Parkinson

Von 
und , Medizinredakteurin und Biologin
Dr. med. Fabian Sinowatz

Dr. med. Fabian Sinowatz ist freier Mitarbeiter der NetDoktor-Medizinredaktion.

Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

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Bei Morbus Parkinson sterben bestimmte Nervenzellen im Gehirn ab. Betroffene bewegen sich nur noch verlangsamt, die Muskeln werden steif. Arme und Beine beginnen in Ruhe zu zittern. Viele Erkrankte bekommen auch Probleme beim Denken und werden dement. Lesen Sie hier, was Parkinson genau ist, wie sich die neurologische Erkrankung äußert und verläuft und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

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Kurzübersicht

  • Symptome: Verlangsamte Bewegungen, Bewegungsarmut, Muskelsteife, Zittern in Ruhe, mangelnde Stabilität der aufrechten Körperhaltung, starre Mimik
  • Verlauf und Prognose: Fortschreitende, nicht heilbare Erkrankung; Prognose hängt von der Verlaufsform ab; bei optimaler Behandlung ist die Lebenserwartung häufig normal
  • Ursachen: Absterben Dopamin produzierender Zellen im Gehirn; oft unbekannte Ursachen, zum Teil sind Medikamente und Giftstoffe oder genetische Veränderungen der Auslöser
  • Untersuchungen: Körperliche und neurologische Untersuchung, L-Dopa-Test, Computertomografie (CT), Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT)
  • Behandlung: Medikamente (wie Levodopa), Physiotherapie, Logopädie, Ergotherapie, Tiefe Hirnstimulation (THS)

Was ist Parkinson?

Das Parkinson-Syndrom, auch Morbus Parkinson, Parkinson-Krankheit oder – umgangssprachlich – Schüttel-Lähmung genannt, ist eine der häufigsten Erkrankungen des Zentralnervensystems. Bei der fortschreitenden, neurodegenerativen Erkrankung sterben bestimmte Nervenzellen im Gehirn ab, die den Botenstoff Dopamin produzieren.

Dopamin ist unter anderem dafür verantwortlich, Bewegungen zu steuern. Besteht ein Dopamin-Mangel, da immer mehr Dopamin erzeugende Nervenzellen verloren gehen, kommt es zu den für die Parkinson-Krankheit typischen Bewegungsstörungen. Dazu zählen vor allem verlangsamte Bewegungen, steife Muskeln und Muskelzittern.

Männer und Frauen sind etwa gleich häufig vom Parkinson-Syndrom betroffen. Das durchschnittliche Alter beträgt zum Zeitpunkt der Diagnose etwa 60 Jahre. Nur etwa zehn Prozent der Betroffenen erkranken vor dem 40. Lebensjahr.

Was sind die Symptome von Parkinson?

Das Parkinson-Syndrom entwickelt sich in der Regel schleichend. Bei vielen Menschen kündigt sich die Erkrankung im zunächst durch unspezifische Frühsymptome an, bevor die typischen Bewegungsstörungen in Erscheinung treten.

Parkinson-Symptome im Frühstadium

Anzeichen der fortschreitenden Hirnerkrankung treten bei einigen Menschen schon Jahre vor den Hauptsymptomen auf:

  • Betroffene sprechen, lachen oder gestikulieren während sie träumen, weil diese Tätigkeiten bei ihnen nicht während des Traum-Schlafs blockiert sind (REM-Schlaf-Verhaltensstörung), wie es bei gesunden Menschen der Fall ist.
  • Der Geruchssinn ist vermindert oder fällt komplett aus (Hyposmie/Anosmie).
  • Es kommt zu Missempfindungen und Schmerzen in Muskeln und Gelenken, besonders in Nacken, Rücken und Extremitäten.
  • Tätigkeiten wie Aufstehen, Waschen oder Ankleiden dauern länger als früher.
  • Die Handschrift wirkt verkrampft und wird besonders am Ende einer Zeile oder Seite kleiner.
  • Betroffene fühlen sich steif, zittrig und unsicher.
  • Die Mimik lässt nach und das Gesicht verliert seinen Ausdruck
  • Es kommt zu körperlichen Beschwerden wie Verstopfung und Seh-Störungen (zum Beispiel einem gestörten Farbensehen).
  • Betroffene sind häufig müde und abgeschlagen und bewegen sich wenig.
  • Es kommt zu Veränderungen des Gefühlslebens. Betroffene sind beispielsweise ohne besonderen Grund depressiv oder gereizt, ziehen sich sozial zurück und vernachlässigen ihre Hobbies.

Viele dieser Parkinson-Frühsymptome sind sehr unspezifisch. Es sind also auch viele andere Ursachen möglich, wie etwa das fortgeschrittene Alter. Deshalb werden sie oft nicht als frühe Anzeichen für Parkinson erkannt.

Als wichtigstes Frühzeichen gilt die REM-Schlaf-Verhaltensstörung: Wer diese Form von Schlafstörung zeigt, hat generell ein erhöhtes Risiko für neurodegenerative Erkrankungen. Das sind fortschreitende Erkrankungen, die mit dem Verlust von Nervenzellen einhergehen. Die meisten Menschen mit einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung entwickeln später Morbus Parkinson. Andere erkranken an einer bestimmten Form von Demenz (Lewy-Body-Demenz).

Hauptsymptome (Kardinalsymptome) bei Parkinson

Im fortgeschrittenen Stadium der Parkinson-Erkrankung treten die typischen Bewegungsstörungen in den Vordergrund. Angehörigen und Freunden fallen diese oft früher auf als dem Betroffenen selbst. Meist beginnen die Parkinson-Anzeichen einseitig, also auf nur einer Seite des Körpers. Später breiten sie sich auch auf die andere Seite aus. Im Verlauf der Erkrankung werden sie zudem immer ausgeprägter.

Die typischen Parkinson-Symptome sind:

  • Verlangsamte Bewegungen (Bradykinese) bis hin zu Bewegungsarmut (Hypokinese) bzw. Bewegungslosigkeit (Akinese)
  • Steife Muskeln (Rigor)
  • Muskelzittern in Ruhe (Parkinson-Tremor)
  • Mangelnde Stabilität der aufrechten Körperhaltung (posturale Instabilität)

Verlangsamte Bewegungen (Bradykinese)

Alle Körperbewegungen laufen unnatürlich langsam ab. Das heißt zum Beispiel, dass Menschen mit Morbus Parkinson auffällig langsam und in kleinen Schritten gehen. Mit der Zeit wird der Gang schlurfend, und die Betroffenen gehen nach vorne gebeugt. Sie sind außerdem nur langsam und mit Mühe in der Lage, sich hinzusetzen und wieder aufzustehen. Manchmal werden die Betroffenen in ihren Bewegungen auch plötzlich blockiert – sie scheinen zu erstarren. Das bezeichnen Mediziner als "Freezing" (Englisch für "einfrieren").

Die Veränderungen in den Bewegungsabläufen betreffen auch die Gestik und Mimik. Das Gesicht wirkt zunehmend wie eine starre Maske. Die Betroffenen sprechen meist leise und monoton, sodass man sie schwerer versteht. Oft bereitet ihnen auch das Schlucken Probleme, etwa beim Trinken oder Essen. Ein weiteres Parkinson-Anzeichen ist eine gestörte Feinmotorik: Die Betroffenen tun sich zum Beispiel schwer, etwas zu schreiben, ihren Mantel zuzuknöpfen oder ihre Zähne zu putzen.

Wenn die Körperbewegungen besonders verlangsamt sind oder der Betroffene teilweise völlig bewegungslos ist, sprechen Mediziner von einer Akinesie (Akinese).

Steife Muskeln (Rigor)

Bei Parkinson treten keine Lähmungen auf. Die Muskelkraft bleibt also weitgehend erhalten. Die Muskeln sind aber dauerhaft angespannt, auch in Ruhe. Mediziner bezeichnen diesen Zustand als Rigor. Er ist schmerzhaft für die Betroffenen. Besonders der Schulter- und Nacken-Bereich sind betroffen.

Nachweisen lässt sich die Muskelsteifheit durch das sogenannte Zahnrad-Phänomen: Wenn der Arzt versucht, den Arm des Betroffenen zu bewegen, verhindern die steifen Muskeln eine flüssige Bewegung. Stattdessen lässt sich der Arm jeweils nur ein kleines bisschen und ruckartig bewegen. Es fühlt sich fast so an, als wäre ein Zahnrad im Gelenk, das die Bewegung jeweils nur bis zur nächsten Einkerbung erlaubt und dann einrastet.

Muskelzittern in Ruhe (Ruhe-Tremor)

Bei der Parkinson-Krankheit beginnen typischerweise Arme und Beine in Ruhe-Situationen zu zittern. Deshalb nennt man die Erkrankung umgangssprachlich auch "Schüttel-Lähmung". Eine Körperseite ist davon meist stärker betroffen als die andere. Außerdem zittert der Arm gewöhnlich stärker als das Bein.

Der Parkinson-Tremor tritt typischerweise in Ruhe auf. Dadurch ist es möglich, Parkinson von anderen Erkrankungen mit Zittern (Tremor) zu unterscheiden.

Mangelnde Stabilität der aufrechten Körperhaltung

Unbewusst korrigiert jeder Mensch beim aufrechten Gehen und Stehen zu jeder Zeit seine Haltung. Gesteuert wird das Ganze durch sogenannte Stell- und Halte-Reflexe, also automatische, unwillkürliche Bewegungen, die durch bestimmte Reize ausgelöst werden.

Eine Störung dieser Stell- und Halte-Reflexe ist charakteristisch für Morbus Parkinson. Betroffene haben daher Mühe, sich stabil aufrecht zu halten (posturale Instabilität), sind unsicher beim Gehen und stürzen leicht.

Sichtbare Symptome bei Parkinson
Symptome Parkinson
Diese Symptome deuten häufig auf Parkinson hin. Besonders die nach vorngebeugte Haltung und kleine Schritte lassen sich als Außenstehender einfach erkennen.

Parkinson: Begleitsymptome

Neben den Hauptsymptomen des Parkinson-Syndroms kommt es bei einigen Menschen zu weiteren Beschwerden. Diese sind aber nicht spezifisch für die Parkinson-Krankheit, sondern treten auch bei anderen Erkrankungen auf. Hierzu zählen zum Beispiel:

  • Psychische Auswirkungen und Wesensveränderungen wie Antriebslosigkeit, Depressionen oder Ängstlichkeit
  • Übermäßige Talg-Bildung der Gesichtshaut, die Haut wirkt fettig und glänzend (Salben-Gesicht)
  • Sprechstörungen (oft leise, monotone, verwaschene Sprache)
  • Augenbewegungsstörungen und Augenzittern (Augen-Tremor)
  • Schluckstörungen
  • Schlafstörungen
  • Bei fortgeschrittener Erkrankung Störungen des vegetativen Nervensystems (zum Beispiel Blasenschwäche, Verstopfung, Erektionsstörungen, Absacken des Blutdrucks)

Parkinson-Demenz

Menschen mit Parkinson sind anfälliger für eine Demenz als die Allgemein-Bevölkerung: Ungefähr ein Drittel der Betroffenen entwickelt im Krankheitsverlauf zusätzlich eine Demenz.

Zu den Symptomen der Parkinson-Demenz zählen in erster Linie eine gestörte Aufmerksamkeit und ein verlangsamtes Denken. Das ist ein wichtiger Unterschied zu Alzheimer – der häufigsten Form von Demenz. Alzheimer-Betroffene leiden hauptsächlich unter Gedächtnis-Störungen. Solche treten bei der Parkinson-Demenz dagegen erst in späteren Stadien der Erkrankung auf.

Mehr zum Thema lesen Sie im Beitrag Demenz bei Parkinson.

Krankheitsverlauf und Prognose

Da beim Parkinson-Syndrom im Laufe der Zeit immer mehr Nervenzellen absterben, verläuft die Erkrankung langsam fortschreitend, jedoch nicht in Schüben, wie beispielsweise die Multiple Sklerose. Das Parkinson-Syndrom ist bis heute nicht heilbar. Alle Therapien lindern zwar die Symptome, halten aber nicht den Untergang der Dopamin produzierenden Nervenzellen auf. Je nach Symptomatik unterscheiden Mediziner bei Morbus Parkinson vier Verlaufsformen:

  • Akinetisch-rigider Typ: Es treten vor allem Bewegungslosigkeit und Muskelsteife auf, während Tremor kaum oder gar nicht vorhanden ist.
  • Tremor-Dominanz-Typ: Das Hauptsymptom ist das Zittern (Tremor).
  • Äquivalenz-Typ: Bewegungslosigkeit, Muskelsteife und Zittern sind ungefähr gleich ausgeprägt.
  • Monosymptomatischer Ruhe-Tremor: Das Zittern in Ruhe ist das einzige Symptom (sehr seltene Verlaufsform).

Die günstigste Prognose hat der Tremor-Dominanz-Typ: Zwar sprechen Betroffene relativ schlecht auf eine Therapie mit L-Dopa an, allerdings schreitet diese Form langsamer voran als die anderen.

Neben der Verlaufsform spielt das Erkrankungsalter eine wichtige Rolle bei Parkinson. Verlauf und Prognose hängen davon ab, ob die Erkrankung in verhältnismäßig jungem Lebensalter oder aber im höheren Alter ausbricht. Nach etwa zehnjährigem Krankheitsverlauf ist die Lebenserwartung bei Morbus Parkinson leicht vermindert.

Im Endstadium der Erkrankung kommt es häufig zur Pflegebedürftigkeit. Das ist in der Regel aber erst nach langen Krankheitsverläufen ab etwa 20 Jahren der Fall. Ursache ist in den meisten Fällen eine Demenz, aber auch eine hohe Symptom-Last.

Parkinson: Lebenserwartung

Laut Statistik hat ein optimal behandelter Mensch mit Parkinson-Syndrom heute fast die gleiche Lebenserwartung wie eine gleichaltrige gesunde Person. Wenn heute jemand mit 63 Jahren die Diagnose Parkinson bekommt, rechnet man schätzungsweise noch mit weiteren 20 Lebensjahren. Zum Vergleich: Mitte des letzten Jahrhunderts lebten Patienten nach der Diagnose im Schnitt noch etwas mehr als neun Jahre.

Die gestiegene Lebenserwartung beim idiopathischen Parkinson-Syndrom kommt dadurch zustande, dass die modernen Medikamente die wesentlichen Beschwerden der Betroffenen weitgehend beheben. Früher führten solche Beschwerden oft zu Komplikationen und zum vorzeitigen Tod. Beispielsweise waren Parkinson-Betroffene, denen es nicht mehr möglich war, sich zu bewegen (Akinesie), oft bettlägerig. Diese Bettlägerigkeit lässt das Risiko für gefährliche Erkrankungen wie Thrombose oder Lungen-Entzündung massiv ansteigen.

Die verbesserte Lebenserwartung, wie sie hier beschrieben ist, bezieht sich nur auf das idiopathische Parkinson-Syndrom (= den "klassischen Parkinson"). Atypische Parkinson-Syndrome, bei denen die Betroffenen nicht oder kaum auf eine Behandlung mit L-Dopa ansprechen, schreiten meist rascher voran. Sie haben in der Regel eine deutlich schlechtere Prognose.

Autofahren mit Parkinson?

Menschen mit Parkinson dürfen nur bei erfolgreicher Therapie oder im frühen Krankheitsstadium selbst ein Auto fahren. Grund sind die zum Teil schweren motorischen Beeinträchtigungen, aber auch andere Symptome wie Demenz, Seh- und Aufmerksamkeits-Störungen. Aber auch die bei Parkinson eingesetzten Medikamente beeinflussen durch ihre Nebenwirkungen das Fahrvermögen, zum Beispiel durch vermehrte Müdigkeit, Schlaf-Attacken, Verlust der Impuls-Kontrolle und aggressives Verhalten.

Deshalb ist es notwendig, dass Betroffene ihre Fahrtauglichkeit alle 4 Jahre durch einen Arzt oder Psychologen beurteilen lassen.

Was sind die Ursachen von Parkinson?

Mediziner nennen die Parkinson-Erkrankung auch primäres oder idiopathisches Parkinson-Syndrom (IPS). "Idiopathisch" bedeutet, dass es keine greifbare Ursache für die Erkrankung gibt. Dieser "echte" Parkinson macht etwa 75 Prozent aller Parkinson-Syndrome aus. Davon zu unterscheiden sind die seltenen genetischen Formen von Parkinson, das "sekundäre Parkinson-Syndrom" und das "Atypische Parkinson-Syndrom".

Idiopathischer Parkinson: Dopamin-Mangel

Die Parkinson-Erkrankung geht von einer bestimmten Hirnregion aus, der sogenannten "schwarzen Substanz" (Substantia nigra) im Mittelhirn. In der Substantia nigra befinden sich spezielle Nervenzellen, die den Nerven-Botenstoff (Neurotransmitter) Dopamin produzieren. Dopamin ist sehr wichtig für die Steuerung von Bewegungen.

Ursache des Parkinson-Syndroms ist, dass immer mehr Dopamin produzierende Nervenzellen absterben. Warum das passiert, ist allerdings bis heute nicht genau geklärt. Bekannt ist, dass sich in den Nervenzellen vermehrt ein fehlerhaftes Protein ablagert und diese schädigt. Neuere Studienergebnisse weisen außerdem darauf hin, dass – ähnlich wie bei einer Autoimmun-Erkrankung – möglicherweise eine Fehlregulation des Immunsystems an der Entstehung von Morbus Parkinson beteiligt ist.

Durch den fortschreitenden Zelltod sinkt der Dopamin-Spiegel im Gehirn immer weiter ab – es entwickelt sich ein Dopamin-Mangel. Der Körper gleicht diesen lange Zeit aus: Erst wenn etwa 60 Prozent der Dopamin produzierenden Nervenzellen abgestorben sind, macht sich der Dopamin-Mangel durch die für Parkinson typischen Bewegungsstörungen bemerkbar.

Doch der Dopamin-Mangel an sich ist nicht die alleinige Parkinson-Ursache: Er stört zudem das empfindliche Gleichgewicht der Nerven-Botenstoffe. Weil immer weniger Dopamin vorhanden ist, steigt zum Beispiel die Menge des Botenstoffes Acetylcholin an. Experten vermuten, dass dies der Grund für das Zittern (Tremor) und die Muskelsteifheit (Rigor) bei Parkinson ist.

Das passiert bei Parkinson
Dopaminmangel bei Parkinson
Der Botenstoff Dopamin im Gehirn ist beim Menschen maßgeblich für die Bewegungskoordination. Bei Idiopathischem Parkinson ist zu wenig Dopamin vorhanden. Deshalb kann keine ausreichende Signalübertragung stattfinden, um Bewegungen normal auszuführen.

Das Ungleichgewicht der Neurotransmitter bei Parkinson ist möglicherweise auch der Grund dafür, dass viele Betroffene zusätzlich depressiv werden. Der Zusammenhang zwischen Morbus Parkinson und Depressionen ist aber noch nicht abschließend geklärt.

Genetische Formen von Parkinson

Wenn ein Familienmitglied an Parkinson erkrankt ist, verunsichert dies viele Angehörige. Sie fragen sich, ob Parkinson vererbbar ist. In den allermeisten Fällen handelt es sich bei Parkinson aber um den oben beschriebenen idiopathischen Parkinson. Vererbung spielt bei dieser sporadisch auftretenden Erkrankungsform keine Rolle, glauben Experten.

Anders ist das bei den sogenannten monogenetischen Formen von Parkinson. Jede von ihnen wird durch eine Veränderung (Mutation) in einem bestimmten Gen verursacht. Diese geben Eltern auch an ihre Kinder weiter. Monogenetische Formen von Parkinson sind also vererbbar. Sie werden oft auch als familiäres Parkinson-Syndrom bezeichnet. Zum Glück sind sie aber selten.

Sekundäres Parkinson-Syndrom

Im Unterschied zum idiopathischen Parkinson hat das symptomatische (oder sekundäre) Parkinson-Syndrom eindeutig erkennbare Ursachen. Einige wichtige Auslöser und Risikofaktoren sind zum Beispiel:

  • Medikamente, die Dopamin hemmen (Dopamin-Antagonisten), wie zum Beispiel Neuroleptika (zur Behandlung von Psychosen) oder Metoclopramid (gegen Übelkeit und Erbrechen), Lithium (gegen Depressionen), Valproin-Säure (gegen Krampfanfälle), Kalzium-Antagonisten (gegen Bluthochdruck)
  • Andere Erkrankungen wie Hirntumoren, Entzündungen des Gehirns (etwa infolge von AIDS), Unterfunktion der Nebenschilddrüsen (Hypoparathyreoidismus) oder Morbus Wilson (Kupferspeicher-Krankheit)
  • Vergiftungen, etwa mit Mangan oder Kohlenmonoxid
  • Verletzungen des Gehirns

Welchen Einfluss Alkohol auf das Risiko hat, an Parkinson zu erkranken, ist nicht abschließend geklärt. Aktuelle Studiendaten weisen aber darauf hin, dass vermutlich kein Zusammenhang besteht. Ein erhöhtes Risiko besteht möglicherweise bei übermäßigen Alkohol-Konsum.

Atypisches Parkinson-Syndrom

Das Atypische Parkinson-Syndrom entsteht im Rahmen verschiedener neurodegenerativer Erkrankungen. Das sind Erkrankungen, bei denen fortschreitend Nervenzellen im Gehirn absterben. Im Unterschied zum idiopathischen Parkinson-Syndrom betrifft dieser Zelluntergang aber nicht nur die "Substantia nigra", sondern auch andere Hirnregionen. Deshalb treten beim Atypischen Parkinson-Syndrom neben Parkinson-ähnlichen Beschwerden noch weitere Symptome auf.

Neurodegenerative Erkrankungen, die teilweise ein atypisches Parkinson-Syndrom auslösen , sind beispielsweise:

  • Lewy-Body-Demenz
  • Multisystematrophie (MSA)
  • Progressive supranukleäre Blickparese (PSP)
  • Kortikobasale Degeneration

Solche Erkrankungen haben eine deutlich schlechtere Prognose als das "echte" (idiopathische) Parkinson-Syndrom.

Das Medikament L-Dopa, das beim idiopathischen Parkinson sehr gut wirkt, hilft beim Atypischen Parkinson kaum oder gar nicht.

Untersuchungen und Diagnose

Es ist nach wie vor oft schwer, die Diagnose Parkinson zweifelsfrei zu stellen. Ein Grund dafür ist, dass es viele verschiedene Erkrankungen gibt, die ähnliche Symptome wie die Parkinson-Erkrankung auslösen.

Das Arzt-Patient-Gespräch (Anamnese-Gespräch) und die körperlich-neurologische Untersuchung sind unverzichtbar für die Parkinson-Diagnostik. Die weiteren Untersuchungen dienen in erster Linie dazu, andere Gründe für die Symptome auszuschließen. Nur wenn sich die Beschwerden gut durch Parkinson erklären lassen und der Arzt keine anderen Ursachen dafür findet, handelt es sich um ein idiopathisches Parkinson-Syndrom.

Der richtige Ansprechpartner beim Verdacht auf ein Parkinson-Syndrom ist der Neurologe, also ein Spezialist für Erkrankungen des Nervensystems.

Krankengeschichte

Beim ersten Besuch wird der Neurologe im Gespräch mit dem Betroffenen oder seinem Angehörigen die Krankengeschichte erheben (Anamnese). Dabei stellt der Arzt zum Beispiel folgende Fragen:

  • Seit wann besteht das Zittern (Tremor) der Hände/Beine?
  • Hat der Betroffene das Gefühl, dass die Muskulatur ständig angespannt ist?
  • Hat der Betroffene Schmerzen, etwa im Schulter- oder Nackenbereich?
  • Fällt es dem Betroffenen schwer, beim Gehen das Gleichgewicht zu halten?
  • Fallen feinmotorische Tätigkeiten (zum Beispiel ein Hemd zuknöpfen, Schreiben) zunehmend schwer?
  • Bestehen Probleme beim Schlafen?
  • Hat sich der Geruchssinn verschlechtert?
  • Wurde bei einem Angehörigen eine Parkinson-Erkrankung festgestellt?
  • Nimmt der Betroffene Medikamente ein, beispielsweise aufgrund psychischer Probleme?

Körperliche und neurologische Untersuchung

Nach dem Anamnese-Gespräch folgen eine körperliche und eine neurologische Untersuchung. Dabei überprüft der Arzt allgemein die Funktion des Nervensystems: Er testet zum Beispiel die Reflexe, die Empfindsamkeit (Sensibilität) der Haut und die Beweglichkeit der Muskeln und Gelenke.

Dabei achtet er besonders auf die Hauptsymptome von Parkinson, beispielsweise verlangsamte Bewegungen, ein unsicheres Gangbild oder eine auffällige Gestik und Mimik. Auch das für Parkinson typische Zittern in Ruhe (Ruhe-Tremor) stellt der Arzt bei der körperlichen Untersuchung fest.

Verschiedene Tests helfen dem Arzt, die Parkinson-Diagnose abzusichern. Dazu zählen unter anderem die folgenden Tests:

  • Pull-Test: Dabei prüft der Arzt die Haltungskontrolle des Betroffenen, indem er leicht an dessen Schulter zieht.
  • Pendel-Test: Dabei schüttelt der Arzt die Arme des Betroffenen. bei Menschen mit Parkinson ist die Pendel-Bewegung verringert.
  • Wartenberg-Test: Der Arzt hebt den Kopf des Betroffenen in Rückenlage an und lässt ihn dann plötzlich los. Bei Menschen mit Parkinson-Syndrom fällt er nur langsam oder gar nicht zurück.

Parkinson-Test (L-Dopa-Test und Apomorphin-Test)

Um die Parkinson-Diagnose zu unterstützen, führt der Arzt manchmal den sogenannten L-Dopa-Test oder einen Apomorphin-Test durch. Dabei erhalten Betroffene einmalig die Dopamin-Vorstufe L-Dopa oder Apomorphin, also zwei Medikamente, die bei der Therapie zum Einsatz kommen. Beim Parkinson-Syndrom bessern sich die Symptome manchmal schon kurz nach der Einnahme.

Beide Tests sind in der Parkinson-Diagnostik aber nur begrenzt aussagekräftig. Denn manche Menschen haben zwar Parkinson, sprechen aber nicht auf die Tests an. Umgekehrt fällt der L-Dopa-Test zum Teil auch bei anderen Erkrankungen positiv aus. Wegen dieser Probleme kommen beide Tests nicht routinemäßig in der Parkinson-Diagnostik zum Einsatz.

Bildgebende Verfahren

Mithilfe der Computertomografie (CT) oder der Kernspintomografie (MRT) lässt sich das Gehirn bildlich darstellen. Das hilft dem Arzt, andere mögliche Ursachen für die Symptome auszuschließen, beispielsweise einen Hirn-Tumor.

Eventuell führt der Arzt dazu auch spezielle Untersuchungen durch. Dazu gehört beispielsweise die SPECT (Single Photon Emission Computed Tomography), eine nuklearmedizinische Untersuchung. Der Betroffene erhält dabei zuerst eine radioaktive Substanz. Mit dieser lassen sich jene Nervenenden im Gehirn darstellen, die sich bei Parkinson zurückbilden.

Weniger aufwändig und kostengünstiger ist die Ultraschall-Untersuchung des Gehirns (Transkranielle Sonografie, TCS). Sie hilft, ein idiopathisches Parkinson-Syndrom im Frühstadium zu erkennen und gegen andere Erkrankungen (wie atypische Parkinson-Syndrome) abzugrenzen. Dazu sollte der Arzt mit dieser Untersuchung aber umfassende Erfahrungen besitzen, um das Ergebnis richtig zu interpretieren.

Sonderfall: Genetisch bedingter Parkinson

Die seltenen genetisch bedingten Formen von Parkinson lassen sich mit einer molekulargenetischen Untersuchung feststellen. Eine solche Untersuchung kommt in Betracht, wenn:

  • der Betroffene vor dem 45. Lebensjahr an Parkinson erkrankt oder
  • mindestens zwei Verwandte ersten Grades an Parkinson leiden.

In diesen Fällen liegt der Verdacht nahe, dass die Parkinson-Erkrankung durch eine genetische Veränderung verursacht wird.

Behandlung

Parkinson ist derzeit nicht heilbar. Allerdings lassen sich die Beschwerden durch verschiedene Behandlungsmöglichkeiten deutlich lindern und die Lebensqualität verbessern. Dabei passt der Arzt die Parkinson-Therapie individuell an jeden Betroffenen an. Denn die Beschwerden variieren von Mensch zu Mensch und schreiten und in unterschiedlichem Tempo fort.

Meistens behandelt der Arzt Parkinson mit Medikamenten, wobei milde Symptome anfangs manchmal auch gar keine Therapie erfordern. Welche Wirkstoffe zum Einsatz kommen, hängt vor allem vom Alter des Betroffenen ab. Manchmal ist auch ein neurochirurgischer Eingriff sinnvoll sein – die sogenannte Tiefe Hirn-Stimulation (THS oder Deep Brain Stimulation, DBS).

Oft umfasst die individuelle Parkinson-Behandlung noch weitere Bausteine. Dazu gehören zum Beispiel Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie. Sinnvoll ist in jedem Fall, sich in einer speziellen Parkinson-Klinik behandeln zu lassen.

Parkinson-Therapie mit Medikamenten

Es gibt verschiedene Medikamente für die Parkinson-Therapie. Sie helfen gegen Beschwerden wie verlangsamte Bewegungen, starre Muskeln und Zittern. Allerdings verhindern sie nicht, dass die Dopamin produzierenden Nervenzellen absterben und die Erkrankung weiter fortschreitet.

Die typischen Parkinson-Symptome werden durch einen Mangel an Dopamin im Gehirn ausgelöst. Sie lassen sich also lindern, indem man entweder den Botenstoff als Medikament zuführt (etwa in Form von L-Dopa) oder aber den Abbau des vorhandenen Dopamins unterbindet (MAO-B-Hemmer, COMT-Hemmer). Beide Mechanismen gleichen den Dopamin-Mangel aus. Sie beseitigen damit weitgehend die typischen Parkinson-Beschwerden.

L-Dopa (Levodopa)

L-Dopa ist sehr wirksam und hat kaum Nebenwirkungen. Ärzte verordnen es vor allem bei Menschen ab dem 70. Lebensjahr. Bei jüngeren Betroffenen setzen sie L-Dopa dagegen nur sehr zurückhaltend ein. Der Grund ist, dass die Behandlung mit L-Dopa nach einigen Jahren manchmal Bewegungsstörungen (Dyskinesien) und Wirkungsschwankungen auslöst.

L-Dopa ist eine Vorstufe von Dopamin und kommt immer in Kombination mit einem weiteren Wirkstoff zum Einsatz, einem sogenannten Dopa-Decarboxylase-Hemmer (wie Benserazid oder Carbidopa). Dieser verhindert, dass L-Dopa bereits im Blut in Dopamin umgewandelt wird. Das ist wichtig, da Dopamin im Gegensatz zu L-Dopa nicht in der Lage ist, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden und ins Gehirn zu gelangen. Das gleiche gilt übrigens für den Dopa-Decarboxylase-Hemmer. Die Umwandlung von L-Dopa im Gehirn ist dadurch also nicht beeinträchtigt.

Wirkungsschwankungen bei L-Dopa

Die Langzeitbehandlung mit L-Dopa führt manchmal dazu, dass die Wirkung des Medikaments zu schwanken beginnt (Wirkungsfluktuationen): Mal ist es den Betroffenen gar nicht mehr möglich, sich zu bewegen ("OFF-Phase"), dann funktioniert es wieder völlig normal ("ON-Phase").

In solchen Fällen hilft es, die Dosierung zu ändern oder auf ein retardiertes L-Dopa-Präparat umzusteigen: Die Retard-Tabletten setzen den Wirkstoff langsamer und über einen längeren Zeitraum frei als "normale" (unretardierte) L-Dopa-Präparate.

Auch eine Medikamenten-Pumpe ist bei Wirkungsschwankungen von L-Dopa (ON-OFF-Phasen) und/oder Bewegungsstörungen hilfreich. Sie leitet das Levodopa automatisch über eine dünne Sonde direkt in den Zwölffingerdarm, wo es ins Blut aufgenommen wird. Der Betroffene erhält den Wirkstoff also kontinuierlich, wodurch sehr gleichmäßige Wirkspiegel im Blut bestehen. Das senkt die Gefahr von Wirkungsschwankungen und Bewegungsstörungen.

Dopamin-Agonisten

Bei Betroffenen, die jünger sind als 70 Jahre, beginnt der Arzt die Parkinson-Therapie meist mit sogenannten Dopamin-Agonisten. So lässt sich das Auftreten von Bewegungsstörungen verzögern, wie sie durch die längere Anwendung von L-Dopa ausgelöst werden.

Dopamin-Agonisten ähneln chemisch dem Botenstoff Dopamin. Sie passieren jedoch problemlos die Blut-Hirn-Schranke und docken an den gleichen Bindungsstellen (Rezeptoren) der Nervenzellen an wie Dopamin. Deshalb entfalten sie auch eine ähnliche Wirkung. Dopamin-Agonisten stehen zum Beispiel als Tabletten, aber auch Wirkstoff-Pflaster, Spritze oder Infusion zur Verfügung.

Bei längerer Anwendung lösen auch Dopamin-Agonisten manchmal Wirkungsschwankungen aus. Das passiert aber viel seltener als bei L-Dopa. Die schwankende Wirkung lässt sich ausgleichen, indem der Arzt die Dosierung anpasst, ein anderes Präparat verschreibt oder eine Medikamenten-Pumpe einsetzt.

MAO-B-Hemmer

MAO-B-Inhibitoren hemmen das Enzym Mono-Amino-Oxidase-B (MAO-B), das normalerweise Dopamin abbaut. Auf diese Weise lässt sich der Dopamin-Spiegel im Gehirn von Menschen mit Parkinson-Krankheit erhöhen. MAO-B-Hemmer sind weniger wirksam als Levodopa oder Dopamin-Agonisten. Als alleinige Parkinson-Therapie eignen sie sich deshalb nur bei milden Symptomen (meist im Frühstadium der Erkrankung). Sie lassen sich aber mit anderen Parkinson-Medikamenten (wie L-Dopa) kombinieren.

COMT-Hemmer

COMT-Inhibitoren werden gemeinsam mit L-Dopa verordnet. Auch sie blockieren ein Enzym, das Dopamin abbaut (die sogenannte Catechol-O-Methyl-Transferase = COMT). Auf diese Weise verlängern COMT-Hemmer die Wirkung von Dopamin. Die Wirkstoffe werden vor allem verordnet, um Wirkungsschwankungen (Fluktuationen) unter der Therapie mit L-Dopa zu reduzieren. Sie sind also Medikamente für fortgeschrittene Parkinson-Stadien.

Anticholinergika

Die sogenannten Anticholinergika waren die ersten Medikamente, die Ärzte zur Parkinson-Therapie einsetzten. Heute werden sie nicht mehr so oft verordnet.

Durch den Dopamin-Mangel bei Parkinson sind andere Nervenbotenstoffe – relativ betrachtet – im Überschuss vorhanden. Das gilt zum Beispiel für Acetylcholin. Dadurch entsteht unter anderem das typische Zittern (Tremor) bei den Betroffenen. Es lässt sich mit Anticholinergika lindern, weil diese die Wirkung von Acetylcholin im Gehirn hemmen.

NMDA-Antagonisten

Ebenso wie Acetylcholin ist auch der Botenstoff Glutamat bei Parkinson durch den Dopamin-Mangel in einem relativen Überschuss vorhanden. Dagegen helfen sogenannte NMDA-Antagonisten. Sie blockieren bestimmte Andockstellen von Glutamat im Gehirn und reduzieren so dessen Wirkung. NMDA-Antagonisten verordnet der Arzt vor allem in frühen Stadien des Parkinson-Syndroms.

Bei einer Veränderung der Medikation oder bei akuten Begleiterkrankungen kommt es in seltenen Fällen zu einer akinetischen Krise. Das ist eine plötzliche Verschlechterung der Symptome mit totaler Bewegungsunfähigkeit. Betroffene sind auch nicht mehr in der Lage zu sprechen oder zu schlucken. Die akinetische Krise ist ein Notfall und erfordert eine umgehende Behandlung im Krankenhaus.

Die Medikamente, die bei Parkinson zum Einsatz kommen, verursachen manchmal eine Psychose. Schätzungen zufolge kommt es bei bis zu 30 Prozent aller Betroffenen zu einer solchen Krise. Sie macht sich zunächst durch einen unruhigen Schlaf mit lebhaften Träumen, später auch durch Halluzinationen, Wahnvorstellungen und Verwirrtheitszustände bemerkbar. Es ist in diesem Fall wichtig, umgehend einen Neurologen aufzusuchen.

Tiefe Hirn-Stimulation

Die Tiefe Hirn-Stimulation (THS) ist ein chirurgischer Eingriff im Bereich des Gehirns. Sie wird manchmal beim idiopathischen Parkinson-Syndrom durchgeführt. Dabei setzt ein Arzt im Rahmen einer Operation kleine Elektroden in bestimmte Areale im Gehirn ein. Sie sollen die krankhafte Aktivität der Nervenzellen positiv beeinflussen (entweder stimulieren oder hemmen).

Damit funktioniert die Tiefe Hirn-Stimulation ähnlich wie ein Herzschrittmacher. Sie wird deshalb manchmal auch als „Hirnschrittmacher“ bezeichnet (auch wenn diese Bezeichnung nicht ganz korrekt ist).

Die Tiefe Hirn-Stimulation kommt in Betracht, wenn:

  • sich Wirkungsschwankungen (Fluktuationen) und unwillkürliche Bewegungen (Dyskinesien) nicht mit Medikamenten lindern lassen oder
  • das Zittern (Tremor) nicht auf Medikamente anspricht.

Außerdem muss der Betroffene noch weitere Voraussetzungen erfüllen. Er darf zum Beispiel keine Frühsymptome von Demenz zeigen. Seine allgemeine körperliche Verfassung muss gut sein. Zudem müssen die Parkinson-Symptome (außer dem Tremor) auf L-Dopa ansprechen.

Erfahrungsgemäß lindert der Eingriff bei vielen Betroffenen wirksam die Symptome und verbessert die Lebensqualität deutlich. Diese Wirkung scheint auch langfristig anzuhalten. Das heißt aber nicht, dass die Tiefe Hirnstimulation das Parkinson-Syndrom heilt: Die Erkrankung schreitet auch nach dem Eingriff fort.

Ursprünglich wurde die Tiefe Hirn-Stimulation vor allem bei fortgeschrittenem Parkinson durchgeführt. Inzwischen zeigen aber Untersuchungen, dass sie sich auch gut für Betroffene unter 60 Jahren eignet, bei denen die L-Dopa-Therapie erst seit kurzem Wirkungsschwankungen zeigt und Bewegungsstörungen verursacht.

Mögliche Komplikationen und Nebenwirkungen der tiefen Hirnstimulation

Generell gilt: Die Tiefe Hirnstimulation scheint bei Menschen vor dem 50. Lebensjahr erfolgreicher zu sein und seltener Komplikationen zu verursachen als bei älteren Personen.

Die wichtigste Komplikation der Hirnoperation sind Blutungen im Schädel (intrakranielle Blutungen). Außerdem löst das Einsetzen des Impulsgebers und der Kabel manchmal eine Infektion aus. Dann ist es notwendig, das System vorübergehend zu entfernen und die Infektion mit Antibiotika zu behandeln.

Bei fast jedem Betroffenen kommt es nach dem Eingriff zu vorübergehenden Nebenwirkungen. Dazu zählen zum Beispiel Missempfindungen (Parästhesien). Diese treten aber oft nur direkt nach dem Einschalten des Impulsgebers auf und verschwinden dann wieder.

Weitere meist vorübergehende Effekte sind zum Beispiel Verwirrtheit, gesteigerter Antrieb, abgeflachte Stimmung und Teilnahmslosigkeit (Apathie). Manchmal treten auch sogenannte Impuls-Kontroll-Störungen auf. Dazu zählt zum Beispiel ein gesteigertes sexuelles Verlangen (Hypersexualität). Bei einigen Menschen löst die Tiefe Hirnstimulation auch leichte Sprechstörungen, eine Störung der Bewegungskoordination (Ataxie), Schwindel sowie Gang- und Stand-Unsicherheit aus.

Weitere Therapiemethoden

Verschiedene Behandlungskonzepte helfen Menschen mit Parkinson-Syndrom zusätzlich, ihre Beweglichkeit, Sprechfähigkeit und Selbstständigkeit im Alltag möglichst lange zu bewahren. Die wichtigsten Verfahren sind:

  • Krankengymnastik (Physiotherapie), beispielsweise um das Gleichgewicht und die Sicherheit beim Gehen und die Kraft und Schnelligkeit zu verbessern
  • Logopädie bei Sprechstörungen, zum Beispiel bei auffallend monotoner und sehr leiser Sprache oder bei Sprech-Blockaden
  • Ergotherapie, um den Alltag mit der Erkrankung besser zu bewältigen und in der persönlichen Umwelt möglichst lange selbstständig zu bleiben (Zum Beispiel zeigt der Therapeut dem Betroffenen den Umgang mit bestimmten Hilfsmitteln und passt zusammen mit dem Betroffenen den Wohnraum so an, dass dieser sich besser zurechtfindet.)

Parkinson: Behandlung in Fachkliniken

Menschen mit dem Parkinson-Syndrom sollten nach Möglichkeit in einer Fachklinik behandelt werden. Ärzte und sonstige Mitarbeiter dort sind auf die Erkrankung spezialisiert.

Mittlerweile gibt es in Deutschland zahlreiche Kliniken, die eine Akut-Behandlung und/oder Rehabilitation für Parkinson-Betroffene anbieten. Einige davon tragen ein Zertifikat der Deutschen Parkinson Vereinigung (dPV). Es wird an Krankenhäuser und Reha-Einrichtungen verliehen, die spezielle diagnostische und therapeutische Angebote für Menschen mit Parkinson und verwandten Erkrankungen haben.

Eine ausgewählte Liste von Spezialkliniken für Menschen mit Parkinson finden Sie im Beitrag Parkinson - Klinik.

Leben mit Parkinson: Was können Sie selbst tun?

Neben der medizinischen Behandlung trägt auch das Verhalten der Betroffenen selbst potenziell viel zu einer wirksamen Therapie bei:

Gehen Sie offen mit Ihrer Erkrankung um. Vielen Menschen mit Parkinson fällt es zunächst sehr schwer, die Erkrankung zu akzeptieren und offen damit umzugehen. Stattdessen versuchen sie, die Symptome zu verstecken. So setzt man sich selbst aber unter unnötigen Druck. Wenn Sie mit Freunden, Angehörigen und Arbeitskollegen über Ihre Erkrankung sprechen, wird Ihnen das eine gewaltige Last von den Schultern nehmen.

Informieren Sie sich über die Krankheit. Denn in vielen Fällen ist die Angst vor dem Ungewissen besonders belastend. Je mehr Betroffene über die Erkrankung erfahren, desto eher verschwindet das Gefühl der Machtlosigkeit gegenüber der fortschreitenden Erkrankung. Auch als Angehöriger eines Parkinson-Patienten sollten sie sich über die Erkrankung informieren, um Ihren Angehörigen wirksam und sinnvoll zu unterstützen.

Schließen Sie sich einer Parkinson-Selbsthilfegruppe an. Wer die Möglichkeit hat, sich regelmäßig mit anderen Betroffenen auszutauschen, kommt oft besser mit der Erkrankung zurecht.

Bleiben Sie fit. Versuchen Sie einen guten Allgemeinzustand zu bewahren, indem Sie körperlich aktiv bleiben. Dazu genügen schon regelmäßige Bewegung (wie Spaziergänge) und leichter Ausdauersport.

Nutzen Sie kleine Hilfen im Alltag. Viele Parkinson-Symptome erschweren den Alltag. Dazu zählt etwa das sogenannte "Einfrieren" (Freezing) – der Betreffende ist dabei nicht mehr in der Lage, sich zu bewegen. Hier helfen visuelle Reize auf dem Boden, beispielsweise aufgeklebte Fußabdrücke, oder akustische Rhythmusgeber ("Links, zwo, drei, vier"). Wichtig für Mitmenschen: Es macht keinen Sinn, den Betroffenen zur Eile zu drängen oder zu ziehen. Dies verlängert die "Einfrier"-Episode eher.

Ernähren Sie sich gesund. Menschen mit Parkinson essen und trinken oft zu wenig, weil sie ungeschickt und langsam sind. Manche möchten auch den anstrengenden Toilettengang möglichst vermeiden. Für einen gesunden Allgemeinzustand ist es aber sehr wichtig, dass man ausreichend Flüssigkeit (etwa zwei Liter am Tag) zu sich nimmt und sich ausgewogen ernährt.

Vorbeugen

Da die Ursachen für das idiopathische Parkinson-Syndrom nicht bekannt sind, gibt es keine spezifischen Maßnahmen, um der Erkrankung vorzubeugen.

Weiterführende Informationen

Buchempfehlungen:

  • Parkinson – das Übungsbuch: Aktiv bleiben mit Bewegungs-Übungen (Elmar Trutt, 2017, TRIAS)
  • Parkinson: Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige (Willibald Gerschlager, 2017, Facultas / Maudrich)

Selbsthilfegruppen:

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Alexander Reinshagen
Autoren:
Dr. med.  Fabian Sinowatz

Dr. med. Fabian Sinowatz ist freier Mitarbeiter der NetDoktor-Medizinredaktion.

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

ICD-Codes:
G21G22G20
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
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  • Universitätsspital Zürich: Parkinson, unter: https://usz.ch (Abrufdatum: 08.03.2022)
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