicht nur gesünder in den Urlaub gehen, sondern auch möglichst lange etwas von der Erholung in den Alltag retten können.

Good bye Stress, hello sickness

„Leisure Sickness“ heißt übersetzt etwa „Freizeitkrankheit“, sprich: Kaum fällt der große Druck von Job oder Haushalt von den Schultern, meldet sich der Körper krank. Von allgemeiner Kraftlosigkeit über diffuse Schmerzen bis zum fiebrigen Husten, Schnupfen oder der Migräne reicht das Spektrum der Beschwerden. Dann ist der Frust doppelt groß.

Aber woher kommt die Leisure Sickness und wer ist am häufigsten betroffen? Forscher der niederländischen Tilburg Universität haben dazu eine Befragung durchgeführt und festgestellt: Das Phänomen ist relativ häufig, rund 3,5 Prozent der befragten Männer und etwa 3 Prozent der Frauen fanden sich in dem Krankheitsbegriff wieder. Besonders anfällig sind offenbar Menschen, die eine hohe Arbeitsbelastung haben, sehr ehrgeizig sind und im Job ein hohes Maß an Verantwortungsgefühl zeigen.

Für den Ursprung der „Leisure Sickness“ gibt es mehrere Erklärungsansätze: So sei zum einen die eigene Körperwahrnehmung im Urlaub verändert. Im Liegestuhl schenke man dem Zipperlein einfach mehr Aufmerksamkeit als in der Hoch-Stress-Arbeitsphase, vermuten die einen. Andere glauben, unterbewusste Schuldgefühle könnten dem Körper übel mitspielen – die Psyche strahle also ins Körperliche aus. Eine weitere These: Das bis zum letzten Arbeitstag wacker kämpfende Immunsystem streiche nach dem Stress schlicht die Segel.

Immerhin weiß man: Stress macht einerseits anfälliger, beispielsweise für Infektionen, unterdrückt aber andererseits über das Stresshormon Kortisol auch die direkte Immunantwort. Fällt die Belastung dann von einem und der Kortisolspiegel sinkt, legt das Immunsystem richtig los. Dummerweise dann genau am schönsten Strand auf Mallorca.

Kein Anschluss unter dieser Nummer!

Genau deswegen ist es so wichtig, dass Sie sich selbst im Urlaub ein paar Regeln auferlegen. Nochmal eben aufs Smartphone schauen und Arbeitsmails checken – das kann Ihre Erholung empfindlich stören. „Um sich zu entspannen, ist es wichtig abschalten zu können“, weiß der Urlaubsforscher Dr. Gerhard Blasche von der Medizinischen Universität Wien im Gespräch mit NetDoktor.de. Sich innerlich von der Arbeit zu distanzieren heißt auch, sich nicht mehr mit ihr zu beschäftigen.

Deshalb: Auch wenn es verlockend ist, sich auf dem Laufenden zu halten, lassen Sie die Finger von Ihrem Arbeits-Mail-Account! Auch Ihr Chef hat mehr davon, wenn Sie erholt und mit frischer Kraft wieder durchstarten können.

Natur ist Erholung pur

Denn Tatsache ist: Bei vielen Urlaubern bleibt die erhoffte Entspannung aus. Das ergab zumindest der große Urlaubsreport 2013 im Auftrag der DAK-Krankenversicherung. Darauf haben Sie aber durchaus Einfluss. Etwa indem Sie sich gut überlegen, wohin die Reise gehen soll. Vielleicht ins Grüne? Zumindest sagten die meisten Befragten des Reports, die mit der Erholungswirkung ihres Urlaubs zufrieden waren, dass besonders Sonne und Natur ihrem Gemüt wohlgetan hätten. Aber auch die Zeit mit der Familie (71 Prozent), Zeit für sich selbst (70 Prozent) und der Ortswechsel (64 Prozent) machten für die Teilnehmer die Entspannung perfekt.

„Für jeden ist etwas anderes erholsam“, weiß auch Blasche. Für Sie bedeutet das: Planen Sie im Urlaub das, was Ihnen Freude macht. Wer nicht alleine unterwegs ist, sollte versuchen Kompromisse auszuhandeln. Ein Tag am Strand wechselt sich dann mit einer Erkundungstour durch die Stadt ab. Oder aber, Sie gehen einfach zeitweise mal getrennte Wege – und hat sich abends beim gemeinsamen Dinner gleich viel zu erzählen.

Sanft in den Alltag gleiten

Irgendwann ist auch der schönste Urlaub zu Ende und der (Arbeits-)Alltag erwartet Sie wieder. Um den Erholungseffekt möglichst lange zu erhalten, ist es wichtig, dass Sie nach der Auszeit „sanft“ wieder im Alltag ankommen. Dabei gilt: Wer in der ersten Arbeitswoche einige Entspannungspausen einlegen kann, hat länger etwas vom positiven Urlaubsgefühl.

Das können Sie schon vor dem Urlaub berücksichtigen. Gönnen Sie sich zwischen der Reise und der Arbeit zum Beispiel noch ein, zwei freie Tage zuhause. Dann können Sie entspannt die Wäsche waschen, die Post sortieren und in Ruhe ankommen. Oder sorgen Sie dafür, dass Ihre Urlaubsvertretung in Ihrer Abwesenheit auch Projekte weiterführen kann und Sie nicht gleich nach der Wiederkehr einen Termin nach dem anderen abarbeiten müssen.

Erholung lässt sich nicht speichern!

Die „Akkus“ im Urlaub voll aufladen und dann gleich wieder durchpowern – so funktioniert das leider nicht. Der Urlaubsexperte hat da einen schönen Vergleich: „Wenn Sie genügend geschlafen haben, fühlen Sie sich sehr gut. Das heißt aber nicht, dass Sie in den nächsten Tagen keinen Schlaf brauchen - er lässt sich nicht speichern.“

Was Sie aber sehr wohl aus dem Urlaub mit in den Alltag retten können, ist das Gefühl der Gelassenheit. Das bedeutet, sich bewusst Erholungspausen zu gönnen. Übrigens: Wer im Urlaub auch körperlich aktiv ist, verhilft sich offenbar zu einem längeren Erholungseffekt. „Damit fördern Sie Ihre Herz-Kreislauf-Funktion und sind stressresistenter, wenn Sie wieder in den Arbeitsalltag zurückkehren“, weiß Blasche.

Juchu – Vorfreude!

Sie sind traurig, dass Ihr Urlaub schon wieder vorüber ist? Dann planen Sie doch einfach gleich den Nächsten! Eine niederländische Studie hat gezeigt, dass künftige Urlauber glücklicher sind, als Menschen, die keine Reise vorhaben. Sobald der Urlaub vorbei war, unterschieden sich beide Gruppen kaum noch in ihrem Glücksgefühl. Ausnahme bildeten nur die Reisenden, die sehr entspannte Ferien genossen hatten, sie konnten das gute Gefühl noch ein kleines Stück in den Alltag retten. Dazu passt auch die Empfehlung des Urlaubsexperten: „Gönnen Sie sich mehrere kleine Auszeiten pro Jahr.“ Da hat man öfter was zum Vorfreuen.

Gefährliche Reisesouvenirs

Gerade wer in wärmeren Gefilden unterwegs ist, kann sich allerdings ein unerwünschtes Reisesouvenir mit nach Hause nehmen. Wenn es um unangenehme Tropenkrankheiten geht, dann bringen Reisende am häufigsten Malaria mit nach Hause. Das ist das Ergebnis einer internationalen Studie. Wenn Sie nach Ihrem Urlaub an Fieber leiden, sollten Sie hellhörig werden, vor allem, wenn Sie vorher Urlaub in Westafrika oder Indien gemacht haben.

Wiederholter, akuter Durchfall wiederrum kann beispielsweise durch Geißeltierchen ausgelöst werden. Besonders häufig lesen Reisende diese kleinen Parasiten in Urlaubsländern wie Indien, Ägypten, Türkei oder Afrika auf. Schuld sind verunreinigtes Trinkwasser oder schlechte Lebensmittelhygiene. Erzählen Sie Ihrem Arzt bei der Behandlung darum unbedingt, wo und wann Sie im Urlaub waren, dadurch kommen oft noch einmal ganz andere Diagnosen in Betracht.

Spendierhosen im Urlaub

Immer noch deprimiert, dass der Urlaub zu Ende ist? Dann hilft Ihnen vielleicht die Untersuchung des Ökonomen Klaus Wertenbroch als Trostpflaster: Demnach erhöhen fremde Währungen die Versuchung, mehr Geld auszugeben. Vor allem bei Ländern, die für kleine Werte hohe Zahlen auf den Scheinen stehen haben, sitzt Urlaubern das Geld anscheinend lockerer. Ein Gutes hat Ihre Heimkehr also – hier haben Sie ein Gefühl für die Währung und eine bessere Kontrolle über Ihre Ausgaben. Und können sparen, zum Beispiel auf den nächsten Urlaub.

Autoren- & Quelleninformationen

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Luise Heine ist seit 2012 Redakteurin bei Netdoktor.de. Studiert hat die Diplombiologin in Regensburg und Brisbane (Australien) und sammelte als Journalistin Erfahrung beim Fernsehen, im Ratgeber-Verlag und bei einem Print-Magazin. Neben ihrer Arbeit bei NetDoktor.de schreibt sie auch für Kinder, etwa bei der Stuttgarter Kinderzeitung, und hat ihren eigenen Frühstücksblog „Kuchen zum Frühstück“.

Quellen:
  • Klaus Wertenbroch (Wirtschaftshochschule INSEAD, Fontainebleau) et al.: Journal of Consumer Research, Bd. 34, S. 1
  • Nawijn J. et al: Vacationers Happier, but Most not Happier After a Holiday; Applied Research in Quality of Life; March 2010, Volume 5, Issue 1, pp 35-47
  • Schlagenhauf P. et al.: Travel-associated infection presenting in Europe (2008–12): an analysis of EuroTravNet longitudinal, surveillance data, and evaluation of the effect of the pre-travel consultation. The Lancet Infectious Diseases (2015). http://dx.d
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