Borreliose

Von 
und , Medizinredakteurin und Biologin
Dr. med. Fabian Dupont

Fabian Dupont ist freier Autor in der NetDoktor-Medizinredaktion. Der Humanmediziner ist bereits für wissenschaftliche Arbeiten unter anderem Belgien, Spanien, Ruanda, die USA, Großbritannien, Südafrika, Neuseeland und die Schweiz. Schwerpunkt seiner Doktorarbeit war die Tropen-Neurologie, sein besonderes Interesse gilt aber der internationalen Gesundheitswissenschaft (Public Health) und der verständlichen Vermittlung medizinischer Sachverhalte.

Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

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Borreliose ist der Überbegriff für eine Gruppe von bakteriellen Infektionskrankheiten. Auslöser sind die Borrelien. Hauptsächlich gehören das Rückfallfieber sowie die Lyme-Borreliose zu dieser Gruppe. Oft wird der Begriff Borreliose allerdings mit der Lyme-Borreliose gleichgesetzt: Sie ist die einzige in Europa heimische Erkrankung durch Borrelien. Hier erfahren Sie alles Wichtige zu Infektionswegen, Symptomen und Behandlung der Borreliose.

borreliose

Kurzübersicht

  • Was ist Borreliose? Bakterieninfektion, die durch Zeckenstiche übertragen wird, meist in der warmen Jahreszeit. Inkubationszeit: Vom Stich bis zum Ausbruch der ersten Symptome vergehen Tage bis Wochen und Monate
  • Verbreitung: Überall im bewaldeten und pflanzenbesiedelten Europa und Nordamerika
  • Symptome: flächige, oft rundliche Hautrötung ("Wanderröte"), grippeähnliche Symptome mit Kopf-, Gliederschmerzen, Fieber; Missempfindungen, Lähmungen, Nervenschmerzen bei Neuroborreliose; Gelenkentzündung (Lyme-Arthritis); Herzmuskelentzündung (Lyme-Karditis)
  • Diagnostik: Nachweis über Blut- und/oder Nervenwasseruntersuchungen (Liquoruntersuchung); seltener Proben aus Gelenk und Haut
  • Behandlung: mit Antibiotika über mehrere Wochen
  • Vorbeugung: Hautinspektion nach allen Outdoor-Aktivitäten, frühzeitiges und fachgerechtes Entfernen der Zecke

Borreliose: Beschreibung

Borreliose-Erkrankungen werden durch bewegliche, schraubenförmige Bakterien hervorgerufen: die Borrelien. Sie befallen Menschen und andere Säugetiere. Als Überträger dienen blutsaugende Insekten. Die Bakterien können nämlich nur durch die Stiche dieser Parasiten in die Haut anderer Lebewesen gelangen.

Bei uns wird in den allermeisten Fällen durch einen Zeckenstich (nicht Zeckenbiss) Borreliose übertragen, und zwar durch den Stich des Gemeinen Holzbocks (Ixodes ricinus). Vereinzelt infizieren sich Lebewesen auch durch andere Blutsauger wie Pferdebremsen, Mücken oder Flöhe. Es erfolgt keine direkte Ansteckung von Mensch zu Mensch.

Die häufigste Borrelien-Erkrankung beim Menschen ist die Lyme-Borreliose. Sie kommt fast weltweit in den gemäßigten Klimazonen vor und damit auch in unseren Breiten. In den Tropen und Subtropen sind noch andere Formen von Borrelien-Erkrankungen verbreitet wie das Läuse- oder Zeckenrückfallfieber. Es wird nur selten von Reisenden oder Flüchtlingen mitgebracht.

Lyme-Borreliose

Die Lyme-Borreliose (auch Lyme-Krankheit genannt) ist die häufigste durch Zecken übertragene Krankheit in Europa. Sie wird durch bestimmte nah verwandte Borrelien ausgelöst, die allesamt zum Artenkomplex Borrelia burgdorferi sensu lato (Bbsl) zählen.

Wie viele Zecken eines Gebietes mit Borreliose-Erregern infiziert sind, variiert kleinräumig sehr stark - die Durchseuchungsrate schwankt zwischen fünf und 35 Prozent. Und nicht immer, wenn eine infizierte Zecke einen Menschen sticht, überträgt sie dabei Borrelien. Selbst nach einer Übertragung erkrankt nur ein kleiner Teil der Infizierten tatsächlich an Borreliose (gut ein Prozent).

Die Prognose für Patienten hängt wesentlich von einer schnellen Behandlung ab: eine frühzeitig erkannte und behandelte Lyme-Borreliose heilt meist komplett aus. Unter Umständen zieht die Erkrankung aber ernste Komplikationen, Folgeerkrankungen und Spätschäden nach sich.

Lyme-Borreliose: Vorkommen

Es gibt keine typischen Borreliose-Gebiete, wie man es zum Beispiel von der FSME (Frühsommer-Meningo-Enzephalitis) kennt. Die Borreliose kommt in allen bewaldeten und pflanzenbewachsenen Gebieten in Europa und Nordamerika vor.

Da Zecken Borreliose bei einem Menschen auslösen, gibt es eine saisonale Häufung der Erkrankung - Zecken sind nämlich auf eine warme Witterung angewiesen (der Gemeine Holzbock wird ab ungefähr 6°C aktiv). Somit kann man sich hierzulande besonders zwischen April und Oktober mit Lyme-Borreliose infizieren (bei warmer Witterung auch früher beziehungsweise später im Jahr). Die meisten Infektionen treten in den Sommermonaten auf.

Lyme-Borreliose: Inkubationszeit

Es vergehen in der Regel Tage bis Wochen zwischen dem Zeckenstich und dem Auftreten erster Symptome einer Borreliose. "Inkubationszeit" nennen Mediziner diese Zeitspanne zwischen Ansteckung und Krankheitsausbruch.

Etwa die Hälfte der Erkrankten entwickelt eine typische Hautrötung namens "Wanderröte", medizinisch Erythema migrans genannt. Ihre Inkubationszeit beträgt durchschnittlich sieben bis zehn Tagen. Bei Infizierten, die keine "Wanderröte" entwickeln, macht sich die Erkrankung oft erst Wochen nach der Infektion mit allgemeinen Krankheitssymptomen wie Abgeschlagenheit, geschwollenen Lymphknoten und leichtem Fieber bemerkbar.

Zudem gibt es Patienten, die erst Wochen bis Monate, manchmal auch Jahre nach der Infektion Anzeichen eines Organbefalls zeigen. Dazu gehören Hautveränderungen (Acrodermatitis chronica atrophicans) oder schmerzhafte Gelenkentzündungen (Lyme-Arthritis).

Auch Borreliose-Anzeichen des Nervensystems (Neuroborreliose) oder des Herzens (Lyme-Karditis) treten meist erst einige Wochen nach dem infektiösen Zeckenstich auf.

Weil die Inkubationszeit bei der Borreliose zudem recht lang sein kann, können sich manche Patienten nicht mehr an den Zeckenstich erinnern. Oft wurde dieser auch gar nicht erst bemerkt.

Borreliose: Symptome

Eine Borreliose-Erkrankung kann sich vielfältig äußern. Viele Menschen mit Borreliose zeigen anfangs gar keine Beschwerden. Bei anderen entwickelt sich an der Einstichstelle eine Hautrötung, die langsam größer wird. Mediziner sprechen hier vom Erythema migrans, der "Wanderröte". Begleitend können grippale Beschwerden auftreten, etwa Kopf- und Gliederschmerzen sowie Fieber.

Wanderröte
Wanderröte bei Borreliose
Wanderröte ist ein häufiges Symptom bei Borreliose

Nach einem Zeckenstich breiten sich die Borrelien im Gewebe aus. Unter Umständen verteilen sie sich dann über das Blut im Körper und befallen so verschiedene Organe. Auf diese Weise entstehen auch an anderer Stelle Hautrötungen.

In manchen Fällen greift die Infektion auf das Nervensystem über. Dann entwickelt sich eine Neuroborreliose (siehe unten). Seltener befallen die Borrelien andere Körperorgane wie das Herz.

Spätfolgen sind etwa chronisch entzündete, schmerzende und geschwollene Gelenke (Lyme-Arthritis) oder fortschreitende Hautveränderungen (Acrodermatitis chronica atrophicans).

Mehr zu den typischen Anzeichen der Borreliose und möglichen Spätfolgen lesen Sie im Beitrag Borreliose - Symptome.

Neuroborreliose

Eine Neuroborreliose entwickelt sich, wenn die Borrelien das Nervensystem befallen. Oft entzünden sich die Nervenwurzeln des Rückenmarks (Radikulitis), was quälende, brennende Nervenschmerzen auslöst. Sie machen sich vor allem nachts bemerkbar.

Außerdem kann eine Neuroborreliose mit schlaffen Lähmungen (etwa im Gesicht) und neurologischen Ausfällen (Empfindungsstörungen an der Haut) einhergehen. Besonders Kinder erkranken oft auch an einer Hirnhautentzündung.

Eine Neuroborreliose ist meist heilbar. In schweren Fällen können aber Schäden zurückbleiben. Sehr selten verläuft die Neuroborreliose chronisch, wobei sich typischerweise das zentrale Nervensystem (Gehirn, Rückenmark) entzündet. Betroffene leiden hier zunehmend unter Gang- und Blasenstörungen.

Alles Wichtige über Symptome, Diagnose und Therapie der Neuroborreliose lesen Sie im Beitrag Neuroborreliose.

Borreliose: Ursachen und Risikofaktoren

Die Erreger der Lyme-Borreliose sind Bakterien aus der Artengruppe Borrelia burgdorferi sensu lato. Zecken übertragen diese Borrelien auf den Menschen. Eine direkte Ansteckung von Mensch zu Mensch erfolgt nicht. Deshalb ist kein Mensch mit Borreliose ansteckend! Oder anders ausgedrückt: Erkrankte sind nicht ansteckend!

Zecken übertragen Borreliose-Erreger

Je älter eine Zecke ist, desto höher ist das Risiko, dass sie Borreliose-Erreger in sich trägt. Denn die Zecke muss sich selbst erst mit den Bakterien anstecken: Sie infiziert sich bei kleinen Nagetieren und anderen Waldbewohnern, welche die Borrelien in sich tragen. Die Bakterien machen die Zecke selbst nicht krank, überleben allerdings in ihrem Magen-Darm-Trakt.

Zecken leben besonders auf Gräsern, Blättern sowie im Gebüsch. Von dort aus kann sie sich blitzschnell an vorbeikommenden Menschen (oder einem Tier) festhalten. Zum Blutsaugen wandert sie dann an warme, feuchte und dunkle Stellen des Körpers. Besonders beliebt sind beispielsweise die Achseln und die Schamregion. Zecken können sich aber auch an jeder anderen Körperstelle festsetzen.

Erfolgt die Borreliose-Ansteckung sofort?

Während nun eine Zecke an einem Menschen Blut saugt, kann sie die Borrelien übertragen. Das passiert aber nicht gleich, sondern erst nach mehrstündigem Saugen. Die Borrelien befinden sich nämlich im Darm der Zecke. Sobald diese zu saugen beginnt, wandern die Bakterien in die Speicheldrüsen der Zecke und gelangen dann mit dem Speichel in den Körper des Gestochenen.

Es lässt sich nicht sicher sagen, wie lange eine Zecke mindestens saugen muss, damit eine Borreliose-Infektion wahrscheinlich ist. Die Wahrscheinlichkeit der Übertragung hängt auch von der Borrelien-Art ab. Im Allgemeinen geht man davon aus, dass die Borreliose-Gefahr gering ist, wenn eine infizierte Zecke weniger als 24 Stunden an einem Menschen gesaugt hat. Dauert die Blutmahlzeit länger, steigt das Risiko einer Borreliose-Übertragung.

Borreliose: Untersuchungen und Diagnose

Zeckenstich - ja oder nein? Die Antwort auf diese Frage ist ein wichtiger Hinweis für den Arzt. Da erste Symptome einer Borreliose aber oft erst Wochen oder Monate nach der Infektion auftreten, erinnern sich viele Patienten nicht mehr an den Zeckenstich oder haben ihn gar nicht erst bemerkt. Sie können dann dem Arzt aber zumindest sagen, ob die Möglichkeit dazu bestand: Wer etwa öfters in Wäldern oder Wiesen spazieren geht oder im Garten Unkraut jätet, kann sich leicht eine Zecke einfangen.

Neben der Möglichkeit eines Zeckenstiches interessieren den Arzt auch die genauen Beschwerden des Patienten: Aussagekräftig in frühen Krankheitsstadien ist vor allem die "Wanderröte". Auch über allgemeine Symptome wie Kopf- und Gliederschmerzen sollte man den Arzt informieren. In späteren Krankheitsstadien berichten Patienten oft von anhaltenden Gelenkbeschwerden oder Nervenschmerzen.

Der Verdacht "Borreliose" lässt sich schließlich durch Laboruntersuchungen erhärten. Der Arzt kann etwa in einer Blut- oder Nervenwasserprobe (bei Neuroborreliose) nach Antikörpern gegen Borrelien suchen. Allerdings ist die Interpretation solcher Laborergebnisse nicht immer einfach.

Mehr über die Diagnose einer Borreliose lesen Sie im Beitrag Borreliose - Test.

Borreliose: Behandlung

Borrelien lassen sich wie andere Bakterien mit Antibiotika bekämpfen. Art, Dosis und Anwendungsdauer der Medikamente hängen vor allem vom Stadium der Borreliose-Erkrankung und dem Alter des Patienten ab. So erhalten Erwachsene in frühen Krankheitsstadien meist Tabletten mit dem Wirkstoff Doxycyclin. Bei Kindern unter neun Jahren (also vor Abschluss der Zahnschmelzbildung) und Schwangeren darf dieses Antibiotikum dagegen nicht eingesetzt werden. Stattdessen verordnet der Arzt hier beispielsweise Amoxicillin.

In späteren Krankheitsstadien (chronische Neuroborreliose etc.) setzen Ärzte oft auch Antibiotika wie Ceftriaxon oder Cefotaxim ein. Die Gabe der Medikamente erfolgt meist als Tablette, manchmal aber auch als Infusion über die Vene (z.B. Ceftriaxon).

Der Erfolg der Antibiotikatherapie hängt besonders vom Behandlungsbeginn ab: In der Frühphase der Borreliose ist die Behandlung meist wirksamer als in späteren Stadien.

Mehr über die Behandlung der Borreliose lesen Sie im Beitrag Borreliose - Therapie.

Borreliose: Krankheitsverlauf und Prognose

Der schnelle Therapiebeginn ist sehr wichtig bei einer Borreliose. Verlauf und Prognose der Erkrankung werden maßgeblich davon beeinflusst, ob die Bakterien Zeit hatten, sich im Körper zu verteilen und zu vermehren. Unter der richtigen Behandlung bilden sich die Beschwerden meist vollständig zurück.

Unter Umständen halten Borreliose-Zeichen aber auch an. Manchmal behalten Patienten leichte Gesichtsnervlähmungen ein Leben lang. Andere Betroffene haben sich dahinziehende Gelenkschmerzen. Eine über die Infektion hinaus andauernde Reaktion des Abwehrsystems verursacht hier Entzündungen.

Frühe Anzeichen fehlen oftmals oder bleiben unbemerkt, weshalb eine Borreliose dann später erkannt und behandelt wird. Die Behandlung der Borreliose in solch fortgeschrittenen Krankheitsstadien gestaltet sich immer wieder schwierig. Manchmal bedarf es einer weiteren Antibiotika-Gabe.

Monatelange Antibiotika-Therapien, mehrfache Wiederholungen oder Kombinationen aus mehreren Wirkstoffen empfehlen die Experten der medizinischen Leitlinien nicht!

In einigen Fällen infizieren sich Menschen, ohne danach eindeutige Krankheitszeichen zu entwickeln. Bei ihnen lassen sich Abwehrstoffe gegen Borrelien ohne vorangegangene Erkrankung nachweisen. Die Infektion heilt also selbstständig und mit Hilfe des Abwehrsystems aus.

Eine einmal überstandene Borreliose, die spontan oder unter Therapie abgeheilt ist, bietet jedoch keine Immunität. Das heißt, man kann sich später neu mit Borreliose infizieren und daran erkranken.

Post-Lyme-Borreliose-Syndrom

Besonders beliebt in Gesundheitsmagazinen oder den Medien ist das Post-Borreliose-Syndrom. Allerdings gibt es keine klare Definition, die dieses Krankheitsbild beschreibt. Medien berichten dabei von Patienten, die beispielsweise Muskelschmerzen, Müdigkeit, Antriebsschwäche oder Konzentrationsstörungen beklagen.

Bisherige Studien deuten aber darauf hin, dass diese unspezifischen Beschwerden bei Menschen mit durchgemachter Borrelien-Infektion nicht häufiger vorkommen als allgemein üblich. Deshalb bezweifeln viele Experten, dass das vermeintliche „Post-Borreliose-Syndrom“ tatsächlich mit Borreliose zusammenhängt.

Bekannte Spätfolgen einer Borrelieninfektion sind anhaltende Hautveränderungen (Acrodermatitis chronica atrophicans), Gelenkentzündungen (Lyme-Arthritis) oder neurologische Beschwerden (chronische oder späte Neuroborreliose).

Leiden Betroffene an Post-Borreliose-Syndrom-Anzeichen ist es ratsam, andere mögliche Ursachen dieser Symptome abzuklären. Beispielsweise kann der Grund für eine chronische Müdigkeit oder Konzentrationsschwäche eine Virus-Infektion oder gar eine versteckte Depression sein. Dann kann der Arzt eine passende Behandlung einleiten.

Borreliose & Schwangerschaft

Frühere Fallberichte und kleine Studien legten zunächst den Verdacht nahe, dass eine Borrelien-Infektion in der Schwangerschaft die kindliche Entwicklung störe. Neuere Studien bestätigten diese Annahme aber bislang nicht.

Beweise, die schädliche Auswirkungen einer Infektion in der Schwangerschaft zweifelsfrei ausschließen, gibt es dennoch nicht. Deshalb behandelt der Arzt eine Borreliose in der Schwangerschaft ebenfalls konsequent mit Antibiotika. Dazu wählt er Wirkstoffe, die Mutter und Ungeborenem nicht schaden.

Frauen, die bereits eine Borreliose hinter sich haben und vor einer Schwangerschaft entsprechend behandelt wurden, müssen sich nach aktuellem Wissensstand keine Sorgen machen.

Außerdem gibt es keinen Hinweis darauf, dass Mütter Borreliose durch Stillen übertragen können.

Borreliose: Vorbeugung

Den einzigen Ansatzpunkt zum Schutz vor Borreliose bieten die Zecken: Beugen Sie Zeckenstichen vor beziehungsweise entfernen Sie eine bereits saugende Zecke so schnell wie möglich. Dafür gelten folgende Tipps:

Wenn Sie in Wald und Wiesen unterwegs sind oder Gartenarbeit machen, sollten Sie nach Möglichkeit helle (weiße) Kleidung tragen. Darauf sind Zecken leichter zu erkennen als auf dunklen Textilien. Auch die Arme und Beine sollten von Kleidung bedeckt sein, damit die kleinen Blutsauger nicht so leicht Hautkontakt finden.

Sie können auch Zecken- beziehungsweise Insektenabwehrmittel (Repellents) auftragen. Bedenken Sie aber, dass diese keinen 100-prozentigen Schutz vor einem Zeckenstich bieten und nur wenige Stunden wirksam sind.

Vermeiden Sie Abkürzungen durch hohes Gras und Gebüsche. Bleiben Sie stattdessen auf befestigten Wegen.

In jedem Fall sollten Sie nach einem Aufenthalt in der freien Natur den ganzen Körper gründlich nach Zecken absuchen. Kontrollieren Sie auch Ihre Haustiere auf mögliche Zecken: Die Parasiten könnten von Ihrer Katze oder Ihrem Hund auf Sie überwechseln.

Wenn Sie eine saugende Zecke auf Ihrer Haut finden, sollten Sie sie umgehend und fachgerecht entfernen: Fassen Sie die Zecke mit einer feinen Pinzette oder einer Zeckenzange direkt über der Haut und ziehen Sie sie langsam und ohne Drehung heraus. Drücken Sie dabei so wenig wie möglich, um nicht Körperflüssigkeiten des Tieres in die Wunde zu pressen. Kontrollieren Sie auch, ob Sie nicht versehentlich den Körper abgerissen haben, während der Kopf des Parasiten noch in der Wunde steckt.

Wenn Sie eine auf der Haut saugende Zecke mit Öl oder anderen Substanzen zu vergiften oder zu ersticken versuchen, erhöhen Sie das Infektionsrisiko! Denn im Überlebenskampf überträgt die Zecke möglicherweise noch mehr Borrelien.

Anschließend sollten Sie die Stichwunde desinfizieren. Das schützt zwar nicht vor Borreliose, beugt aber einer Wundinfektion vor.

Vorsorglich nach einem Zeckenstich Antibiotika einzunehmen (ohne Diagnose einer Borreliose-Infektion), wird nicht empfohlen.

Es gibt keine Borreliose-Impfung!

Gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die ebenfalls Zecken übertragen, können Ärzte impfen. Sie ist insbesondere für diejenigen ratsam, die in Risikogebieten wohnen oder dorthin reisen. Einen vorbeugenden Impfstoff gegen Borreliose gibt es jedoch nicht.

Autoren- & Quelleninformationen

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Datum :
Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Katharina Larisch
Autoren:
Dr. med. Fabian Dupont
Dr. med.  Fabian Dupont

Fabian Dupont ist freier Autor in der NetDoktor-Medizinredaktion. Der Humanmediziner ist bereits für wissenschaftliche Arbeiten unter anderem Belgien, Spanien, Ruanda, die USA, Großbritannien, Südafrika, Neuseeland und die Schweiz. Schwerpunkt seiner Doktorarbeit war die Tropen-Neurologie, sein besonderes Interesse gilt aber der internationalen Gesundheitswissenschaft (Public Health) und der verständlichen Vermittlung medizinischer Sachverhalte.

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

ICD-Codes:
M01G01A68
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Duale Reihe - Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2012
  • Friese, K. et al.: Infektionskrankheiten in Gynäkologie und Geburtshilfe, Springer-Verlag, 2003
  • Gesenhues, S. et al.: Praxisleitfaden Allgemeinmedizin, Elsevier/Urban & Fischer Verlag, 7. Auflage, 2014
  • Gortner, L. et al.: Duale Reihe - Pädiatrie, Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2012
  • Informationsportal des Berufsverbands Deutscher Internisten e.V.: "Was ist eine Borreliose?", unter: www.internisten-im-netz.de (Abrufdatum: 18.02.2020)
  • Pieper, W.: Innere Medizin, Springer-Verlag, 2. Auflage, 2013
  • Robert Koch-Institut (RKI): RKI-Ratgeber Lyme-Borreliose (Stand: 2019), unter: www.rki.de (Abrufdatum: 20.02.2020)
  • S2k-Leitlinie "Kutane Lyme Borreliose" der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (Stand: 2016, Verfügbarkeit überprüft am: 20.02.2020)
  • S3-Leitlinie "Neuroborreliose" der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (Stand: 2018, Verfügbarkeit überprüft am: 20.02.2020)
  • Speer, C.P. & Gahr, M.: Pädiatrie, Springer-Verlag, 4. Auflage, 2012
  • Waddell, L.A. et al.: A systematic review on the impact of gestational Lyme disease in humans on the fetus and newborn, PLOS ONE, November 2018, Volume 13, Issue 11 (Verfügbarkeit überprüft am: 20.02.2020)
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