Verstopfung

Von , Medizinredakteurin und Biologin
Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

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Verstopfung (Obstipation) kann die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen: Die Stuhlentleerung ist erschwert und schmerzhaft – der Kot ist meist hart und kann nur durch starkes Pressen in kleinen Portionen ausgeschieden werden. Die Ursache der Verstopfung ist meist harmlos (z.B. Stress, Schichtarbeit). Manchmal stecken aber auch Erkrankungen wie Diabetes dahinter. Lesen Sie hier alles Wichtige zum Symptom Verstopfung.

Frau hält sich an den Bauch

Kurzübersicht

  • Beschreibung: Bei Verstopfung haben Betroffene (Erwachsene) weniger als dreimal pro Woche Stuhlgang. Dabei ist der Stuhl hart und lässt sich nur unter starkem Pressen absetzen.
  • Häufigkeit: In Europa leiden etwa 17 bis 24 Prozent der Bevölkerung an Verstopfung - Frauen häufiger als Männer. Die Häufigkeit nimmt allgemein mit dem Alter zu.
  • Formen bzw. Ursachen: situative Verstopfung (z.B. bei Bettlägerigkeit, Stress), chronisch habituelle Verstopfung (z.B. bei Ballaststoffmangel, häufig unterdrücktem Stuhlgang), Verstopfung durch Medikamente, Nervenstörungen (z.B. bei Diabetes), Hormonstörungen (z.B. bei Schilddrüsenunterfunktion), Elektrolytstörungen oder Darmerkrankungen (Reizdarm, Darmkrebs etc.), Verstopfung in der Schwangerschaft
  • Tipps und Hausmittel: viel Bewegung, ballaststoffreiche Ernährung, Füll- und Quellmittel (wie Leinsamen), Ruhe beim Essen, gut kauen, ausreichend trinken, Stress vermeiden, regelmäßige Entspannung, Stuhlgang nicht unterdrücken, morgens ein Glas Wasser auf nüchternen Magen, morgendliche Bauchmassage
  • Ärztliche Behandlung: Medikamente gegen Verstopfung (Abführmittel, Mittel zur Anregung der Darmperistaltik = Prokinetika), ggf. Behandlung von Grunderkrankungen als Ursache der Verstopfung (Schilddrüsenunterfunktion, Diabetes etc.).

Wann spricht man von Verstopfung?

Wie oft der Darm entleert wird, ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Manche Menschen haben täglich Stuhlgang, andere müssen nur alle paar Tage ihr "großes Geschäft" erledigen. Laut Experten gilt - was die Häufigkeit der Darmentleerung betrifft - alles als normal, was zwischen dreimal täglich und dreimal pro Woche liegt.

Von Verstopfung (Obstipation) sprechen Mediziner im Allgemeinen dann, wenn jemand

  • weniger als dreimal pro Woche Stuhlgang hat,
  • dabei stark pressen muss, und
  • der Stuhl durch die längere Verweildauer im Darm hart und klumpig ist.

In der Praxis ist diese Definition aber oft nicht so eindeutig - manchmal betrachten sich auch Menschen als "verstopft", die nicht die medizinischen Kriterien einer Obstipation erfüllen. Ein Beispiel: Wenn jemand zwar dreimal pro Woche Stuhlgang hat, der Stuhl aber sehr hart ist und sich nur durch starkes Pressen und unter Schmerzen absetzen lässt, kann der Betreffende ebenfalls den subjektiven Eindruck einer Verstopfung haben.

Eine vorübergehende Verstopfung ist keine Seltenheit: Die meisten Menschen haben hin und wieder einen trägen Darm, etwa weil sie sich zu wenig bewegen, zu wenig trinken und ballaststoffarm ernähren. Eine Lebensstiländerung bringt den Darm meist wieder schnell in Schwung.

Chronische Verstopfung dagegen lässt sich meist schwerer beheben und geht vielfach mit einem hohen Leidensdruck einher. Dabei sprechen Fachleute von chronischer Obstipation, wenn seit mindestens drei Monaten eine subjektiv unbefriedigende Stuhlentleerung besteht und diese in mehr als 25 Prozent der Fälle von zwei der folgenden Leitsymptome begleitet wird:

  • starkes Pressen
  • klumpiger oder harter Stuhl
  • subjektives Gefühl von unvollständiger Darmentleerung
  • subjektives Gefühl von Blockierung oder Verschluss (Obstruktion) im Enddarm
  • Nachhelfen bei der Stuhlentleerung mit der Hand
  • weniger als drei Stuhlgänge pro Woche

Hausmittel gegen Verstopfung

Mit der richtigen Ernährung und Lebensweise können Sie eine Verstopfung einfach lösen beziehungsweise sogar verhindern. Die folgenden Tipps helfen gegen Verstopfung:

  • ballaststoffreiche Ernährung: Essen Sie viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukte.
  • in Ruhe essen
  • gründlich kauen: Die Verdauung beginnt schon im Mund, kauen Sie jeden Bissen ausreichend.
  • genug trinken: Experten empfehlen eine tägliche Trinkmenge von zwei Litern (z. B. Wasser, Mineralwasser, Tee).
  • bewegen Sie sich: Vor allem Verstopfung im Alter scheint mit Bewegungsmangel in Zusammenhang zu stehen.
  • dem Stuhldrang nachgeben: Unterdrücken Sie den Stuhlgang nicht, etwa weil Sie gerade telefonieren wollten.
  • Stuhlgang in Ruhe: Nehmen Sie sich genügend Zeit für den Gang zur Toilette.
  • regelmäßige Darmentleerung: Gehen Sie zum Beispiel immer morgens nach dem Frühstück zur Toilette und bleiben Sie zehn Minuten sitzen, auch wenn nichts passiert. Oft gewöhnt sich der Körper allmählich daran und nutzt irgenwann die Zeit dann für die Darmentleerung.
  • Entspannung: Steht der Körper unter Stress, drosselt er die Darmtätigkeit. Geeignete Entspannungsmethoden sind zum Beispiel Progressive Muskelentspannung und Autogenes Training.

Wenn Sie trotz dieser Tipps unter Verstopfung leiden, können Ihnen die folgenden Hausmittel helfen.

Natürliche Abführmittel

Können bei Verstopfung Hausmittel wirklich helfen? Ja, können sie, aber es braucht meist Geduld dafür. Denn im Gegensatz zu Medikamenten gegen Obstipation wirken Hausmittel in der Regel nicht sofort, sondern erst nach einigen Tagen.

Einige Lebensmittel wirken auf natürliche Weise abführend. Sie können bei einer Verstopfung eingenommen werden und die Verdauung in Schwung bringen. Zu diesen natürlichen Abführmitteln gehören:

Leinsamen gegen Verstopfung

Leinsamen steigern das Volumen des Darminhaltes. Bei einer Verstopfung erleichtert und beschleunigt das die Stuhlentleerung. Dazu nehmen Erwachsene zwei- bis dreimal täglich zwischen den Mahlzeiten ein bis zwei Esslöffel beziehungsweise 10 bis 20 Gramm ganze oder leicht gequetschte Leinsamen zu sich. Sehr wichtig ist dabei eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Jede Leinsamen-Portion sollten Sie mit mindestens 150 Milliliter Wasser zusammen einnehmen.

Die Tagesdosis für Erwachsene liegt bei 45 Gramm Leinsamen. Bei Kinder ist sie etwas niedriger: Sie können zwei- bis dreimal täglich jeweils zwei bis vier Gramm (1 bis 3 Jahre), drei bis sechs Gramm (4 bis 9 Jahre) beziehungsweise sechs bis zehn Gramm (10 bis 15 Jahre) der Samen zu sich nehmen - wiederum mit ausreichend Flüssigkeit.

Weitere Informationen finden Sie im Heilpflanzen-Text Lein.

Ein Teelöffel Leinsamen entspricht etwa vier Gramm.

Flohsamen gegen Verstopfung

Die Schleimstoffe in der Schale von Flohsamen können zum einen im Darm aufquellen und so das Stuhlvolumen steigern. Das erleichtert den Stuhlgang. Zum anderen binden sie freies Wasser und Giftstoffe im Darm. Flohsamen helfen so dabei, eine Verstopfung zu lösen.

Wer das Hausmittel zum Abführen anwenden möchte, nimmt einen Teelöffel Flohsamen mit 200 Milliliter Wasser oder klarer Brühe ein. Im Anschluss rasch zwei Gläser Wasser trinken.

Die Tagesdosis für Erwachsene liegt bei 20 bis 40 Gramm Flohsamen beziehungsweise bei 10 bis 20 Gramm Flohsamenschalen (jeweils aufgeteilt auf drei Einzeldosen).

Mehr Informationen finden Sie im Beitrag Flohsamen.

Rettichsaft

Schwarzer Rettich enthält scharfe Senföle und Bitterstoffe. Diese können Bakterien, Viren und Pilze hemmen, Schleim in den oberen Atemwegen lösen und auch gegen Übelkeit und Verstopfung helfen. Dazu einen schwarzen Rettich schälen, reiben und mit einer Saftpresse auspressen. Mehrmals täglich einen bis zwei Esslöffel von dem Saft einnehmen.

Mehr Informationen finden Sie im Beitrag Schwarzer Rettich.

Flüssigkeit auf leeren Magen

Trinken Sie nach dem Aufstehen auf nüchternen Magen ein Glas Wasser oder Fruchtsaft. Das löst oftmals den Stuhlgangreflex aus. Alternativ können Sie es auch mit einem morgendlichen Glas warmen Wassers vermischt mit dem Saft einer halben Zitrone probieren. Bei Kaffeetrinkern kann die morgendliche Tasse Kaffee den Stuhlreflex auslösen.

Ein Teelöffel Milchzucker oder etwas Salz im Wasser aufgelöst, kann den Stuhl weicher machen und so gegen Verstopfung helfen.

Probiotische Lebensmittel

Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die in Naturjoghurt, Kefir, Buttermilch, Sauerkraut, Roter Bete sowie milchsauren Getränken aus biologischen Vollkorngetreiden vorkommen. Sie unterstützen eine gesunde Darmtätigkeit und das Immunsystem. Als Hausmittel kommen sie vor allem bei Magen-Darm-Beschwerden zum Einsatz und können die Dauer der Beschwerden verkürzen.

Mehr dazu lesen Sie im Beitrag Probiotika.

Bauchmassage, -einreibung und Wärme

Eine Bauchmassage oder -einreibung kann oft helfen, sofort eine Verstopfung zu lösen.

Bauchmassage

Eine sanfte Bauchmassage kann die natürliche Darmbewegung ankurbeln, Spannungen lindern und Magen-Darm-Beschwerden wie eine Verstopfung lösen. Dazu mehrere Minuten lang mit beiden Händen und sanftem Druck im Uhrzeigersinn über den Bauch streichen. Beginnen Sie am rechten Unterbauch und streichen Sie bogenförmig bis zum linken Unterbauch. Damit folgen Sie dem Verlauf des Dickdarms.

Die sanfte Bauchmassage ist auch als Hausmittel bei Babys und älteren Kindern mit Verstopfung gut geeignet.

Weitere Informationen finden Sie im Beitrag Bauchmassage.

Baucheinreibung

Der Einsatz von ätherischen Ölen kann die Wirkung der Bauchmassage verstärken. Verwenden Sie dazu verdünntes Fenchel-, Melissen-, Kamillen- oder Kümmelöl. Das wärmt, löst Krämpfe und Schmerzen, beruhigt und regt die Verdauung an.

Dazu geben Sie ca. 10 bis 15 Tropfen eines der genannten ätherischen Öle in 50 Milliliter fettes Öl (z.B. kaltgepresstes Olivenöl oder Mandelöl). Von dieser Mischung etwas auf Ihren Handflächen erwärmen und dann sanft den Bauch damit im Uhrzeigersinn einige Minuten lang einreiben. Nicht mit zu viel Druck arbeiten! Dann gut zugedeckt etwa 30 Minuten nachruhen. Kann je nach Bedarf mehrmals täglich wiederholt werden.

Ätherische Öle können bei Säuglingen und Kleinkindern einen lebensgefährlichen Stimmritzenkrampf (Glottiskrampf) mit Atemstillstand hervorrufen. Wenden Sie ätherische Öle bei kleinen Kindern daher erst nach Rücksprache mit einem Arzt an und nur in einer geringen Dosierung!

Bauchauflage mit Kamille

Eine feucht-heiße Bauchauflage mit Kamille wirkt schmerzlindernd, krampflösend und entspannend. Dazu ein bis zwei Esslöffel Kamillenblüten mit einem halben Liter kochenden Wasser übergießen. Maximal fünf Minuten abgedeckt ziehen lassen, dann die Pflanzenteile abseihen.

Ein aufgerolltes Innentuch in ein zweites Tuch legen, das Ganze zum Wickel aufrollen. Diesen mit heraushängenden Enden im heißen Tee durchziehen lassen und auswringen. Das Innentuch faltenfrei um den Bauch legen. Ein trockenes Tuch herumwickeln und nach 20 bis 30 Minuten abnehmen. Danach eine halbe Stunde lang ruhen. Maximal zweimal täglich anwenden.

Warmes Körnerkissen

Ein warmes Körnerkissen (z.B. Kirschkernkissen) gibt lange Wärme ab. Es wirkt entspannend, schmerzstillend und fördert die Durchblutung. Das kann auch bei einer Verstopfung wohltuend sein. Das Kissen je nach Herstellerangaben auf der Heizung oder in der Mikrowelle erhitzen und am Bauch anlegen. So lange einwirken lassen, wie die Wärme angenehm ist.

Senfmehlfußbad

Ein Senfmehlfußbad regt die Durchblutung an, wirkt schleimlösend und lindert Schmerzen. So gehts's:

Eine Fußbadewanne oder einen großen Eimer mit maximal 38 Grad warmem Wasser füllen. Das Wasser sollte so hoch sein, dass es bis zu den Waden geht. Dann 10 bis 30 Gramm schwarzes Senfmehl einrühren. Füße hineinstellen, über die Knie ein großes Handtuch legen (um das Gesicht vor aufsteigenden Dämpfen zu schützen).

Nach etwa zwei bis zehn Minuten setzt ein brennendes Gefühl auf der Haut ein. Dann die Füße noch fünf bis zehn Minuten im Wasser lassen. Im Anschluss herausnehmen, gründlich abspülen und mit Olivenöl einreiben. Danach 30 bis 60 Minuten zugedeckt im Bett ruhen.

Mehr über die Wirkung und Anwendung von Senfmehl lesen Sie im Heilpflanzen-Text Senf.

Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.

Lage von Dünn- und Dickdarm:

Medikamente gegen Verstopfung

Abführmittel (Laxanzien) gegen Verstopfung sollten Sie erst dann einsetzen, wenn eine Lebensstiländerung (z.B. mehr Bewegung, Stressabbau), die Einnahme von Ballaststoffen und die Anwendung sonstiger Hausmittel auch nach einem Monat noch keine Wirkung gezeigt haben. Es gibt verschiedene Arten von Abführmitteln, die teils frei verkäuflich (wie Glaubersalz, Laktulose, Rizinusöl), teils rezeptpflichtig sind (etwa Prucaloprid):

  • Osmotisch wirksame Abführmittel binden im Darm Wasser, wodurch der Stuhl feucht und gleitfähig bleibt. Beispiele sind Glaubersalz, Bittersalz, Laktulose, Sorbit und Macrogol.
  • "Wassertreibende" (hydragoge) Abführmittel sorgen dafür, dass vermehrt Wasser in das Darminnere einströmt. Dazu zählen etwa Bisacodyl, Natriumpicosulfat und Anthrachinone (z.B. in Sennesblättern, Faulbaumrinde).
  • Stuhlaufweichende Mittel vermengen sich mit den Speiseresten im Darm und wirken als Gleitmittel (z. B. Paraffinöl).
  • Gasbildende Abführmittel (Natriumhydrogencarbonat) setzen im Darm Gas (Kohlendioxid) frei, wodurch sich das Stuhlvolumen vergrößert und der Druck auf die Darmwand zunimmt - das stimuliert den Weitertransport des Stuhls und den Stuhlgangreflex.
  • Prokinetika fördern die Darmbewegung (Darmmotilität). So werden die Speisereste schneller in Richtung Ausgang (After) transportiert (Prucaloprid).

Viele Laxantien werden über den Mund eingenommen, etwa in Form von Tabletten, Tropfen oder als Sirup. Andere werden direkt über den After in den Darm verabreicht, entweder in Form von Zäpfchen oder als Klistier/Miniklistier. Mit Letzterem wird eine kleine Flüssigkeitsmenge in den Darm gespritzt, zum Beispiel eine Salz- oder Zuckerlösung. Die abführende Wirkung setzt durch diesen kleinen Einlauf sehr schnell ein.

Lassen Sie sich von einem Arzt oder Apotheker beraten, welches Abführmittel für Sie am besten geeignet ist. Wenden Sie dieses genau so an, wie der Arzt oder Apotheker es Ihnen empfohlen hat beziehungsweise wie es in der Packungsbeilage steht. Denn bei unsachgemäßer Anwendung (zu hohe Dosis und/oder zu lange Einnahme) können Abführmittel ernste Nebenwirkungen wie Flüssigkeits- und Salzverlust haben.

Verstopfung in der Schwangerschaft

Die oben genannten Hausmittel und Tipps helfen oft auch gegen die häufige Darmträgheit in der Schwangerschaft. Wenn nicht, können Schwangere in Absprache mit dem Arzt bestimmte Abführmittel anwenden. Geeignet sind zum Beispiel Laktulose, Sorbitol, Bisacodyl, Macrogol und Natriumpicosulfat. Auch Klistiere/Miniklistiere sind erlaubt.

Diese Abführmittel können nicht nur bei Verstopfung in der Schwangerschaft, sondern auch bei Verstopfung in der Stillzeit angewendet werden.

Verstopfung bei Kindern

Für die Vorbeugung und Behandlung von Verstopfung bei Kindern gelten folgende Empfehlungen:

  • Das Kind sollte viel trinken (z.B. Mineralwasser, ungesüßter Tee, aber kein Kakao!) und eine ballaststoffreiche Ernährung (Obst, Gemüse, Vollkornprodukte) erhalten.
  • Kleinen Kindern können Sie zur Anregung der Verdauung Birnenmus und Vollkornbrei geben.
  • Ebenfalls gegen Darmträgheit helfen eingeweichtes Dörrobst, Sauerkraut sowie mit viel Flüssigkeit eingenommene Leinsamen.
  • Stopfende Lebensmittel (z.B. Weißbrot, Kuchen, Fastfood) sollten gemieden werden.
  • Geben Sie dem Kind Milch nur in Maßen, dafür aber täglich mild gesäuerte Milchprodukte (z. B. Buttermilch, Kefir, Joghurt, Molke).
  • Verwenden Sie zum Kochen Olivenöl statt Butter, Margarine oder Sonnenblumenöl.
  • Achten Sie darauf, dass das Kind nicht zu viele Süßigkeiten nascht.
  • Das Kind sollte sich viel bewegen.
  • Um den Weitertransport des Speisebreis im Darm anzuregen, können Sie den Bauch des Kindes mit der flachen Hand sanft im Uhrzeigersinn massieren. Alternativ können Sie dem Kind eine Wärmflasche auf den Bauch legen oder einen warmen Wickel für den Bauch machen.
  • Bei Säuglingen und Kleinkindern mit Verstopfung ist besonders sorgfältig auf die Pflege von Po und After zu achten.

Bei Bedarf kann der Arzt für Ihr Kind bestimmte Abführmittel gegen die Verstopfung empfehlen, so zum Beispiel Laktulose oder Macrogol. Im Akutfall kann dem Kind auch ein Miniklistier aus der Apotheke verabreicht werden, das den Stuhl im Enddarm erweicht.

Geben Sie Kindern niemals pflanzliche Präparate gegen Verstopfung wie Sennesblätter, Faulbaumrinde oder Rhabarberwurzel.

Verstopfung: Begleitsymptome

Verstopfung wird oft von Völlegefühl und Unwohlsein begleitet. Auch Blähungen, ein Druckgefühl im Bauch und Bauchschmerzen können auftreten. Manche Betroffene berichten zudem von Kopfschmerzen, Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Appetitlosigkeit.

Verstopfung: Ursachen und mögliche Erkrankungen

Verstopfung ist keine Krankheit, sondern ein Symptom - ein Zeichen dafür, dass im Körper irgendetwas nicht stimmt. Meist ist diese Ursache relativ harmlos (zu wenig Bewegung, ballaststoffarme Ernährung etc.), manchmal steckt aber auch eine (ernste) Erkrankung dahinter.

Die wichtigsten Formen von beziehungsweise Ursachen für Verstopfung sind:

Vorübergehende oder situative Verstopfung

Viele Menschen haben in bestimmten Situationen eine Verstopfung, zum Beispiel während einer fieberhaften Erkrankung, bei Schichtarbeit oder Bettlägerigkeit. Auch ungewohntes Essen auf Reisen kann vorübergehend eine Obstipation auslösen.

Chronisch habituelle Obstipation

Die chronisch habituelle Obstipation beruht auf einer Funktionsstörung des Darms. Die Ursachen sind nicht eindeutig geklärt. Als mögliche Trigger gelten eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr, ballaststoffarme Ernährung, Bewegungsmangel und eine häufige Unterdrückung des Stuhlgangreizes (z.B. aus Zeitnot).

Allerdings müssen Flüssigkeits-, Ballaststoff- und Bewegungsmangel nicht zwangsläufig zu Verstopfung führen. Auch bei faserreicher Kost, ausreichender Flüssigkeitszufuhr und viel Bewegung kann Darmträgheit auftreten.

Reizdarmsyndrom

Menschen mit Reizdarm leiden abwechselnd unter Verstopfung und Durchfall (Diarrhoe). Die Ursachen dafür sind bislang nicht bekannt. Experten haben aber verschiedene Hypothesen erstellt. So stehen beispielsweise eine gestörte Darmbewegung (Darmperistaltik), eine erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut, eine erhöhte Immunaktivität in der Darmschleimhaut und ein gestörter Serotonin-Haushalt im Verdacht. Auch eine gestörte Darmflora, Stress und Magen-Darm-Infektionen könnten zur Entstehung des Reizdarmsyndroms beitragen.

Medikamente

Manchmal wird eine Verstopfung durch Medikamente ausgelöst. So können zum Beispiel Eisenpräparate, kalzium- und aluminiumhaltige Präparate gegen Sodbrennen sowie Antidepressiva den Darm träge machen. Auch Anticholinergika (z.B. bei Reizblase und Inkontinenz, Parkinson, Asthma), Opiate (starke Schmerzmittel oder das Hustenmittel Codein) sowie Bluthochdruck-Medikamente sind mögliche Auslöser einer Obstipation.

Elektrolytstörungen (Störungen des Salzhaushaltes)

Manchmal ist Kaliummangel (Hypokaliämie) schuld an einer Verstopfung. Ein solcher kann sich etwa entwickeln, wenn man zu oft Abführmittel einnimmt. Daneben können auch andere Störungen des Salzhaushaltes wie etwa ein Überschuss an Kalzium (Hyperkalzämie) der Grund für Verdauungsprobleme sein.

Organische Darmerkrankungen

Verschiedene Darmerkrankungen können zu Problemen und Schmerzen beim Stuhlgang führen. Dazu zählen zum Beispiel Darmausstülpungen (Divertikel), entzündete Darmausstülpungen (Divertikulitis), Darmpolypen, Analfissuren und -abszesse, schmerzhafte Hämorrhoiden, die chronisch-entzündliche Darmerkrankung Morbus Crohn, ein Herausrutschen des Mastdarms aus dem After (Rektumprolaps) sowie Darmkrebs.

Nervenstörungen

In manchen Fällen ist eine Verstopfung durch Nervenstörungen bedingt. Diese können etwa auf die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), Parkinson oder Multiple Sklerose zurückzuführen sein.

Hormonstörungen

Verstopfung kann auch die Folge von Hormonstörungen sein, wie sie etwa bei Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), Diabetes, Überfunktion der Nebenschilddrüse (Hyperthyreoidismus) oder in der Schwangerschaft auftreten.

Schwangerschaft

Verstopfung in der Schwangerschaft ist ein weit verbreitetes Phänomen. Sie ist durch mehrere Faktoren bedingt. Dazu gehören zum Beispiel die erhöhten Hormonwerte (wie Progesteron) bei Schwangeren. Diese sichern die Versorgung des Kindes, drosseln aber die Darmtätigkeit.

Außerdem gerät der Darm durch das Anwachsen der Gebärmutter und des Ungeborenen zunehmend unter Druck. Auch die Tatsache, dass Frauen in der Schwangerschaft weniger körperlich aktiv sind, trägt zur Darmträgheit bei.

Verstopfung bei Babys & Kleinkindern

Von Verstopfung bei Kindern sprechen Mediziner im Allgemeinen, wenn ein Kind höchstens einmal pro Woche einen harten, trockenen und meist schmerzhaften Stuhlgang hat. Zu den wichtigsten Ursachen von Verstopfung bei Kindern zählen:

  • falsche Ernährung: Wie bei Erwachsenen ist auch bei Kindern oft ein Mangel an Ballaststoffen, Flüssigkeit und Bewegung Schuld, wenn es Probleme und Schmerzen beim Stuhlgang gibt. Darüber hinaus kann auch ein Zuviel an "stopfenden" Lebensmitteln wie Weißbrot, Kuchen, Schokolade und anderen Süßigkeiten Darmträgheit verursachen.
  • Umstellung von Muttermilch auf feste Kost: Zu einer Verstopfung bei Babys kommt es oftmals, wenn die Ernährung von Muttermilch auf Breimahlzeiten beziehungsweise Beikost umgestellt wird.
  • Änderungen des normalen Tagesablaufs: Kommt der gewohnte Tagesrhythmus durcheinander (z.B. auf Reisen, bei Bettlägerigkeit, in Stresssituationen), können sich leicht Verdauungsprobleme bei Kindern einstellen.
  • wunder Po: Ein wunder Po verursacht Schmerzen beim Stuhlgang, weshalb Kinder oft den Stuhl zurückhalten. Je länger der Kot im Darm verweilt, desto trockener und härter wird er, was die Entleerung dann noch schmerzhafter macht und neue Haut- bzw. Schleimhauteinrisse verursacht. Viele Kinder "verkneifen" sich den Stuhldrang dann erst recht. Mit der Zeit kann sich eine chronische Verstopfung (Obstipation, die länger als zwei Monate andauert) entwickeln.
  • Antibiotika: Verstopfung bei Kindern kann auch durch eine Behandlung mit Antibiotika bedingt sein.
  • "Lernverstopfung": Beim Entwöhnen von der Windel tun sich manche Kinder schwer: Sie schaffen es nicht immer rechtzeitig zur Toilette und schämen sich dann für das Malheur. Eine "Lernverstopfung" kann die Folge sein.
  • Laktoseintoleranz: Manchmal wird eine chronische Verstopfung durch eine Milchzuckerunverträglichkeit verursacht.
  • angeborene Farmfehlbildung: Morbus Hirschsprung ist eine angeborene Fehlbildung des Enddarms. Milde Formen der Erkrankung machen sich oft erst bei Kindern im Vorschulalter mit chronischer Verstopfung bemerkbar. Die Betroffenen haben nur alle fünf bis sieben Tage Stuhlgang, und auch dann manchmal nur mithilfe von Einläufen oder anderen Maßnahmen.

Verstopfung: Wann zum Arzt?

Eine gelegentliche Verstopfung lässt sich oft ohne ärztliche Hilfe beseitigen (mit mehr Bewegung, ballaststoffreicher Ernährung, viel trinken, Bauchmassage, Stressabbau, Hausmitteln etc.). Wenn Verdauungsprobleme und harter Stuhlgang allerdings öfter auftreten, ist ein Arztbesuch ratsam. Umgehend zum Arzt gehen sollten Sie bei:

  • Begleitsymptomen wie Blut im Stuhl und/oder Gewichtsverlust
  • akut auftretender Verstopfung

Bei akut auftretender Verstopfung mit starken Bauchschmerzen, geblähtem Bauch, Fieber, Übelkeit und Erbrechen kann ein lebensgefährlicher Darmverschluss dahinterstecken. Verständigen Sie sofort den Notarzt!

Verstopfung: Was macht der Arzt?

Um der Verstopfung (Obstipation) auf den Grund zu gehen, wird sich der Arzt zuerst ausführlich mit dem Patienten unterhalten, um dessen Krankengeschichte zu erheben (Anamnese): Er lässt sich die Beschwerden genau schildern, fragt nach den Lebensgewohnheiten (inkl. Ernährungsverhalten), eventuellen aktuellen Erkrankungen und der Anwendung von Medikamenten. Häufige Fragen in diesem Anamnesegespräch sind zum Beispiel:

  • Wie oft haben Sie Stuhlgang?
  • Welche Farbe und Konsistenz hat der Stuhl?
  • Bereitet Ihnen der Stuhlgang Schmerzen?
  • Seit wann haben Sie Probleme und Schmerzen beim Stuhlgang?
  • Haben Sie noch andere Beschwerden (z.B. Rückenschmerzen, Übelkeit)?
  • Nehmen Sie irgendwelche Medikamente ein? Wenn ja, welche?
  • Ist bei Ihnen irgendeine Grunderkrankung bekannt (Diabetes, Schilddrüsenunterfunktion, Reizdarm, Divertikulose, Parkinson etc.)?

Allein aus den Angaben des Patienten kann der Arzt oftmals schon auf die Ursache der Verstopfung schließen (z.B. Flüssigkeitsmangel, Stress, Schichtarbeit).

Körperliche Untersuchung

Darüber hinaus kann der Arzt mit verschiedenen Tests und Untersuchungen herausfinden, ob möglicherweise eine bestimmte Erkrankung der Grund für den harten Stuhlgang ist. Er wird daher als nächstes eine körperliche Untersuchung durchführen. Vor allem bei chronischer Verstopfung wird er dabei auch den Anus des Patienten begutachten und die Grundspannung des Afterschließmuskels mit dem Finger prüfen.

Weitere Untersuchungen

Je nach Bedarf folgen weitere Untersuchungen, um dem Verdacht auf bestimmte Grunderkrankungen als Auslöser der Verstopfung abzuklären. Dazu zählen beispielsweise:

  • Blutuntersuchung: Die Blutanalyse kann beispielsweise Hinweise auf Diabetes, Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) oder Elektrolytstörungen geben.
  • Darmspiegelung (Koloskopie): Vor allem bei Verdacht auf Darmausstülpungen (Divertikel), entzündete Darmausstülpungen (Divertikulitis), Darmpolypen, Darmkrebs und Reizdarm ist diese Untersuchung aufschlussreich.
  • Ultraschall: Eine Ultraschalluntersuchung des Bauches ist etwa bei Verdacht auf Divertikulose, Divertikulitis oder Morbus Crohn sinnvoll. Ein Ultraschall der Schilddrüse kann bei Verdacht auf eine Schilddrüsenunterfunktion Klarheit bringen.
  • Stuhluntersuchung: Bei Blut im Stuhl kann beispielsweise Morbus Crohn oder Divertikulitis dahinerstecken. Auch Darmpolypen und Darmkrebs kommen als Ursache in Frage.

Bei einer hartnäckigen chronischen Verstopfung können weitere Untersuchungen und Tests notwendig sein. Es kann beispielsweise die Kolontransitzeit gemessen werden, um zu prüfen, ob der Dickdarm Speisereste mit normaler Geschwindigkeit weitertransportiert. Die Messung kann mithilfe einer Röntgenuntersuchung im Rahmen des Hinton-Tests erfolgen:

Der Patient muss Gelatine-Kapseln mit röntgendichten Markern einnehmen (einmalig oder über mehrere Tage verteilt). Nach fünf bis sieben Tagen wird anhand von Röntgenaufnahmen geprüft, wie viele röntgendichte Marker sich im mittleren Dickdarmabschnitt - dem Grimmdarm (Kolon) - befinden. Daraus lässt sich die Kolontransitzeit berechnen. Als krankhaft (pathologisch) gilt eine Kolontransitzeit von mehr als 72 Stunden.

Eine andere Untersuchungsmethode ist die Druckbestimmung im Enddarm (anorektale Manometrie). Dabei wird die Funktionsfähigkeit der Schließmuskeln am Darmausgang überprüft. Das kann ebenfalls zur Abklärung einer chronischen Verstopfung hilfreich sein.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

Quellen:
  • Arzneipflanzenlexikon – Register: www.pharmakobotanik.de
  • Bachmann, S. & Längler, A.: Hausmittel in der modernen Medizin, Urban und Fischer Verlag, 1. Auflage, 2005
  • Barry Werth: "Epidemiology of constipation in adults: Why estimates of prevalence differ" in: Journal of Epidemiological Research, Vol. 5, No. 1, 2019 unter: https://www.sciedupress.com/
  • Bieber, C. et al.: Duale Reihe Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2018
  • Bühring, U.: Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde, Haug Verlag, 5. Auflage, 2020
  • Classen M. et al.: Innere Medizin, Urban & Fischer Verlag, 5. Auflage, 2003
  • Grünwald, J. & Jänicke, C.: Grüne Apotheke, Gräfe und Unzer Verlag, 3. Auflage, 2015
  • Herold G.: Innere Medizin, Selbstverlag, 2021
  • Hoek, T. & Suda, D.: Sichere Hausmittel für mein Kind, Springer-Verlag, 2. Auflage, 2002
  • Mutschler E. et al.: Arzneimittelwirkungen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 11. Auflage, 2019
  • Riemann, J.F. et al.: Gastroenterologie in Klinik und Praxis, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2007
  • Schwandner, O.: Proktologische Diagnostik, Springer Verlag, 1. Auflage, 2016
  • Stein, J. & Jauch, K.-W.: Praxishandbuch klinische Ernährung und Infusionstherapie, Springer-Verlag, 2. Auflage, 2012
  • Werner, M. & von Braunschweig, R.: Praxis Aromatherapie, Haug Verlag, 6. Auflage, 2020
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