Carotisstenose

Von , Ärztin
Mareike Müller

Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.

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Als Carotisstenose (Karotisstenose) wird die Verengung der Halsschlagader bezeichnet. Sie tritt vor allem im Alter auf. Die Halsschlagaderverengung kann symptomlos bleiben, aber auch zu einem Schlaganfall führen. In einigen Fällen müssen die Patienten operiert werden. Lesen Sie hier alles Wichtige über die Carotisstenose.

Carotisstenose

Carotisstenose: Beschreibung

Als Carotisstenose bezeichnen Mediziner eine Verengung (Stenose) der Halsschlagader (Arteria carotis). Es gibt eine rechte und eine linke Gemeinsame Halsschlagader (Arteria carotis communis), die an den Seiten des Halses vom Brustkorb in Richtung Kopf verlaufen. Sie teilen sich etwa auf halber Höhe des Halses in eine innere und äußere Halsschlagader auf (Arteria carotis interna und externa). Die Arteria carotis interna (ACI) versorgt in erster Linie das Gehirn mit Blut, während die Arteria carotis externa (ACE) hauptsächlich die Kopfhaut, das Gesicht und obere Halsorgane durchblutet. Eine Carotisstenose liegt meist im Bereich der Aufgabelung.

Carotisstenose: Häufigkeit

Die Häufigkeit einer Karotisstenose nimmt mit dem Alter der Patienten zu. Beispielsweise ist bei nur etwa 0,2 Prozent der Männer unter 50 die Halsschlagader mindestens zur Hälfte verengt. Bei über 60-Jährigen haben bis gut zwei Prozent und bei über 80-Jährigen gut sieben Prozent eine solche asymptomatische Karotisstenose. Im Vergleich zu Frauen sind Männer ungefähr doppelt so oft betroffen.

Carotisstenose: Symptome

Die Carotisstenose verursacht oft lange Zeit keine Symptome. Mediziner sprechen dann von einer asymptomatischen Carotisstenose. Wenn Beschwerden auftreten, können diese unterschiedlich ausfallen. Beispiel:

  • Sehstörungen wie Doppelbilder oder Gesichtsfeldausfälle
  • Sprachstörungen
  • Lähmungserscheinungen an Armen und Beinen
  • Kopfschmerzen
  • Schwindelattacken

Diese Carotisstenose-Symptome können anfallartig auftreten und für Minuten bis Stunden bestehen bleiben. Wenn sie sich zurückbilden, spricht man auch von einer transitorisch ischämischen Attacke (TIA), also einer vorrübergehenden Mangeldurchblutung des Gehirns. Sollten die Symptome über eine längere Zeit bestehen oder gar zunehmen, handelt es sich um einen Schlaganfall (Apoplex, Insult).

Carotisstenose: Ursachen und Risikofaktoren

Der häufigste Grund für eine Carotisstenose ist die Gefäßverkalkung (Arteriosklerose). Mit zunehmendem Alter bilden sich Ablagerungen (Plaques) an den inneren Gefäßwänden – so auch an der Halsschlagader. Diese Ablagerungen engen das Gefäß ein. Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck oder erhöhte Blutfette beschleunigen den Prozess. Von den Plaques können schließlich kleine Stückchen abreißen, mit dem Blutstrom in Gehirngefäße gelangen und eines davon verengen oder ganz verstopfen. Die Folge davon ist eine verminderte oder ausbleibende Durchblutung des Gehirngewebes (Ischämie). Wird das nachgeschaltete Hirngewebe nicht schnell wieder mit ausreichend Sauerstoff versorgt, stirbt es ab – ein ischämischer Schlaganfall (Hirninfarkt) liegt vor.

Carotisstenose: Risikofaktoren

Verschiedene Risikofaktoren tragen zu einer Verengung der Halsschlagader bei. Das sind unter anderem:

  • Alter und Geschlecht
  • Bluthochdruck (arterielle Hypertonie)
  • Erhöhte Blutfette (Hyperlipidämie)
  • Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
  • Rauchen
  • Adipositas

Der Lebensstil hat dementsprechend einen großen Einfluss auf die Entstehung einer Carotisstenose. Wer sich gesund ernährt, ausreichend bewegt und nicht raucht, erkrankt wahrscheinlich seltener oder zumindest später an einer Karotisstenose als jemand, der einen ungesunden Lebensstil pflegt.

Carotisstenose: Untersuchungen und Diagnose

Eine Carotisstenose fällt meist in einer Ultraschalluntersuchung auf, in einigen Fällen aber auch durch typische Beschwerden. Erster Ansprechpartner ist im Normalfall der Hausarzt, der Sie gegebenenfalls an einen Neurologen überweist. Ein Arzt befragt Sie zunächst ausführlich zu Ihrer Krankheitsgeschichte (Anamnese). Mögliche Fragen sind zum Beispiel:

  • Leiden Sie an Bluthochdruck oder Diabetes?
  • Rauchen Sie?
  • Leiden Sie hin und wieder unter Sehstörungen?

Carotisstenose: Körperliche Untersuchung

Anschließend untersucht Sie der Arzt. Er ertastet den Puls am Hals und an den Handgelenken. Sollte eine Carotisstenose im Abschnitt der Arteria carotis communis vorliegen, kann unter Umständen der Puls nur noch schwer tastbar sein. Danach hört der Arzt Ihr Herz und Ihre großen Gefäße mit dem Stethoskop ab. Bei einer Carotisstenose sind möglicherweise Strömungsgeräusche über den Halsschlagadern hörbar.

Carotisstenose: Laboruntersuchungen

Der Arzt wird Ihnen Blut abnehmen, um es im Labor auf Blutfettwerte, Zuckerwerte und Gerinnungswerte hin untersuchen zu lassen.

Carotisstenose: Apparative Untersuchungen

Vor allem die Ultraschall-Untersuchung (Sonografie) ist hilfreich bei der Diagnose der Carotisstenose – genauer gesagt, eine spezielle Form von Ultraschall: die Duplexsonografie. Mit ihrer Hilfe können sowohl die Blutströme in den Gefäßen als auch die Gefäße selbst dargestellt werden. So lässt sich der Schweregrad der Stenose feststellen und die Art der Verengung erkennen. Sind die Ablagerungen an der Gefäßwand eher fest und kompakt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich ablösen, geringer als bei brüchigen und unebenen Ablagerungen.

Oft führen Ärzte weitere Untersuchungen durch, um das Risiko eines Schlaganfalls besser einschätzen zu können. Dazu zählt etwa die Ultraschalluntersuchung des Herzens. Der Arzt kann dabei feststellen, ob sich im Herzen Gerinnsel gebildet haben, die drohen, in die Halsschlagadern geschwemmt zu werden und diese zu verlegen.

Des Weiteren wird ein Langzeit-Elektrokardiogramm (Langzeit-EKG) durchgeführt, um mögliche Hinweise auf Herzrhythmusstörungen zu finden. Diese erhöhen nämlich das Risiko, dass sich Gerinnsel im Herzen bilden, welche die Halsschlagadern verlegen können.

Um mögliche Gefäßverengungen in anderen Gefäßen, die das Gehirn versorgen, darstellen zu können, ergänzen Neurologen oft noch eine transkranielle Dopplersonografie. Dabei werden mit einem Ultraschallgerät die Strömungsgeschwindigkeiten in den Hirngefäßen aufgezeichnet, die im Schädel verlaufen.

Eventuell wird auch eine Angiografie durchgeführt. Bei dieser Gefäßdarstellung wird dem Patienten Kontrastmittel gespritzt und der Kopf des Patienten geröntgt. Die Blutgefäße füllen sich mit Kontrastmittel, was mögliche Verengungen sichtbar macht. Manchmal kommen hierfür auch eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) zum Einsatz.

Carotisstenose: Behandlung

Ziel der Behandlung einer Carotisstenose ist es, einen Schlaganfall zu verhindern und die Blutversorgung des Gehirns sicherzustellen. Dazu ist es wichtig, zunächst die Risikofaktoren zu minimieren. Als Patient können Sie dazu wesentlich beitragen: Gewöhnen Sie sich einen gesunden Lebensstil mit ausreichend Bewegung, ausgewogener Ernährung und dem Verzicht auf Nikotin an. Des Weiteren sollten Ihr Blutdruck und Blutzucker optimal eingestellt sein. Eine gesunde Lebensweise hilft auch hierbei. Bei Bedarf verordnet der Hausarzt Ihnen zusätzlich Medikamente (Blutdrucksenker, Blutzuckersenker).

Um das Risiko eines Schlaganfalls zu minimieren, kann der Arzt Ihnen außerdem "blutverdünnende" Tabletten verschreiben. Diese sogenannten Thrombozytenaggregationshemmer (wie Acetylsalicylsäure = ASS) verhindern, dass sich Blutgerinnsel (Thromben) bilden und die Gefäße verstopfen.

Carotisstenose: Operative Behandlung

Eine Operation kann angezeigt sein bei Patienten, die bereits einen Schlaganfall aufgrund einer Carotisstenose erlitten haben oder ein hohes Risiko für einen Schlaganfall aufweisen (etwa aufgrund einer sehr starken Gefäßverengung oder sehr hohen Blutfettwerten). Bei der sogenannten Thrombendarteriektomie (TEA, auch CEA = Carotis-Thrombendarteriektomie) wird die Verengung unter Vollnarkose oder regionaler Betäubung entfernt: Der Chirurg legt über einen Hautschnitt die betroffene Stelle der Halsschlagader frei und schneidet sie auf. Er entfernt die Ablagerungen an der Gefäßwand und näht das Gefäß dann wieder zu. Die Operation dauert etwa eine Stunde.

Es besteht das Risiko, dass durch die Operation selbst ein Schlaganfall entsteht. Deshalb sollte der Eingriff nur in medizinischen Zentren durchgeführt werden, die ausreichend Erfahrungen mit TEA haben. Außerdem wägen die behandelnden Ärzte sorgfältig Nutzen und Risiken der Operation sorgfältig ab. Dabei spielen die Lebenserwartung, der Grad der Stenose und eventuelle Vorerkrankungen eine Rolle.

Ein weiteres Verfahren, das bei einer Carotisstenose Anwendung findet, ist die sogenannte Karotisangioplastie mit Stenteinlage. Dabei wird mit einem Ballonkatheter das betroffene Gefäß von innen aufgedehnt und eine Gefäßstütze (Stent) eingebracht, die sich selbstständig ausdehnt.

Carotisstenose: Krankheitsverlauf und Prognose

Die Carotisstenose kann lange unentdeckt bleiben und keine Symptome verursachen. Das ist gefährlich, denn in der Regel nimmt die Verengung der Halsschlagader mit der Zeit zu, was das Risiko für einen Schlaganfall erhöht. Jährlich lösen etwa 2 von 100 asymptomatischen Carotisstenosen, die zufällig entdeckt werden, einen Schlaganfall aus. Zusätzlich haben Patienten mit Carotisstenose ein erhöhtes Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden.

Sprechen Sie deshalb mit Ihrem Arzt ausführlich über Behandlungsmöglichkeiten. Durch die Änderung des Lebensstils mit ausreichend Bewegung und gesundem Essen kann die Prognose der Carotisstenose verbessert werden.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Katharina Larisch
Autor:
Mareike Müller
Mareike Müller

Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.

ICD-Codes:
I63I64I61I69I65
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Berlit, P.: Basiswissen Neurologie, Springer Verlag, 5. Auflage, 2007
  • Debus, E. et al.: Operative und interventionelle Gefäßmedizin, Springer Verlag, 1. Auflage, 2012
  • Diagnostik, Therapie und Nachsorge der extrakraniellen Carotisstenose in: Dtsch Arztebl Int 2013; 110(27-28): 468-76 (Abruf: 19.01.2020)
  • Poeck, K., Hacke, W.: Neurologie, Springer Verlag, 12. Auflage, 2006
  • S3-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge der extracraniellen Carotisstenose, (Stand: 2012, Gültigkeit bis 2017 verlängert) (Abruf: 19.01.2020)
  • Technische Universität München: www.mri.tum.de (Abruf: 19.01.2020)
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