RS-Virus

Von , Ärztin
und , Medizinredakteurin
Mareike Müller

Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.

Lisa Vogel

Lisa Vogel hat Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Medizin und Biowissenschaften an der Hochschule Ansbach studiert und ihre journalistischen Kenntnisse im Masterstudiengang Multimediale Information und Kommunikation vertieft. Es folgte ein Volontariat in der NetDoktor-Redaktion. Seit September 2020 schreibt sie als freie Journalistin für NetDoktor.

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Das RS-Virus (respiratory syncytial virus, RSV) löst Atemwegserkrankungen aus. Betroffen sind vor allem Kleinkinder, manchmal erkranken aber auch Erwachsene. Die Symptome können harmlos sein und einer einfachen Erkältung gleichen. Es sind aber auch schwere Verläufe möglich, die sogar tödlich enden können. Meistens heilt die Krankheit aber von allein innerhalb weniger Tage aus. Lesen Sie hier alles Wichtige über das RS-Virus.

RS-Virus

Kurzübersicht

  • Was ist das RS-Virus? Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist der Erreger saisonaler auftretender akuter Atemwegsinfektionen, die besonders kleine Kinder betreffen. Es gibt zwei Virus-Untergruppen: RSV A und RSV B. In den meisten Jahren dominiert RSV A.
  • Symptome: Schnupfen, trockener Husten, Niesen, Halsschmerzen; bei Beteiligung der unteren Atemwege: Fieber, beschleunigte Atmung, Rasselgeräusche beim Atmen, Giemen, Husten mit Auswurf, trockene, kalte und blasse Haut, eingesunkene Fontanelle (Kinder unter 18 Monate).
  • Risikofaktoren für schweren Verlauf: u.a Frühgeburt, Kinder unter sechs Monaten, männliches Geschlecht, Kinder mit Vorerkrankungen der Lunge oder Herzfehlern, Chromosomenabweichungen (wie Trisomie 21), krankheits- oder therapiebedingte Immunschwäche, Raucher-Haushalt, Unterernährung.
  • Diagnose: Erhebung der Krankengeschichte, körperliche Untersuchung inkl. Abhören der Lunge, Laboruntersuchung (Abstrich).
  • Behandlung: Nur symptomatisch möglich; ausreichende Flüssigkeitszufuhr, Nasenspülung, Inhalieren, ggf. Wadenwickel gegen Fieber und fiebersenkende Medikamente, abschwellende Nasensprays, bronchienerweiternde Mittel, ggf. Beatmung.
  • Prognose: Bei Erwachsenen verläuft RSV-Infektion meist unkompliziert. Bei Kindern kommt es zum Teil zu schweren Verläufen mit Beteiligung der unteren Atemwege (Bronchiolitis); tödlicher Verlauf möglich.
  • Vorbeugen: Hygienemaßnahmen (Händewaschen, Niesen und Husten in Armbeuge, regelmäßige und gründliche Reinigung des Kinderspielzeugs), passive Impfung für Risikokinder, aktive Impfung für Ältere ab 60 Jahren

RS-Virus: Beschreibung

Der Begriff RS-Virus (oder auch RSV) steht für die englische Bezeichnung "respiratory syncytial virus". Es handelt sich dabei um ein Virus, das im Atemtrakt (Respirationstrakt) zur Verschmelzung von Zellen führt (Synzytien).

Der Erreger ähnelt dem Grippe-Virus und kommt weltweit vor. Er verursacht saisonal gehäufte Krankheitsausbrüche: In Europa erkranken die meisten Menschen zwischen November und April am RS-Virus, am häufigsten im Januar und Februar.

RS-Virus: Baby und Kleinkind häufig betroffen

Prinzipiell können Menschen jeden Alters durch das RS-Virus krank werden. Kleine Kinder sind aber besonders häufig betroffen:

Innerhalb des ersten Lebensjahres infizieren sich 50 bis 70 Prozent aller Kinder mit dem RS-Virus. Nach Ende des zweiten Lebensjahres haben nahezu alle Kinder bereits eine RS-Virus-Infektion durchgemacht.

Eine Infektion mit dem RS-Virus ist zudem der häufigste Grund, wenn Säuglinge und Kleinkinder wegen einer Atemwegserkrankung im Krankenhaus behandelt werden müssen. Vor allem bei Frühgeborenen und anderen Babys kann die RSV-Krankheit einen schweren Verlauf nehmen. Bei Frühgeborenen mit Lungenschaden sowie Kindern mit Herzfehlern verläuft eine RSV-Infektion sogar in einem von 100 Fällen tödlich.

Mädchen und Jungen sind von einer RS-Infektion gleich häufig betroffen. Allerdings neigen Jungen viel häufiger zu einem schweren Krankheitsverlauf.

RS-Virus bei Erwachsenen

Das RS-Virus verursacht bei Erwachsenen in den meisten Fällen eine unkomplizierte Infektion der oberen Atemwege mit Schnupfen, Müdigkeit und Husten. Viele Infizierte zeigen auch gar keine Symptome, weshalb die Infektion unentdeckt bleibt. RSV-Infektionen kommen bei Frauen und Männern gleichermaßen vor.

RS-Virus in der Schwangerschaft

Wenn eine Schwangere sich mit dem RS-Virus infiziert, könnte der Erreger auf das ungeborene Kind übertragen werden – zumindest zeigten das Tierversuche im Rahmen einer Studie. Von den Atemwegen der Mutter gelangte das Virus über die Plazenta in den Organismus des Fötus. Welche Auswirkungen die Übertragung auf das ungeborene Kind hat, ist noch nicht ausreichend erforscht. Ein Einfluss auf die Entwicklung des Kindes kann allerdings nicht ausgeschlossen werden.

RS-Virus: Symptome

Die Symptome einer RS-Virus-Infektion können von Patient zu Patient sehr unterschiedlich ausfallen. Erwachsene, die ansonsten gesund sind, haben häufig gar keine Beschwerden. Dann sprechen Mediziner von einer asymptomatischen oder auch klinisch stummen RSV-Infektion. In anderen Fällen entwickelt sich eine oft mild verlaufende RS-Virus-Erkrankung – die Betroffenen haben erkältungsähnliche Symptome wie:

  • Schnupfen
  • trockenen Husten
  • Niesen
  • Halsschmerzen

RSV-Bronchiolitis bei Babys und Kleinkindern

Vor allem bei kleinen Kindern kann eine RSV-Infektion neben den oberen Atemwegen (Nase, Mund, Rachen) auch die unteren Atemwege (Bronchien und Lungen) betreffen – genauer gesagt, die kleinen Äste des Bronchialbaums. Man spricht dann von einer RSV-Bronchiolitis. Dann löst die Infektion mit dem RS-Virus bei Baby und Kleinkind andere Symptome aus, die sich ein bis drei Tage nach Beginn der Erkrankung bemerkbar machen:

  • Fieber
  • beschleunigte Atmung
  • hörbare Rasselgeräusche und Giemen beim Atmen
  • Husten mit Auswurf
  • schweres Atmen mit Einsatz der Atemhilfsmuskulatur (Aufstützen der Arme, Einziehungen der Haut am Brustkorb)
  • Atemnot
  • trockene, kalte und blasse Haut
  • Blaufärbung der Haut und/oder Schleimhäute (Zyanose) infolge von Sauerstoffmangel
  • eingesunkene Fontanelle bei Kindern unter 18 Monaten

Hinzu kommen allgemeine Krankheitsanzeichen wie Kraftlosigkeit, Krankheitsgefühl, Appetitmangel und Trinkverweigerung. Insgesamt erinnert das Krankheitsbild bei RSV-Bronchiolitis an Keuchhusten.

Mehr zum Thema erfahren Sie im Beitrag Bronchiolitis.

Die Symptome einer RSV-Infektion können sich innerhalb weniger Stunden stark verschlimmern. Bei Frühgeborenen kann es wiederholt zu Atemstillständen (Apnoen) kommen.

RS-Virus: Vorbeugung

Die wirksamste Maßnahme zur RSV-Prophylaxe besteht in sorgsamer Hygiene – innerhalb der Familie und im öffentlichen Leben. Damit lässt sich der Ausbreitung des Erregers entgegenwirken:

  • Achten Sie auf regelmäßiges richtiges Händewaschen.
  • Niesen und husten Sie in die Ellenbeuge und nicht in die Hände.
  • Reinigen Sie Kinderspielzeug regelmäßig.
  • Erkrankte sollten keine Gemeinschaftseinrichtungen (Kita, Schule etc.) besuchen.
  • Verzichten Sie auf das Rauchen – vor allem in der Umgebung von Kindern.

Vorteilhaft bei Säuglingen ist zudem Stillen: Stillkinder leiden seltener an Atemwegserkrankungen als Flaschenkinder.

RSV: Impfung

Für Kinder gibt es bislang keine aktive RSV-Impfung. Für Sprösslinge mit Risikofaktoren (siehe unten) steht aber eine passive Impfung gegen das RS-Virus zur Verfügung. Sie enthält künstlich hergestellte, sogenannte monoklonale Antikörper gegen das RS-Virus (Palivizumab genannt) und wird während der RSV-Saison einmal monatlich in einen Muskel gespritzt. Insgesamt sind fünf Impfdosen vorgesehen, die ab November in vier-wöchentlichen Abständen verabreicht werden. Am besten erfolgt die Immunisierung immer am gleichen Wochentag.

Konkret empfehlen Ärzte die passive RS-Virus-Impfung für:

  • Frühgeborene, die vor der 35. Schwangerschaftswoche zur Welt gekommen sind
  • Frühgeborene mit der Lungenerkrankung Bronchopulmonale Dysplasie (BPD)
  • Kinder unter zwei Jahren mit angeborenem Herzfehler

Die passive Impfung gegen RSV könnte laut Experten das Risiko für Spätfolgen einer RSV-Infektion reduzieren.

Bald wird es in der EU den ersten aktiven RSV-Impfstoff für Schwangere geben, der dann auch das Neugeborene in den ersten Lebensmonaten vor dem RS-Virus schützt. Die EU-Arzneimittelagentur hat am 21. Juli 2023 die Zulassung dieses Impfstoffes empfohlen. Jetzt fehlt nur noch die formale Zustimmung der Europäischen Kommission.

Für Erwachsene ist in der EU seit dem 6. Juni 2023 der erste aktive RSV-Impfstoff zugelassen. Er soll rechtzeitig vor der nächsten RSV-Saison, die typischerweise im Herbst startet, erhältlich sein.

Der Impfstoff enthält ein charakteristisches Eiweiß von RS-Viren, das gentechnisch hergestellt wird, sowie einen Wirkverstärker (Adjuvans). Er kann Erwachsenen ab 60 Jahren verabreicht werden.

Studien zufolge ist die aktive RSV-Impfung im Allgemeinen gut verträglich. Als häufigste Nebenwirkungen wurden Schmerzen an der Einstichstelle, Müdigkeit, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen beobachtet. Die Beschwerden waren leicht bis mäßig ausgeprägt und bestanden nur vorübergehend.

RS-Virus: Ursachen und Risikofaktoren

Das RS-Virus besteht aus einer Proteinhülle und der darin eingeschlossenen Erbinformation (in Form von RNA). Es vermehrt sich in den oberflächlichen Zellen der Schleimhäute, welche die Atemwege auskleiden (Epithelzellen). In der Virushülle ist ein spezielles Eiweiß verankert: das Fusions-(F-)-Protein. Es bewirkt eine Verschmelzung der befallenen Schleimhautzellen (Synzytienbildung). Diese Synzytien sowie die einwandernden Abwehrzellen des Immunsystems schaden den Schleimhäuten – Zellen sterben ab und verlegen dann die Atemwege.

RS-Virus: Übertragung

Das RS-Virus gilt als hochinfektiös. Wer sich mit dem Virus infiziert hat, kann schon einen Tag danach andere Menschen anstecken – also noch bevor er Symptome zeigt (siehe unte: RS-Virus: Inkubationszeit).

In der Regel sind Infizierte drei bis acht Tage lang ansteckend. Allerdings können Frühgeborene, Neugeborene und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem das RS-Virus auch mehrere Wochen, im Einzelfall sogar mehrere Monate lang ausscheiden und so über eine längere Zeit für Mitmenschen ansteckend sein.

RSV: Ansteckungswege

Die Übertragung des RS-Virus kann über infektiöse Sekrettröpfchen oder kontaminierte Oberflächen erfolgen:

  • Tröpfcheninfektion: Beim Husten, Niesen oder Sprechen geben Infizierte winzige virushaltige Speicheltröpfchen an ihre Umgebung ab. Wenn diese auf die Augenbindehaut oder Nasenschleimhaut eines Gesunden gelangen, kann dieser ebenfalls erkranken.
  • Schmierinfektion: Auch eine Schmierinfektion zum Beispiel über kontaminiertes Spielzeug oder Kleidung ist möglich. Experten nehmen an, dass RSV auf den Händen etwa 20 Minuten, auf Handtüchern 45 Minuten und auf Kunststoffoberflächen sogar mehrere Stunden überleben kann.

RS-Virus: Inkubationszeit

Die Zeit zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch einer Infektionskrankheit nennt man Inkubationszeit. Beim RS-Virus beträgt sie zwei bis acht Tage. Im Durchschnitt entwickeln Patienten fünf Tage nach der Ansteckung die ersten Krankheitszeichen.

RS-Virus: Risikofaktoren

Das Risiko, dass eine RS-Virus-Infektion schwer verläuft, ist besonders hoch bei:

  • Frühgeborenen
  • Kindern mit chronischen Lungenerkrankungen, z.B. bronchopulmonaler Dysplasie, Mukoviszidose (zystische Fibrose), angeborenen Atemwegsanomalien
  • Kindern mit neurologischen und muskulären Erkrankungen, welche die Lungenbelüftung einschränken
  • Kindern mit angeborenen Herzfehlern
  • schweren Immundefekten
  • immunsuppressiver Therapie (Therapie, die das Immunsystem unterdrückt, z.B. nach Organtransplantation)
  • Chromosomenabweichungen (wie Trisomie 21 = "Down-Syndrom")

Weitere Risikofaktoren für eine schwere verlaufende RSV-Erkrankung sind:

  • Alter unter sechs Monaten
  • Mehrlingsgeburt
  • männliches Geschlecht
  • Geschwisterkinder im Kleinkindalter
  • Krippenbesuch
  • Raucher-Haushalt
  • Unterernährung
  • Fälle von atopischen Erkrankungen (wie Heuschnupfen, Neurodermitis) oder Asthma in der Familie
  • niedriger Sozial- und Ausbildungsstatus der Eltern (oftmals verbunden mit schlechten/engen Wohlverhältnissen, vielen Geschwisterkindern, vermehrter Rauch-Exposition etc.)
  • enge häusliche Verhältnisse

RS-Virus: Untersuchungen und Diagnose

Sollte Ihr Kind grippeähnliche Symptome, Atemnot und/oder hohes Fieber haben, suchen Sie mit ihm den Kinderarzt auf. Eine RS-Virus-Erkrankung von anderen viralen Erkrankungen der Atemwege zu unterscheiden, ist nicht einfach. Neben der klinischen Untersuchung helfen dem Arzt die genaue Beschreibung der Beschwerden sowie das Alter des Patienten.

Anamnese

Dieser befragt Sie zunächst ausführlich zur Krankengeschichte (Anamnese). Dabei stellt er Ihnen unter anderem folgende Fragen:

  • Seit wann bestehen die Beschwerden?
  • Hat Ihr Kind Fieber?
  • Hatte Ihr Kind, seitdem es krank ist, Atemnot?
  • Trinkt und isst Ihr Kind ausreichend?
  • Leidet Ihr Kind an einer Grunderkrankung wie zum Beispiel einem Herzfehler oder Mukoviszidose?

Körperliche Untersuchung

Anschließend untersucht der Arzt seinen Patienten gründlich. Dabei leuchtet er mit einer Lampe in den Mund und in die Ohren, um mögliche Rötungen des Rachens oder der Ohren festzustellen. Er tastet die Lymphknoten am Hals nach möglichen Vergrößerungen ab und horcht mit einem Stethoskop die Lunge ab.

Eine RSV-Bronchiolitis kann im Stethoskop als Knistern und Giemen hörbar sein.

Zudem prüft der Arzt, ob die Fingernägel oder Lippen des kleinen Patienten bläulich verfärbt sind (Zyanose) – ein Anzeichen für zu wenig Sauerstoff im Blut (Hypoxämie).

Laboruntersuchungen

In einem Abstrich vom Nasenrachensekret Infizierter lassen sich im Labor die RS-Viren nachweisen. Ein Antikörper-Nachweis im Blut ist nur selten möglich, da der Körper nur wenige Antikörper gegen das RS-Virus bildet.

RS-Virus: Behandlung

Es gibt keine ursächliche (kausale) Therapie bei einer RSV-Infektion. Somit lassen sich nur die Symptome behandeln (symptomatische Therapie).

Allgemeine Maßnahmen und Hausmittel

  • ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Dadurch wird der festsitzende Schleim in den Atemwegen verflüssigt und kann leichter abgehustet werden.
  • Oberkörper hochlagern: Das Atmen lässt sich erleichtern, indem der Oberkörper höher gelagert wird als der restliche Körper, etwa mithilfe eines Kissens.
  • Nasenspülung oder Nasentropfen mit Kochsalz: Eine Nasendusche mit Kochsalzlösung spült den Nasenraum gründlich durch und befreit ihn von Keimen, Schleim und anderem Sekret. Auch Nasentropfen mit Kochsalz halten den Nasenraum frei.
  • Inhalationen: Inhalieren hilft gegen Beschwerden wie Husten und Schnupfen. Bei der einfachsten Variante hält man den Kopf über einen Topf mit heißem Wasser unt atmet den aufsteigenden Dampf ein. Bei Babys und Kleinkindern wird aber davon abgeraten – hier sollte zum Inhalieren sicherheitshalber nur ein Inhalator verwendet werden. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt oder Apotheker beraten!
  • Wadenwickel: Geht eine RS-Virus-Infektion mit Fieber einher, kann man es ab einer gewissen Höhe gegebenenfalls mit feucht-kühlen Wadenwickeln senken. Wie Sie dabei vorgehen, wann Sie dieses bewährte Hausmittel anwenden können und in welchen Fällen davon abgeraten wird, erfahren Sie hier.

Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, trotz Behandlung nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.

Medikamente bei RSV

Bei hohem Fieber verordnet der behandelnde Arzt gegebenenfalls fiebersenkende Mittel wie Paracetamol oder Ibuprofen.

Ein abschwellendes Nasenspray kann die Atmung bei starkem Schnupfen erleichtern.

Bronchienerweiternde Medikamente (Bronchodilatatoren) wie Salbutamol weiten die Atemwege und erleichtern dadurch die Atmung. Sie werden über einen Inhalator zugeführt, gelangen so also direkt an den Ort ihrer Bestimmung. In schweren Fällen wird eventuell Adrenalin zur Erweiterung der Bronchien über den Inhalator gegeben. Es wirkt zusätzlich entzündungshemmend.

Antibiotika sind gegen das RS-Virus nicht wirksam, da sie nur gegen Bakterien und nicht gegen Viren helfen. Der behandelnde Arzt kann sie aber verschreiben, wenn zusätzlich zur RS-Virus-Infektion eine bakterielle Infektion )Sekundärinfektion) vorliegt.

Manchmal wird bei einer RSV-Infektion auch Kortison (Glukokortikoide, Steroide) gegeben: Systemisch - also etwa als Tablette – verabreicht kann es helfen, die akuten Symptome zu lindern und deren Dauer zu verkürzen. Nicht wirksam ist dagegen als Inhalation verabreichtes Kortison.

Bis vor einigen Jahren wurde eine schwere Infektion mit dem RS-Virus bei Kindern mit dem Anti-Virenmittel (Virostatikum) Ribavirin behandelt. Studien haben aber gezeigt, dass es nicht wirksam ist.

Beatmung

Wenn der Sauerstoffgehalt im Blut des Patienten gefährlich abfällt, ist eine Beatmung notwendig. Beim Arzt beziehungsweise im Krankenhaus bekommt der Betreffende beispielsweise Sauerstoff über eine Atemmaske zugeführt. Eventuell ist auch eine Beatmung über eine sogenannte CPAP-Maske (continuous positive airway pressure) oder einen Tubus notwendig. Bei letzterem handelt es sich um ein flexibles "Rohr", das in die Atemwege eingeführt und mit einem Beatmungsgerät verbunden wird.

Führt eine Infektion mit dem RS-Virus bei Säuglingen zu Atemstillständen (Apnoen), müssen die Kleinen stationär überwacht werden.

RS-Virus: Krankheitsverlauf und Prognose

In der Regel ist die Prognose gut. Aber wie lange dauert eine RS-Virus-Infektion?

Dauer und Schwere der Erkrankung sind bei ansonsten gesunden Patienten im Allgemeinen kurz und mild. Häufig heilt die RS-Virus-Erkrankung von allein innerhalb einiger Tage ab (meist dauert eine RS-Virus-Erkrankung drei vis zwölf Tage). Allerdings können Symptome wie Husten auch länger als vier Wochen anhalten.

Schwere Verläufe betreffen vor allem kleine Kinder. Insbesondere Frühgeborene haben in den ersten sechs Lebensmonaten ein hohes Risiko, an einer schwer verlaufenden RSV-Infektion zu erkranken. Wie lange Babys mit schwerer RS-Virus-Infektion im Krankenhaus bleiben müssen, hängt immer von der Ausprägung der Erkrankung und dem allgemeinen Zustand des Kindes ab.

In etwa einem Prozent der Fälle endet eine RSV-Infektion trotz intensivmedizinischer Versorgung tödlich.

RS-Virus: Komplikationen und Spätfolgen

Komplikationen einer RSV-Infektion treten besonders bei Menschen mit oben genannten Risikofaktoren auf.

Häufig kommt es zu einer Ko-Infektion mit weiteren Viren, die ebenfalls die Atemwege befallen. Eine zusätzliche Infektion mit Bakterien ist bei einer RSV-Infektion dagegen eher selten.

Eine recht häufige Komplikation ist Mittelohrentzündung (akute Otitis media). Etwa drei Viertel Prozent aller Mittelohrentzündungen bei Kindern unter drei Jahren werden durch RS-Viren (allein oder zusammen mit anderen Erregern) verursacht.

Eine RSV-bedingte Lungenentzündung ist eine weitere mögliche Komplikation. Gefährdet sind besonders Patienten, deren Immunsystem krankheits- oder therapiebedingt geschwächt ist.

Eine bestehende Asthma-Erkrankung oder andere vorbestehende Erkrankung (etwa des Herzens) kann sich durch eine akute RSV-Infektion verschlimmern. Andererseits kann eine solche Infektion auch zu einer anhaltenden Überempfindlichkeit (Hyperreagibilität) des Atemtraktes führen, auf deren Basis dann in weiterer Folge möglicherweise frühkindliches Asthma entsteht.

Außerdem wird eine Infektion mit dem RS-Virus mit Spätfolgen neurologischer Natur bei zuvor erkrankten Kindern in Verbindung gebracht: Wie Laborexperimente mit Mäusen belegten, können die Viren während der Infektion ins Gehirn gelangen. Einen Monat nach einer durchgemachten Infektion zeigten die Tiere neurologische Auffälligkeiten wie Krampfanfälle, Wahrnehmungs- und Koordinationsstörungen. Auch Lernbeeinträchtigungen traten auf.

Die Ausbreitung der RS-Viren von den Atemwegen auf das zentrale Nervensystem lässt sich durch die RSV-Impfung verhindern.

RS-Virus: Erneute Infektion möglich

Die durchgemachte Infektion bietet keinen langfristigen Schutz vor dem RS-Virus. Eine erneute Ansteckung (Reinfektion) ist in jedem Lebensalter möglich. Diese fehlende Immunität erklärt sich dadurch, dass der Körper kaum Antikörper gegen das RS-Virus bildet. Reinfektionen sind deshalb häufig.

Bei Kindern verlaufen sie oft weniger schwer als die Erstinfektion. Bei Erwachsenen äußert sich eine Reinfektion mit dem RS-Virus oft ganz ohne Symptome oder nur als unkomplizierter Infekt der oberen Atemwege. Ein ausgeprägteres Krankheitsbild mit grippeähnlichen Beschwerden beobachtet man hauptsächlich bei Erwachsenen mit engem Kontakt zu infizierten Kleinkindern.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Monika Seidel
Autoren:
Mareike Müller
Mareike Müller

Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.

Lisa Vogel hat Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Medizin und Biowissenschaften an der Hochschule Ansbach studiert und ihre journalistischen Kenntnisse im Masterstudiengang Multimediale Information und Kommunikation vertieft. Es folgte ein Volontariat in der NetDoktor-Redaktion. Seit September 2020 schreibt sie als freie Journalistin für NetDoktor.

ICD-Codes:
J21J12J20B97
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
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  • Robert Koch-Institut: RKI-Ratgeber "Respiratorische Synzytial-Virus-Infektionen (RSV)" (Stand: 06.02.2018), unter: www.rki.de
  • S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI): "Leitlinie zur Prophylaxe von schweren Erkrankungen durch Respiratory Syncytial Virus (RSV) bei Risikokindern, Aktualisierung 2017/2018" (Stand: 30.10.2018)
  • Seeger, W. & Matthys, H.: Klinische Pneumologie, Springer-Verlag, 4. Auflage, 2009
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