Lebermetastasen

Von , Medizinredakteurin und Biologin
Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

Alle NetDoktor.de-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.

Lebermetastasen sind Krebs-Absiedlungen (Tochtergeschwüre) in der Leber, die von Tumoren in anderen Körperregionen abstammen. Oft verursacht zum Beispiel Darmkrebs Lebermetastasen. Diese Tochtergesschwülste sind in der Regel schmerzlos. Erst sehr spät lösen sie Symptome aus. Die beste Behandlung besteht in der operativen Entfernung. Es gibt aber auch andere Therapiemöglichkeiten. Lesen Sie hier alles Wichtige über Lebermetastasen! 

lebermetastasen

Lebermetastasen: Beschreibung

Lebermetastasen sind - wie alle Metastasen - Absiedlungen eines bösartigen Tumors, der an anderer Stelle des Körpers seinen Sitz hat (Primärtumor). Die Fähigkeit, sich an andere Orte des Körpers auszubreiten, das heißt zu "metastasieren", ist ein wichtiges Kennzeichen bösartiger Tumoren.

Je nachdem, wann ein Primärtumor Absiedelungen in der Leber bildet, unterscheiden Mediziner synchrone und metachrone Lebermetastasen:

  • Synchrone Lebermetastasen sind bereits zum Zeitpunkt der Erstdiagnose des Primärtumors vorhanden. Beispielsweise hat Darmkrebs (kolorektales Karzinom) in 19 Prozent der Fälle bei seiner Entdeckung bereits in die Leber metastasiert.
  • Metachrone Lebermetastasen entwickeln sich dagegen erst, nachdem der Krebspatient behandelt wurde.

Lebermetastasen treten eher selten in Einzahl auf (solitäre Metastasen). Häufiger sind mehrere (multiple) Lebermetastasen.

Lebermetastasen sind nicht Leberkrebs!

Bösartige Tumoren in der Leber lassen sich in primär und sekundär einteilen:

  • Primäre Lebertumoren entstehen direkt aus Lebergewebe. Mediziner sprechen dann von Leberkrebs. Je nachdem, welcher Zelltyp in der Leber entartet und die Krebsgeschwulst bildet, unterscheidet man verschiedene Formen von Leberkrebs (z.B. Leberzellkrebs = hepatozelluläres Karzinom).
  • Sekundäre Lebertumoren dagegen entwickeln sich aus Krebszellen, die mit dem Blut aus einer anderen Körperregion (wo der Primärtumor sitzt) in die Leber gelangt sind und sich dort angesiedelt haben. Das sind dann Lebermetastasen.

Das bedeutet also: Lebermetastasen sind nicht Absiedelungen von Leberkrebs, sondern von anderen Krebsarten (z.B. Darmkrebs)! Wenn Leberkrebs seinerseits Metastasen in anderen Körperregionen bildet (z.B. in Lunge oder Knochen), spricht man von Leberkrebsmetastasen.

Lebermetastasen sind in Europa und Nordamerika viel häufiger als Leberkrebs.

Lebermetastasen: Symptome

Symptome von Lebermetastasen treten erst recht spät auf und sind zudem unspezifisch. Es zählen dazu starker Gewichtsverlust innerhalb kurzer Zeit, Appetitlosigkeit und Verdauungsprobleme wie Übelkeit oder Durchfall. Auch der sogenannte Leberkapselschmerz kann ein Anzeichen für Lebermetastasen sein: Dieser im rechten Oberbauch lokalisierte Schmerz entsteht, wenn die schmerzempfindliche Außenhülle der Leber (Leberkapsel) durch die Lebermetastasen gedehnt wird.

Die Leber kann trotz der Metastasen recht lange weiter ihre Aufgaben als zentrales Stoffwechselorgan erfüllen. Erst wenn sie durch die Krebszzellen stark geschädigt ist, büßt sie an Funktionsfähigkeit ein. Dann kann es beispielsweise zu Gelbsucht (Ikterus) kommen. Diese Gelbfärbung der Haut, Schleimhäute und Lederhaut des Auges (Sklera) entsteht, wenn die Leber den gelblich-braunen Farbstoff Bilirubin (fällt beim Abbau alter roter Blutkörperchen an) nicht mehr vollständig abbauen kann. Er lagert sich dann in den genannten Strukturen ab und verfärbt sie.

Auch Juckreiz und eine Flüssigkeitsansammlung im Bauchraum ("Bauchwassersucht" = Aszites) sind mögliche Folgen einer starken Leberschädigung, wie sie durch fortgeschrittene Lebermetastasen bedingt sein kann. Außerdem kann in weit fortgeschrittenen Stadien die sogenannte hepatische Enzephalopathie auftreten - eine Verschlechterung der Gehirnfunktion aufgrund von Schadstoffen, welche die geschädigte Leber nicht mehr aus dem Blut herausfiltern kann, sodass sie ins Gehirn gelangen und es vergiften.

Lebermetastasen: Ursachen und Risikofaktoren

Bösartige Tumoren können sich durch Hineinwachsen in benachbarte Organe (infiltratives Wachstum) und durch die Bildung von Metastasen im Körper ausbreiten. Letztere entstehen, wenn sich einzelne Krebszellen vom Tumor ablösen und in einer anderen Körperregion ansiedeln, wo sie eine Tochtergeschwulst bilden. Diese Metasierung kann auf zwei Wegen erfolgen:

  • hämatogene Metastasierung: Hier gelangen die vom Tumor abgelösten Krebszellen über die Blutbahnen in andere Körperregionen. Auf diese Weise entstehen die meisten Lebermetastasen. Die Krebszellen erreichen die Leber entweder über die Pfortader (zu.B. bei Darmkrebs) oder die Leberarterie (z.B. bei Brustkrebs).
  • lymphogene Metastasierung: Die Tumorzellen nutzen hierbei die Lymphbahnen als Transportweg. Über diese gelangen sie zuerst in Lymphknoten und dann weiter in andere Organe. Dieser Entstehungsweg ist bei Lebermetastasen allerdings selten.

Welche Krebsarten bilden Lebermetastasen?

Am häufigsten bilden bösartige Tumoren des Magen-Darm-Traktes (wie Darm-, Magen- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs), Lungenkrebs und Brustkrebs Lebermetastasen. Aber auch andere Krebsarten metastasieren nicht selten in die Leber, so etwa Gebärmutterkörperkrebs und neuroendokrine Tumoren. Letzteres sind Wucherungen, die aus neuroendokrinen Zellen hervorgehen - Zellen, die aus dem Nervensystem stammen und Hormone, Überträger- oder Botenstoffe ausschütten. Auch ein neuroendokriner Tumor selbst produziert dann meist solche Substanzen.

Manche Patienten haben Metastasen (z.B. Lebermetastasen), aber der Ursprungstumor (Primärtumor) lässt sich nicht finden. Ärzte diagnostizieren dann das sogenannte CUP-Syndrom (CUP = cancer of unknown primary, also "Krebs bei unbekanntem Primärtumor").

Lebermetastasen: Untersuchungen und Diagnose

Besteht der Verdacht, dass Sie an Lebermetastasen leiden, ist ein Internist oder Onkologe der richtige Ansprechpartner.

Anamnese

Der Arzt wird Sie zunächst zu Ihrer Krankengeschichte befragen (Anamnese). Dabei stellt er Ihnen möglicherweise folgende Fragen:

  • Haben Sie in letzter Zeit unabsichtlich Gewicht verloren?
  • Haben Sie Fieber?
  • Haben Sie in letzter Zeit eine ungewöhnliche Gelbfärbung Ihrer Haut bemerkt?
  • Leiden Sie an einer diagnostizierten Krebserkrankung?

Körperliche Untersuchung und Bildgebung

Anschließend folgt eine körperliche Untersuchung. Dann wird mithilfe bildgebender Verfahren nach Lebermetastasen und gegebenenfalls nach dem Primärtumor gesucht. Welche Verfahren in welcher Reihenfolge durchgeführt werden, entscheidet der Arzt im Einzelfall. Zur Verfügung stehen folgende Verfahren:

  • Ultraschalluntersuchung: Ein Ultraschall des Bauches ist meist die Methode erster Wahl bei der Abklärung möglicher Lebermetastasen. Werden solche entdeckt, prüft der Arzt auch genau benachbarte Organe - vielleicht haben sich ebenfalls schon Metastasen gebildet.
  • Computertomographie (CT): Entdeckt man im Ultraschall Lebermetastasen, folgt meist eine genauere Bildgebung mittels kontrastmittelverstärkter Computertomografie. Die detaillierten Bilder lassen erkennen, wie viele Lebermetastasen ein Patient hat, wie groß sie sind, ob man sie operativ entfernen kann und ob es auch außerhalb der Leber Metastasen gibt.
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Für dieses auch als Kernspintomografie bezeichnete bildgebende Verfahren verwendet der Arzt ebenfalls Kontrastmittel (für eine bessere Abgrenzung verschiedener Gewebe). Besonders Weichteilgewebe lassen sich mit dieser Untersuchungsmethode gut darstellen.
  • Positronenemissions- plus Computertomografie: Mit der Kombination aus Positronenemissionstomografie (PET) und Computertomografie (CT) - kurz PET/CT genannt - kann man die Stoffwechselvorgänge des Tumorgewebes von denen des gesunden Gewebes unterscheiden und gleichzeitig die Lage von Metastasen genau bestimmen. Hilfreich bei der Diagnose von Lebermetastasen ist die PET/CT aber nur bei wenigen Primärtumoren (wie Darm- und Brustkrebs). Sie kommt daher nur bei ausgewählten Patienten zum Einsatz.

Biopsie

Kein Standard bei der Abklärung möglicher Lebermetastasen ist die Entnahme und Analyse von Gewebeproben aus der Leber. Eine solche Leberbiopsie wird nur in bestimmten Fällen durchgeführt, etwa wenn die Bildgebung kein klares Ergebnis geliefert hat oder zur Therapieplanung die Krebszellen auf bestimmte Eigenschaften hin untersucht werden müssen (auf manche Therapieverfahren spricht ein Tumor nur an, wenn er über gewisse Eigenschaften verfügt, z.B. Bindungsstellen für bestimmte Botenstoffe).

Vor Behandlungsbeginn können weitere Untersuchungen notwendig sein, zum Beispiel Blutuntersuchungen.

Lebermetastasen: Behandlung

Lebermetastasen galten lange als unheilbar. Inzwischen gibt es jedoch enorme Fortschritte in der Therapie solcher Tochtergeschwulste. Grundsätzlich kommen folgende Therapiemöglichkeiten in Betracht:

  • operative Entfernung der Lebermetastasen
  • systemische Therapien (wie Chemotherapie)
  • minimal-invasive Verfahren

Welche Behandlung im Einzelfall am sinnvollsten ist, hängt von individuellen Faktoren ab. Dazu zählen unter anderem die ursprüngliche Krebsart (Primärtumor), Lage, Größe und Anzahl der Lebermetastasen sowie der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten.

Neben der gezielten Behandlung der Lebermetastasen ist natürlich auch die Behandlung des Primärtumors wichtig.

Operative Entfernung der Lebermetastasen

Eine Chance auf Heilung besteht, wenn sich Lebermetastasen vollständig operativ entfernen lassen, und zwar "im Gesunden". Das heißt: Der Chirurg schneidet zusammen mit einer Metastase auch einen Saum des umliegenden gesunden Lebergewebes heraus. Das soll sicherstellen, dass keine Krebszellen im Randbereich zurückbleiben.

Möglich ist eine Operation nur in bestimmten Fällen, etwa wenn die Lebermetastasen einzeln (solitär) vorliegen oder auf einen Leberlappen beziehungsweise ein Lebersegment beschränkt sind. Dann bleibt nach dem Eingriff nämlich genügend gesundes Lebergewebe zurück, damit das Organ weiter seine Aufgaben erfüllen kann - eine wichtige Voraussetzung für die Operation.

Außerdem sollte es für eine Operation mit Aussicht auf Heilung außerhalb der Leber keine weiteren Metastasen geben (z.B. in Knochen). Anderenfalls kann eine systemische Therapie (wie Chemotherapie) sinnvoller sein als die Operation.

Gesunde Leberanteile vergrößern

Wenn durch eine Lebermetastasen-Operation zu viel Lebergewebe verloren ginge, kann man versuchen, zuerst den Anteil des gesunden Lebergewebes zu vergrößern. Dafür stehen folgende Verfahren zur Verfügung:

  • Pfortader-Embolisation oder -Ligatur: Bei diesen Verfahren wird jener Ast der Pfortader etwa mit winzigen Plastikkügelchen verschlossen (Embolisation) oder abgebunden (Ligatur), der den vom Krebs befallenen Leberbereich mit Blut versorgt. In der Folge wird der gesunde Teil der Leber stärker durchblutet, was ihn zum Wachsen anregt. Im Idealfall wird er so groß, dass die Lebermetastasen-Operation möglich wird.
  • Zweizeitige Leberresektion: Zuerst entfernt der Chirurg einen Teil des mit Krebs befallenen Lebergewebes. Jede Teilentfernung der Leber regt das Organ an, neues Gewebe zu bilden. So vergrößert sich der gesunde Anteil der Leber. Dann kann weiteres oder sogar gleich das ganze restliche Tumorgewebe aus der Leber entfernt werden.

Operation ohne heilende Absicht

Seltener werden Lebermetastasen auch operativ entfernt, wenn dies keine Chance auf Heilung birgt - also wenn es nicht möglich ist, alles Krebsgewebe aus der Leber zu entfernen. Dann kann man aber zumindest mit der Verkleinerung des Leberbefalls unangenehme Beschwerden des Patienten lindern und das Fortschreiten der Krebserkrankung bremsen.

Systemische Therapien

Hierbei erhalten die Patienten Krebsmedikamente, die entweder über den Darm (z.B. als Tablette) oder unter Umgehung des Darms (z.B. als Infusion) in den Körper aufgenommen werden. Über das Blut können sie sich überall im Körper - also im ganzen "System" - verteilen. Je nach Art bzw. Wirkweise der eingesetzten Medikamente unterscheidet man verschiedene systemische Therapien. Für die Behandlung von Lebermetastasen stehen prinzipiell folgende Verfahren zur Auswahl:

  • systemische Chemotherapie
  • Antihormontherapien
  • Therapien mit zielgerichteten Medikamenten
  • Immuntherapien

Eine systemische Therapie kommt bei Lebermetastasen beispielsweise in Betracht, wenn eine Operation nicht möglich bzw. nicht sinnvoll ist. Systemische Therapien können aber auch ergänzend zur Lebermetastasen-Operation durchgeführt werden.

Systemische Chemotherapie

Bei einer systemischen Chemotherapie erhält der Patient Medikamente, welche die Vermehrung der Krebszellen hemmen - sogenannte Zytostatika. Diese werden direkt in eine Vene verabreicht - etwa als "normale" Infusion oder über einen sogenannten Port. Mehr dazu lesen Sie hier.

Eine systemische Chemotherapie kann anstelle einer Operation durchgeführt werden - etwa wenn die Lebermetastasen aufgrund ihrer Größe oder Lage nicht operabel sind.

Manchmal werden die Zytostatika aber auch im Vorfeld einer Lebermetastasen-Operation verabreicht - als "neoadjuvante" Chemotherapie. Ziel dabei ist, große Lebermetastasen zu verkleinern, damit sie operabel werden beziehungsweise beim anschließenden Eingriff weniger Gewebe herausgeschnitten werden muss.

Zytostatika wirken auch auf gesunde Zellen, und zwar hauptsächlich auf solche, die sich - wie Krebszellen - relativ schnell teilen. Dazu zählen zum Beispiel Haarwurzelzellen und Schleimhautzellen. Deshalb löst eine systemische Chemotherapie oft Nebenwirkungen wie Haarausfall und Mundschleimhautentzündung aus.

Neben einer systemischen Chemotherapie gibt es für die Behandlung von Lebermetastasen auch die Möglichkeit einer nur regional wirkenden Chemotherapie. Mehr dazu lesen Sie weiter unten im Abschnitt "Minimal-invasive Therapien".

Antihormontherapien

Bei einigen Patienten sind die Krebszellen in ihrem Wachstum abhängig von bestimmten Hormonen. So wachsen etwa manche Brustkrebs-Tumoren (einschließlich ihrer Metastasen) unter dem Einfluss der weiblichen Sexualhormone Östrogen und Gestagen.

Bei solchen hormonabhängigen Tumoren (und Metastasen) kann eine Hormonentzugstherapie als Behandlung infrage kommen. Sie besteht meist in der Gabe von Medikamenten, die entweder die Bildung des betreffenden Hormons oder aber dessen Wirkung an den Krebszellen blockieren.

Eine andere Variante der Antihormontherapie bietet sich an, wenn Lebermetastasen von einem neuroendokrinen Tumor stammen. Solche Tumoren bilden selbst Hormone - so wie die gesunden Ursprungszellen, aus denen sie hervorgegangen sind. Es resultiert ein Hormon-Überschuss, verbunden mit einer verstärkten Hormonwirkung, was unangenehme Beschwerden hervorrufen kann. Dann können Medikamente helfen, welche die Bildung oder Freisetzung überschüssiger Tumorhormone hemmen. Das kann nicht nur die Beschwerden verringern, sondern auch das Tumorwachstum verlangsamen.

Zielgerichtete Medikamente

Das ist ein neuerer Typ von Medikamenten, der in Abläufe eingreift, die für das Wachstum eines Krebstumors (einschließlich eventueller Lebermetastasen oder sonstiger Metastasen) wichtig sind. Jedes dieser Medikamente ist dabei auf ganz bestimmte molekulare Strukturen oder Eigenschaften der Krebszellen ausgerichtet. Es kann zum Beispiel einen bestimmten Botenstoff blockieren oder eine bestimmte Bindungsstellen an der Krebszelle besetzen und diese so an der Vermehrung hindern.

Dank der passgenauen Ausrichtung auf einen Krebstumor verschont eine zielgerichtete Therapie gesunde Zellen - ein wichtiger Unterschied etwa zu einer systemischen Chemotherapie.

Mittlerweile sind für verschiedene Krebsarten zielgerichtete Medikamente verfügbar, so zum Beispiel für Brust-, Lungen- und Darmkrebs. Im Vorfeld muss bei jedem Patienten aber untersucht werden, ob dessen Krebszellen die gewünschten Eigenschaften aufweisen.

Immuntherapien

In manchen Fällen steht zur Behandlung von Lebermetastasen und ihres Primärtumors eine sogenannte Immuntherapie zur Verfügung. Dieser Begriff bezeichnet eine Reihe moderner Therapieverfahren, die - über unterschiedliche Ansätze - die natürliche Körperabwehr eines Patienten gezielter gegen die Krebszellen ausrichten. Die zur Immuntherapie verabreichten Medikamente gehen also nicht direkt gegen den Krebs vor, sondern sorgen dafür, dass das Immunsystem selbst wirksamer gegen die entarteten Zellen ankämpfen kann.

Mehr über die verschiedenen immuntherapeutischen Ansätze erfahren Sie im Beitrag Immuntherapie bei Krebs.

Minimal-invasive Therapien

Unter diesen Begriff fallen Behandlungsmethoden, bei denen man über einen kleinstmöglichen Eingriff in den Körper die Lebermetastasen lokal zerstört. Sie sind damit schonender für den Patienten als etwa eine Operation oder Chemotherapie. Allerdings lässt sich mit minimal-invasiven Therapien bei den Krebspatienten meist keine Heilung erzielen. Sie können aber krankheitsbedingte Beschwerden lindern, etwa Schmerzen, die von Lebermetastasen ausgehen (palliative Behandlung).

Bei Bedarf kann man Lebermetastasen auch mehrfach minimal-invasiv behandeln. Auch eine Kombination von minimal-invasiven Therapien mit anderen Therapieverfahren ist möglich.

Grundsätzlich kann man Metastasen in der Leber (oder sonstwo) mit folgenden minimal-invasiven Techniken behandeln:

Thermoablation

Bei einer Thermoablation werden die Lebermetastasen gezielt erhitzt und dadurch zerstört. Die Hitze wird von einer kleinen Sonde erzeugt, die man unter Bildkontrolle (z.B. Ultraschall, Computertomografie) direkt in das Metastasengewebe einführt. Eine Operation ist dafür im Allgemeinen nicht nötig - es reicht eine örtliche Betäubung.

Je nachdem. auf welche Art die Hitze erzeugt wird, unterscheidet man verschiedene Arten von Thermoablation:

  • Radiofrequenzablation (RFA): Hier kommt Strom zum Einsatz - in der Regel werden zwei Sonden in eine Lebermetastase eingeführt, zwischen denen Strom fließt. Dabei erhitzt sich das umliegende Krebsgewebe und wird zerstört. Die RFA wird oft angewendet, wenn sich Lebermetastasen nicht operativ entfernen lassen - besonders, wenn es nicht zu viele Metastasen sind und diese nicht in der Nähe von großen Blutgefäßen, Gallengängen in der Leber oder der Leberkapsel liegen.
  • Mikrowellenablation (WMA): Bei dieser Methode gibt die in eine Lebermetastase eingebrachte Sonde elektromagnetische Schwingungen ab, die Hitze erzeugen. Damit lassen sich besonders größere Metastasen sowie solche in der Nähe größerer Blutgefäße gut beseitigen.
  • Laser-induzierte Thermotherapie (LITT): Das Erhitzen der Lebermetastasen geschieht hier mithilfe von Lasersonden, die ins Gewebe eingebracht werden. Dabei wählt der Arzt die Energiedosis und die Einwirkdauer des Lasers so, dass empfindliche Strukturen wie Blutgefäße oder Gallenwege möglichst nicht geschädigt werden. Die LITT bietet sich vor allem bei Patienten ab, die nur wenige, kleine Lebermetastasen und keine Metastasen anderswo im Körper haben.

Transarterielle Chemoembolisation (TACE)

Wie bei einer systemischen Chemotherapie kommen auch bei der Transarteriellen Chemoembolisation Zytostatika zum Einsatz. Diese werden aber nicht systemisch (etwa als Infusion) verabreicht, sondern über einen Katheter direkt in Blutgefäße in der Leber eingeleitet, die ins Metastasengewebe führen. Somit entfalten sie nur lokal ihre Wirkung. Außerdem schleust man Substanzen (wie kleine Gelatinepartikel) in die Gefäße ein, die sie verschließen ("embolisieren"). Damit verringert oder unterbindet man die Blutzufuhr zu den Lebermetastasen.

Die TACE eignet sich für Patienten, die mehrere Lebermetastasen entweder im ganzen Organ verteilt oder begrenzt in einem Leberabschnitt haben. Besonders wirksam ist die Methode, wenn es sich um verstärkt durchblutete Metastasen handelt - das sind meist solche, die von Brustkrebs oder einem neuroendokrinen Tumor abstammen.

Mehr über dieses kombinierte Verfahren aus lokaler Chemotherapie und gezieltem Gefäßverschluss lesen Sie im Beitrag TACE.

Selektive Interne Radiotherapie (SIRT)

Bei der Selektiven Internen Radiotherapie handelt es sich um eine Strahlentherapie von innen: Zuerst wird ein Katheter über die Leistenarterie bis in Lebergefäße vorgeschoben, die das Metastasengewebe mit Blut versorgen. Über den Katheter schleust ein Arzt dann kleine radioaktive Kügelchen ein. Sie werden vom Blutstrom mit ins Tumorgewebe geschwemmt, wo sie in den kleinsten Gefäßen hängenbleiben. Die von innen über kurze Distanz abgegeben Strahlung zerstört das umliegende Metastasengewebe.

In Betracht kommt die SIRT für Patienten mit mehreren Lebermetastasen verteilt im ganzen Organ oder Metastasen in der Nähe empfindlicher Strukturen (wie Gallenwegen), wenn andere Therapien nicht mehr wirken.

Nach der Behandlung können die Patienten selber "strahlen". Um sich selbst und Mitmenschen zu schützen, müssen sie deshalb für mindestens 48 Stunden in einem Kontrollbereich des Krankenhauses bleiben.

Stereotaktische Strahlentherapie

Das ist eine punktgenau ausgerichtete Strahlentherapie von außen: Die Lebermetastasen werden zielgenau einer hohen Strahlendosis ausgesetzt, die sie zerstört. Dafür sind in der Regel mehrere Sitzungen notwendig.

Es gibt verschiedene Techniken der stereotaktischen Bestrahlung, die sich hinsichtlich Anzahl und Dosis der einzelnen Bestrahlungen voneinander unterscheiden. Prinzipiell geeignet ist diese Form der Behandlung für Patienten, die nur wenige Metastasen in der Leber haben.

Weitere Therapieverfahren

Im Einzelfall kommen noch andere minimal-invasive Therapien bei Lebermetastasen in Betracht. Beispielsweise profitieren manche Patienten von einer Behandlung mit "hochintensivem fokussiertem Ultraschall" (HIFU). Dabei werden energiereiche Ultraschallwellen zielgenau auf eine Metastase ausgerichtet, um sie so zu erhitzen und zu zerstören. Die HIFU ist damit eine Form von Thermoablation.

Eine andere Variante ist die Perkutane Alkohol-Injektion (Perkutane Ethanol-Injektion, PEI). Dabei spritzt der Arzt unter Bildkontrolle hochprozentigen Alkohol in eine Lebermetastase, sodass die Krebszellen absterben. Mit dem gleichen Effekt kann anstelle von Alkohol Essigsäure injiziert werden. Dann spricht man von Perkutaner Essigsäure-Injektion (PAI).

Lebermetastasen: Krankheitsverlauf und Prognose

Wenn ein Patient Lebermetastasen hat, bedeutet dies, dass seine Krebserkrankung (z.B. Darm- oder Lungenkrebs) bereits ziemlich weit fortgeschritten ist. Dann ist oftmals keine Heilung mehr möglich. Die Behandlung der Lebermetastasen und des Primärtumors selbst kann trotzdem sinnvoll sein, indem sie zumindest krebsbedingte Beschwerden lindert und den Krankheitsfortschritt bremst.

Es gibt aber auch Fälle von Patienten mit Lebermetastasen, die wieder vollständig gesund wurden. Gute Chancen bestehen zum Beispiel, wenn ein Patient noch relativ jung und körperlich fit ist und nur eine einzelne Lebermetastase oder wenige Lebermetastasen hat - besonders, wenn eine vollständige operative Entfernung möglich ist.

Allgemein gültige Aussagen zur Prognose bei Lebermetastasen sind also kaum möglich. Zwar haben Krebspatienten mit Lebermetastasen im Durchschnitt eine geringere Überlebenschance als Patienten ohne solche Metastasen, wie eine aktuelle Studie ergab (Horn et al., 2020). Allerdings können die Prognose im Einzelfall auch anders ausfallen - zu viele individuelle Faktoren spielen hier eine Rolle, darunter die Art und Stadium des Primärtumors sowie Anzahl, Lage und Größe der Lebermetastasen.

Autoren- & Quelleninformationen

Jetzt einblenden
Datum :
Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Martin Schäfer
Autor:

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

ICD-Codes:
C78
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Bieber, C. et al.: Duale Reihe Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2012
  • Deutsche Krebsgesellschaft: "Leben mit Lebermetastasen" (Stand: 29.07.2019), unter: www.krebsgesellschaft.de
  • Horn, S.A. et al.: "Epidemiology of liver metastases", in: Cancer Epidemiology, Volume 67, August 2020
  • Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums: "Lebermetastasen bei Krebs" (Stand: 07.07.2020), unter: www.krebsinformationsdienst.de
  • MSD Manual - Ausgabe für medizinische Fachkreise: "Metastasen der Leber" (Stand: Mai 2018), unter: www.msdmanuals.com
  • Pschyrembel Online, Klinisches Wörterbuch: www.pschyrembel.de (Abruf: 13.07.2021)
  • Renz-Polster, H. & Krautzig, S.: Basislehrbuch Innere Medizin, Elsevier Verlag, 4. Auflage, 2008
  • S3-Leitlinie "Kolorektales Karzinom", Leitlinienprogramm Onkologie (Stand: Januar 2019)
  • Universitätsmedizin Mannheim, Zentrum für Metastasen- und Tumorrezidivchirurgie: "Lebermetastasen", unter: www.umm.de (Abruf: 13.07.2021)
Teilen Sie Ihre Meinung mit uns
Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie NetDoktor einem Freund oder Kollegen empfehlen?
Mit einem Klick beantworten
  • 0
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
0 - sehr unwahrscheinlich
10 - sehr wahrscheinlich