Ebola

In Angst und Bangen

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Alle NetDoktor.de-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.

Jeder zweite Deutsche hat Angst vor Ebola - dabei geht die Ansteckungsgefahr gegen Null. Doch was passiert, wenn die Helfer in größerer Zahl aus Afrika heimkehren?

Die Schreckensbilder aus Afrika haben sich ins kollektive Hirn gebrannt – auch in Deutschland. Mehr als die Hälfte hat Umfragen zufolge Angst vor Ebola.  Dabei ist es hier aktuell so gut wie unmöglich, sich anzustecken. Ganz einfach, weil es aller Kenntnis nach – abgesehen von den eingeflogenen und isolierten Patienten – hierzulande keine Infizierten gibt.

Das könnte sich in den nächsten Monaten ändern. Die Bundeswehr wird 1500 Soldaten in die Krisengebiete schicken, das Deutsche Rote Kreuz will zwei Kliniken eröffnen, für deren Betrieb mehrere hundert medizinische Helfer notwendig sind. Wegen der hohen Belastungen vor Ort werden die Freiwilligen nach vier Wochen abgelöst - und kehren zurück in die Heimat. Dass sich bis dahin keiner von ihnen infiziert hat, ist ungewiss. Und natürlich können auch, wie bereits andernorts  geschehen, gewöhnliche Reisende das Virus jederzeit einschleppen.

Ruf nach Quarantäne

Schon werden erste Stimmen laut, die eine dreiwöchige Quarantäne für alle zurückkehrenden Helfer fordern, wie man sie derzeit in manchen US-Bundesstaaten praktizieren will. Das fordert laut Rheinischer Post auch die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Bundestag, Hilde Mattheis.

Führende deutsche Virologen unterstützten eine solche Maßnahme nicht. Als „völligen Schwachsinn“, bezeichnete Prof. Alexander Kekulé, Inhaber des Lehrstuhls für Medizinische Mikrobiologie und Virologie der Universität Halle-Wittenberg das Ansinnen im ARD-Morgenmagazin. Man dürfe nicht so tun, als seien die Heimkehrer alle potenziell infiziert. Das setze ein völlig falsches Signal.

Purer Aktionismus?

Auch verstärkte Kontrollen an Flughäfen soll es vorerst nicht geben. Bei allen Reisenden die Körpertemperatur zu messen, gleiche der Suche nach der Nadel im Heuhaufen, sagte die Sprecherin des Robert Koch-Instituts, Susanne Glasmacher, in einem Interview mit dem WDR 5 Morgenecho: "Es gibt keine guten Daten, die belegen würden, dass das mehr als Aktionismus ist."

Ziel ist es, im Ernstfall Ebolakranke und ihre engen Kontaktpersonen möglichst schnell zu isolieren. Tatsächlich scheint Deutschland dafür gut gerüstet: geschultes Personal in sieben Kompetenz- und Behandlungszentren, 50 hochgesicherte Betten für Ebolapatienten und ein detaillierter Maßnahmenkatalog des Robert Koch-Instituts für alle niedergelassenen Ärzte.

Mangelnde Routine ist die größte Gefahr

Allerdings ist jede Kette nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Und das könnte momentan die mangelnde Routine im Umgang mit der Krankheit sein. Beispiele dafür gibt es einige:

  • In den USA erhielt eine bereits fiebernde Krankenschwester mit vorangegangenem Kontakt zu Ebolakranken die Genehmigung für eine Flugreise, nur weil die Körpertemperatur knapp unter der vorgegebenen Grenze lag.
  • In Spanien haben sich zwei Krankenhausmitarbeiterinnen angesteckt – angeblich weil sie nicht alle Schutzbestimmungen eingehalten hatten.
  • In Deutschland spritzte die Feuerwehr das Erbrochene eines Mannes, bei dem man - wenn auch zu unrecht -  Ebola vermutete, ganz einfach mit dem Schlauch vom Bahnsteig.
  • Auch bei dem verstorbenen Ebolapatienten in Leipzig war man nach dessen Tod zunächst ratlos. Für seinen Aufenthalt in der Isolierstation war man gerüstet – aber wie transportierte man den infektiösen Leichnam ins Krematorium? Die Lösung bestand schließlich aus in zwei ineinander gestülpten Leichensäcken, statt wie üblich einem. Wie sicher das tatsächlich war, ist unklar.

Die Beispiele zeigen, dass Unsicherheiten und mangelnde Routine folgenschwere Pannen zur Folge haben könnten. Und so ist es nicht auszuschließen, dass sich einzelne Menschen auch in Deutschland anstecken.

Kein Grund zur Panik

Grund zur Panik ist das noch lange nicht. Ebola ist erst dann infektiös, wenn der Kranke Symptome wie hohes Fieber, Durchfall und Erbrechen zeigt. Ebola fängt man sich nicht ein wie einen Schnupfen. Man kann sich nur im direkten Kontakt mit dem Patienten oder aber Körperflüssigkeiten wie Blut, Erbrochenem, Schweiß oder Urin anstecken.

Wie wirksam sich die Seuche selbst unter weitaus schwierigeren Bedingungen durch konsequentes und schnelles Eingreifen eindämmen lässt, zeigt das Beispiel Nigeria. Im bevölkerungsreichsten Land Afrikas, mitten in der Millionenmetropole Lagos, hatte ein eingereister Kranker zwar insgesamt 20 Personen angesteckt – acht von ihnen starben. Inzwischen hat die WHO das Land wieder als Ebola-frei erklärt.

Autoren- & Quelleninformationen

Jetzt einblenden
Datum :
Autor:

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Teilen Sie Ihre Meinung mit uns
Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie NetDoktor einem Freund oder Kollegen empfehlen?
Mit einem Klick beantworten
  • 0
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
0 - sehr unwahrscheinlich
10 - sehr wahrscheinlich