Herz

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und , Arzt
Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

Florian Tiefenböck

Florian Tiefenböck hat Humanmedizin an der LMU München studiert. Im März 2014 stieß er als Student zu NetDoktor und unterstützt die Redaktion seither mit medizinischen Fachbeiträgen. Nach Erhalt der ärztlichen Approbation und einer praktischen Tätigkeit in der Inneren Medizin am Uniklinikum Augsburg ist er seit Dezember 2019 festes Mitglied des NetDoktor-Teams und sichert unter anderem die medizinische Qualität der NetDoktor-Tools.

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Das menschliche Herz ist ein kräftiger, kegelförmiger Hohlmuskel. Es liegt im Brustkorb hinter dem Brustbein mit der Spitze zur linken Seite hin. Als Motor unseres Blutkreislaufs besitzt es eine enorme Leistungsfähigkeit – es pumpt täglich etwa 8.000 Liter Blut durch den Körper. Bei sportlicher Anstrengung kann es seine Leistung bis zum Fünffachen und mehr steigern. Lesen Sie alles Wichtige über Aufbau und Lage des Herzens, seine Funktion und wichtige Erkrankungen!

Was ist das Herz?

Das menschliche Herz ist ein kräftiger, kegelförmiger Hohlmuskel mit abgerundeter Spitze. Der Herzmuskel hat bei einem Erwachsenen etwa die Größe einer Faust und wiegt durchschnittlich 250-300 Gramm. In der Regel ist das Herz einer Frau etwas leichter als das eines Mannes. Das kritische Herzgewicht startet übrigens bei circa 500 Gramm. Schwerere Herzen können kaum noch richtig durchblutet und mit genug Sauerstoff versorgt werden. Es droht ein Herzinfarkt.

Herzvorhöfe und Herzkammern

Der Herzaufbau ist an die komplexe Funktion des Organs als Motor des Blutkreislaufs angepasst. Die Herzscheidewand (Septum) unterteilt den Hohlmuskel in eine linke und eine rechte Hälfte, die sich jeweils wieder in zwei Kompartimente gliedern: linker und rechter Vorhof (Atrium) sowie linke und rechte Herzkammer (Ventrikel).

Von außen sieht man die Unterteilung in Vorhöfe und Herzkammern an der Herzkranzfurche, einer ringförmigen Vertiefung (Sulcus coronarius). Von hier ziehen weitere Herzfurchen Richtung Herzspitze. An den sogenannten Sulci interventriculares erkennt man von außen die Herzscheidewand im Inneren. In den Herzfurchen verlaufen Herzkranzgefäße, welche Mediziner auch Koronararterien, Koronarien oder Koronargefäße nennen.

Herzohren

Das Herz hat auch zwei sogenannte Herzohren, ein rechtes und ein linkes. Sie bestehen auf Muskelgewebe. Das rechte Herzohr befindet sich neben der Hauptschlagader, das linke an der Lungenschlagader. Welche Funktion Herzohren haben, wissen Forscher noch nicht ganz genau. Klar ist aber, dass sie ein wichtiges Eiweiß, das ANP (atriales natriuretisches Peptid), bilden. Dieser Botenstoff regelt den Salz- und Wasserhaushalt und auf diese Weise auch den Blutdruck. Außerdem bedecken die Herzohren Nischen, die zwischen abgehenden Gefäßen und der Herzbasis entstehen.

Herzskelett

Das Herz besteht überwiegend aus Muskelgewebe. Es hat aber auch ein Gerüst aus straffem Bindegewebe, das sogenannte Herzskelett. Daran ist nicht nur die Muskulatur befestigt. Es bildet auch Ringe aus Bindegewebsfasern, an denen die Herzklappen sitzen. Damit spielt das Herzskelett eine entscheidende Rolle für die Funktion des Herzens.

Herzklappen

Denn damit das Blut im Herzen in bestimmte Richtungen fließt, sind die Herzklappen ausschlaggebend: Vorhof und Kammer jeder Seite stehen jeweils über eine Herzklappe in Verbindung. Zwischen dem linken Vorhof und der linken Kammer befindet sich die Mitralklappe, zwischen dem rechten Vorhof und der rechten Kammer die Trikuspidalklappe. Sie verhindern, dass das Blut in die Vorhöfe zurückströmt.

Am oberen Ende des Herzmuskels, der Herzbasis, gehen die großen Gefäße ab: von der rechten Kammer die Lungenarterie (Arteria pulmonalis), die den Lungenkreislauf versorgt (kleiner Blutkreislauf). Hier ist die Pulmonalklappe zwischengeschaltet, um sicherzustellen, dass das Blut nicht in die rechte Kammer zurückfließt. Von der linken Herzkammer geht die Hauptschlagader (Aorta) ab, die den Körperkreislauf (großer Blutkreislauf) versorgt. Zwischen linkem Ventrikel und Aorta liegt die Aortenklappe, um einen Blutrückstrom in die linke Kammer zu verhindern.

Herzwandschichten

In der genauen Anatomie des Herzens besteht die Herzwand aus drei Schichten. Von außen nach innen sind dies:

  • Epikard (Herzaußenhaut, Teil des Herzbeutels)
  • Myokard (Herzmuskelschicht)
  • Endokard (Herzinnenhaut)

Das Endokard besteht aus Endothelzellen und Bindegewebe. Auch die Herzklappen gehen aus der Herzinnenhaut hervor. Das Myokard ist der eigentliche Herzmuskel. Die Herzaußenhaut, das Epikard, ist eine einzelne Zellschicht. Außerdem befindet sich dort Binde- und Fettgewebe. Darin verzweigen sich die Nerven und Blutgefäße des Herzens. Das Epikard ist zugleich das innere Blatt des Herzbeutels.

Herzkranzgefäße

Die Versorgung des Muskels mit allen wichtigen Nährstoffen und Sauerstoff erfolgt über spezielle Blutgefäße. Mehr über diese Herzkranzgefäße lesen Sie hier.

Perikard

Dem Myokard liegt eine dünne Hülle auf, das Epikard. Zusätzlich ist es in einen Sack aus Bindegewebe eingebettet. Mehr über diesen Herzbeutel lesen Sie in unserem Beitrag Perikard

Welche Funktion hat das Herz?

Die Funktion des Herzens besteht in der Bewegung des Blutes im Kreislaufsystem, genauer gesagt im kleinen und großen Blutkreislauf. Der Körpermotor wirkt wie eine Druck- und Saugpumpe, in der Ventile – die verschiedenen Klappen – die Stromrichtung (Blutfluss) regeln. Sie sorgen dafür, dass das Blut immer in die richtige Richtung gepumpt wird und nicht zurückfließt.

Damit sich ein menschliches Herz regelmäßig und geordnet zusammenziehen (kontrahieren) und das Blut damit in den Gefäßen fließen kann, sind elektrische Impulse nötig. Dafür gibt es im rechten Vorhof einen „Schrittmacher“ (Sinusknoten). Er erzeugt selbständig elektrische Impulse, die sich über die Vorhöfe verteilen und das Muskelgewebe zur Kontraktion anregen. Über den AV-Knoten, eine Schaltstelle zwischen den Vorhöfen und den Kammern, gelangt das Signal in die Herzkammern, die sich danach ebenfalls kontrahieren – das Herz „pumpt“. Diese Erregungswellen lassen sich im EKG (Elektrokardiogramm) bildlich darstellen.

Bei diesem Reizleitungssystem spielt das Herzskelett ebenfalls eine wichtige Rolle. Es dient der elektrischen Isolierung zwischen Vorhöfen und Herzkammern. Dadurch breiten sich die elektrischen Impulse nicht wahllos von den Vorhöfen des Herzens über die gesamte Kammermuskulatur aus.

Myokard – kräftige Muskulatur

Mehr über die Herzmuskelzellen und ihre Funktion lesen Sie in unserem Beitrag Myokard

Wo liegt das Herz?

Das menschliche Herz liegt im Brustkorb hinter dem Brustbein. Seine breite Basis zeigt nach rechts oben und hinten, seine abgerundete Spitze nach links unten und vorn. Die rechte Herzhälfte liegt an der vorderen Brustwand. Das linke Herz wendet sich mehr nach links und nach hinten. Die Lage des Herzens im Brustkorb bietet einen besonderen Schutz. Denn hinter dem Herz liegt die Wirbelsäule. Seitlich und vorne umgeben die Rippen und das Brustbein schützend das Herz.

Wo sitzt das Herz? Welche Nachbarorgane hat es?

Das Herzorgan ist von einem Bindegewebsbeutel, dem Perikard, umgeben und liegt im unteren mittleren Mediastinum. Das ist der Brustkorbraum zwischen den beiden Lungenflügeln. Sie befinden sich rechts und links des Herzens. Nach unten liegt das Herz dem Zwerchfell auf. Oberhalb der Herzbasis, wo die Gefäße abgehen, teilt sich die Luftröhre (Trachea) in die zwei Hauptatemwegsäste, die Bronchien. Die Hauptschlagader verläuft hier bogenförmig über den linken Bronchus. Nach hinten berührt der linke Vorhof die Speiseröhre.

Auf welcher Seite ist das Herz?

Der rechte Herzrand liegt ungefähr eine gute Daumenbreite rechts neben dem Brustbein, etwa auf Höhe der zweiten bis vierten Rippe. Nach links zieht sich das Herz schräg nach unten bis zur Herzspitze. Sie liegt in etwa zwischen der fünften und sechsten Rippe an einer gedachten Linie, die von der Mitte des Schlüsselbeins gerade nach unten geht. Damit befinden sich etwa zwei Drittel des Herzens in der linken Brustkorbhälfte.

Welche Probleme kann das Herz verursachen?

Bei Menschen mit einer Herzinsuffizienz (Herzschwäche) ist der Körpermotor nicht in der Lage, die notwendige Pumpleistung aufzubringen. Die Erkrankung kann akut oder chronisch sein. In schweren Fällen müssen Ärzte das Herzorgan durch ein Spenderorgan ersetzen (Herztransplantation).

Wenn sich der Hohlmuskel nicht geordnet zusammenzieht, liegen Herzrhythmusstörungen vor. Zu den häufigsten Formen zählen Vorhofflimmern und Vorhofflattern. Haben Menschen einen stark verlangsamten Herzschlag, sprechen Ärzte von einer Bradykardie. Das Gegenteil ist das Herzrasen, medizinisch Tachykardie genannt.

Durch Fett und andere Ablagerungen verengte Herzkranzgefäße (Atherosklerose oder Arteriosklerose) können den Körpermotor nur noch unzureichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen. Mediziner sprechen von der Koronaren Herzkrankheit (KHK). Sie ist die häufigste Todesursache in den westlichen Industrieländern. Denn im schlimmsten Fall kann die KHK zu einem Herzinfarkt (Myokardinfarkt) führen.

Die Herzklappen können von Geburt an undicht sein oder im Laufe des Lebens undicht werden. Bei einem schweren Herzklappenfehler schließen oder öffnen sie nicht mehr richtig. Dadurch strömt das Blut in den Vorhof oder in die Kammer zurück oder wird nicht mehr richtig weitertransportiert. Manchmal benötigen Betroffene dann eine künstliche Klappe.

Löcher in der Herzscheidewand (Septumdefekt) zählen zu den häufigsten angeborenen Herzfehlern. Seltener werden sie im Laufe des Lebens erworben. Sie finden sich vor allem in der Kammerscheidewand, seltener auch im Vorhofseptum. Durch ein solches "Loch im Herzen" kann Blut vom linken direkt ins rechte Herz fließen.

Außerdem können verschiedene Krankheitserreger das Herz befallen. Im Rahmen eines viralen oder bakteriellen Infektes drohen eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis), insbesondere wenn sich Erkrankte nicht körperlich schonen, oder eine Herzinnenhautentzündung (Endokarditis). Hiervon sind besonders Patienten mit künstlicher Herzklappe oder schweren Defekten am Herz gefährdet.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Thomas Saller
Autoren:
Eva Rudolf-Müller
Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

Florian Tiefenböck hat Humanmedizin an der LMU München studiert. Im März 2014 stieß er als Student zu NetDoktor und unterstützt die Redaktion seither mit medizinischen Fachbeiträgen. Nach Erhalt der ärztlichen Approbation und einer praktischen Tätigkeit in der Inneren Medizin am Uniklinikum Augsburg ist er seit Dezember 2019 festes Mitglied des NetDoktor-Teams und sichert unter anderem die medizinische Qualität der NetDoktor-Tools.

Quellen:
  • Deutsches Herzzentrum München: www.dhm.mhn.de (Abrufdatum 22.01.2020)
  • Kirsch, J. et al.: Taschenlehrbuch Anatomie, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2010
  • Trebsdorf, M.: Biologie, Anatomie, Physiologie: Lehrbuch und Atlas, Europa-Lehrmittel, 15.Auflage, 2019
  • Waldeyer, A.: Anatomie des Menschen. Walter de Gruyter Verlag, 17. Auflage, 2002
  • Waschke, J. et al.: Sobotta Lehrbuch Anatomie, Urban&Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2.Auflage, 2019
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